Volksrepublik China
Mao und seine Erben auf ihrem langen Marsch zur Weltmacht
Eine marxistische Analyse
Heimat Hochfeld, Gerokstraße 1, 47053 Duisburg
Es wird inzwischen viel über China geredet – aber wie? Leitender Gesichtspunkt der China-Berichte in der bürgerlichen Öffentlichkeit ist die Frage, was der Aufstieg dieses Landes für „uns“ bedeutet. Der Eintritt Chinas in den freien Weltmarkt wird begrüßt und die Öffnung seines Marktes mit 1,3 Milliarden chinesischer Kunden stimmt „uns“ enorm hoffnungsfroh; andererseits droht möglicherweise eine neue „gelbe Gefahr“. Denn dieses Mal tritt China an als kampfstarke wirtschaftliche Konkurrenz, die „uns“ nicht nur mit ihren Dumping-Löhnen Teile des Weltgeschäfts abjagt und „unsere“ Märkte überschwemmt, sondern längst zum organisierten Angriff auf „unser“ Allerheiligstes, das technische Know-how des deutschen Mittelstands, geblasen hat. Politisch wiederholt sich die Ambivalenz: Deutschlands politische und ökonomische Elite verspricht sich durchaus einiges von der wieder erstarkten asiatischen Macht und den guten Beziehungen, die sie zu ihr unterhält. Andererseits registriert man in Berlin ebenso wie in Washington, dass man es mit einer zunehmend selbstbewussten Großmacht zu tun hat, die sich nicht so einfach einordnen und für eigene weltpolitische Interessen benutzen lässt. Bestürzt stellt man fest, dass die chinesische Führung eine Ansammlung „immer noch“ ziemlich „kommunistischer Betonköpfe“ ist, damit befasst, ihrem Volk Demokratie und Menschenrechte und dem Dalai Lama „sein Tibet“ zu verweigern. Von der Öffentlichkeit abgeschottet beschäftigt sie sich mit undurchsichtigen Intrigen und Konkurrenz um die Macht im Land, zu der bisher weder Oppositionelle noch westlich gesponserte NGOs Zutritt bekommen. Dass ihr das bisher ziemlich unangefochten gelingt, nötigt dann umgekehrt schon wieder Respekt ab. Es ist also eine ziemlich üble Mischung von Ignoranz, Feindschaft und Begeisterung, die das Urteil der bürgerlichen China-Beobachter_innen kennzeichnet.
Das China-Bild der links-alternativen Öffentlichkeit präsentiert sich 
keineswegs sachlicher. Es ist auf der einen Seite geprägt von 
sentimentalen Reminiszenzen an frühere Tage, als man in Mao, die 
Volkskommunen und die Kulturrevolution eigene Hoffnungen und Wünsche 
hineinprojiziert hatte. Dem gegenüber stellen sich Linke das heutige 
China gerne als Ausbund rohester kapitalistischer Verhältnisse vor. Ihre
 Reportagen und Analysen werden in vielen Fällen von Millionen 
hungernder Wanderarbeiter_innen bevölkert – fast so, als wäre man in 
seiner Kapitalismuskritik entwaffnet, wenn es auch in China nach 30 
Jahren Marktwirtschaft schon etwas gesitteter zuginge und als gäbe es an
 Chinas langem Marsch in den Kapitalismus nicht mehr zu erklären. Oder 
man bleibt einfach stur und schenkt der Kommunistischen Partei und ihren
 Interpretationen Glauben, denen zufolge sich das Land noch immer auf 
dem Weg zum Sozialismus befindet – nur dass dieser etwas länger ausfällt
 als angenommen und kleine kapitalistische Umwege zur Erhöhung der 
gesellschaftlichen Produktivkraft einschließt.
Das Buch, das hier vorgestellt werden soll, stellt sich quer zu solchen 
Deutungen. Es kritisiert den Sozialismus Mao Zedongs, ohne Partei zu 
ergreifen für Chinas Übergang zur Marktwirtschaft. Es verfolgt den 
Aufstieg eines Entwicklungslandes zur kapitalistischen Großmacht, ohne 
den Fortschritt dieser Nation mit dem Wohlergehen des chinesischen Volks
 zu verwechseln. Es konstatiert den Erfolg des modernen China und die 
Eindämmungsbemühungen der etablierten Weltmächte, ohne in der 
Auseinandersetzung, die längst begonnen hat, Sympathien für eine der 
Seiten zu bekunden:
China. Ein Lehrstück über
• alten und neuen Imperialismus,
• einen sozialistischen Gegenentwurf und seine Fehler,
• die Geburtsstunde eines neuen Kapitalismus und
• den Aufstieg einer neuen Großmacht.
