Fü: Antifa Aktionsreihe und Stadtspazigergang

Antifa Aktionsreihe und Stadtspazigergang - 1

Die Antifaschistische Linke Fürth (ALF) und die Jugendantifa Fürth (JAF) veranstalteten im Herbst eine Aktionsreihe, die mit der Veranstaltung „80 Jahre Antifaschistische Aktion“ begann, der die jährliche Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht folgte und deren Abschluss ein antifaschistischer Stadtspaziergang durch Fürth bildete. Im Rahmen des Spaziergangs entstand die Begleitbroschüre „ArbeiterInnenwiderstand in Fürth“, die die Stationen des Stadtrundgangs zusammenfasst und den Widerstand vor und während dem Nationalsozialismus in Fürth darstellt.

 

Veranstaltung 80 Jahre antifaschistische Aktion:

 

Der Vortrag, der mit der Organisierten Autonomie (OA) zusammen veranstaltet wurde und im Gewerkschaftshaus in Nürnberg stattfand, bildete den Auftakt der antifaschistischen Aktionsreihe „Input“. Er ging Fragen nach der Entstehung der Antifaschistischen Aktion nach, zeigte die Gründung derselben durch den „Reichseinheitskongreß“ der KPD vom 10. Juli 1932 auf und ging nach einem historischen Abriss auf die Bewegung nach 1945 ein.

Dabei stand in einem ersten Teil vor allem die historische Entstehung des Antifaschismus als antikapitalistischem Kampfbegriff im Mittelpunkt. Die Antifaschistische Aktion geht auf die „Einheitsfront-Strategie“ der Kommunistischen Internationale zurück. 1932 wurde die Einheitsfront-Strategie in „Antifaschistische Aktion“ umbenannt und hatte die Einheit aller AntifaschistInnen gegen den Faschismus in Deutschland zum Ziel.

In einem zweiten Teil wurde sich der Antifa-Bewegung nach 1945 gewidmet. Über die Rolle der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) und der KPD wurde vor allem auf die Entstehung der „heutigen“ Antifa-Bewegung eingegangen. Gegen die alten und neuen FaschistInnen wurde zunächst Widerstand aus den Reihen der K-Gruppen im Zusammenwirken mit Teilen der undogmatischen Linken organisiert. An vielen Orten bildeten sich in dieser Zeit ideologisch und organisatorisch nicht eingebundene antifaschistische Arbeitskreise. Auch auf die Gründung der ersten autonomen AntifaschistInnen in der BRD wurde eingegangen.

Bernd Langer, beteiligt an der norddeutschen Antifa-Koordination in den 1980er-Jahren, Initiator der kulturpolitischen Initiative Kunst und Kampf (KuK), Mitbegründer der Autonomen Antifa (M) und der AA/BO (Antifaschistische Aktion/Bundesweite Organisation), schilderte die Geschichte der Antifaschistischen Aktion eindringlich und konnte so den etwa 100 ZuhöhrerInnen einen guten Einblick in die Geschichte der Bewegung, deren Wurzeln und den Veränderungen nach 1945 geben.

 

Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht:

 

Am 09. November erinnerten rund 350 Menschen der Reichspogromnacht in Fürth. Die jährliche Gedenkveranstaltung wurde wie in den Jahren zuvor vom Fürther Bündnis gegen Rechts organisiert. Neben dem Oberbürgermeister der Stadt Fürth, einem aktiven Spieler des lokalen Fußballvereins, waren es vor allem die Reden des Fürther Bündnisses gegen Rechts und der Antifaschistischen Linken Fürth, die dazu aufforderten aus der Geschichte zu lernen. Neben der Rolle des Verfassungsschutzes im Zusammenhang mit der NSU-Mordserie und dessen Verstrickung in denselben, wurde deutlich herausgearbeitet, dass auf staatliche Organe zur Bekämpfung faschistischer Ideologien, die in der Mitte der Gesellschaft ihren Nährboden finden, kein Verlass sein kann. Dies zeigt einerseits die Repressionswelle, derer sich AntifaschistInnen vor allem hier in der Region momentan aussetzen müssen, andererseits auch der staatliche Rassismus der mehr denn je allgegenwärtig spürbar ist, sei es im Umgang mit den Flüchtlingen in der Nahe gelegenen „Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung“ oder in der gängigen Abschiebepraxis der Kommunen.

Ein Vertreter der Fürther Ultragruppe „Horidos 1000“ verwies auf die unrühmliche Rolle des DFB während der NS-Zeit und Formen des Rassismus in heutigen Stadien, sowie deren Veränderung durch das Aufkommen der Ultrabewegung.

Besonders erfreulich ist die nach wie vor gute Mitarbeit im Fürther Bündnis gegen Rechts, das das Gedenken seit seinem Bestehen organisiert und sich nicht durch diverse Versuche – wie etwa der unsäglichen Extremismusklausel - spalten lässt, sowie die hohe Zahl der Beteiligten aus unterschiedlichen Spektren.

 

Antifaschistischer Stadtrundgang „ArbeiterInnenwiderstand“:

 

Der antifaschistische Stadtrundgang, welcher sowohl am 01. als auch am 09. Dezember stattfand und von dem Fürther Historiker Siegfried Imholz geleitet wurde, beschäftigte sich mit Fragen danach was in der Zeit vor und während dem zweiten Weltkrieg in der Kleeblattstadt passierte, wie der antifaschistische Widerstand in Fürth aussah, wo die Zeugnisse dieser Zeit noch heute im Stadtbild sichtbar sind und wie den Fürther Opfern gedacht wird? Der etwa zweistündige Spaziergang startete am Grünen Markt in Fürth, führte durch die Gustavstraße zur Stadthalle, und endete nach einem Stück durch die Fußgängerzone an der Fürther Freiheit. Vor allem der Widerstand von KommunistInnen wurde dargestellt, aber auch die Morde des Naziregimes, sowie die Deportationen in die Konzentrations- und Vernichtungslager standen im Mittelpunkt. So zeigte sich, dass in Fürth zahlreiche Antifaschistinnen und Antifaschisten von den Nazis ermordet wurden, deren Widerstand im Stadtbild nur ungenügend repräsentiert ist und die TäterInnen häufig nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. In Zusammenhang mit dem antifaschistischen Stadtrundgang entstand die Broschüre „ArbeiterInnenwiderstand in Fürth“, die auf insgesamt 35 Seiten die elf Stationen des Rundgangs zusammenfasst. Neben einzelnen Personen, wie beispielsweise Johann Frenzel, Rote Hilfe Aktivist, der Familie Goldmann oder Rudolf Benario, beschäftigt sich die Broschüre auch mit geschichtsträchtigen Orten, wie dem KPD Büro in der Königstraße oder dem AGDB und SPD Büro in der Hirschenstraße. Sie liefert einen guten und tiefgehenden Einblick in die Geschichte des ArbeiterInnenwiderstands in Fürth und kann hier heruntergeladen werden.

Insgesamt kann der Stadtspaziergang als Erfolg und gelungener Abschluss der Aktionsreihe angesehen werden. Bei dem ersten Rundgang beteiligten sich rund 35 Personen, bei dem zweiten – trotz Schnee und Kälte – ca. 65 Menschen, die den interessanten Ausführungen des Historikers Imholz folgten und bei dem ein Teil der Geschichte Fürths dargestellt wurde, der bei bürgerlichen Stadtführungen nur all zu gerne ignoriert wird.

 

Die gesamte Aktionsreihe kann als ein voller Erfolg eingeschätzt werden. Sowohl bei den beiden Spaziergängen, als auch bei der Auftaktveranstaltung beteiligten sich jeweils mehr als hundert Menschen aus verschiedenen Spektren und konnten so einiges über die Geschichte des Antifaschismus – einmal ganz allgemein, einmal ganz speziell in Fürth – lernen. Auch das jährliche Gedenken zur Reichspogromnacht hatte eine deutlich höherer Beteiligung als in den vergangenen Jahren. Uns ist es wichtig, dass sich weiterhin kontinuierlich mit der Geschichte des Faschismus und seiner heutigen Ausprägung auseinandergesetzt wird, aus ihr gelernt wird, sodass Antisemitismus, Rassismus und Faschismus endlich auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen werden.

Nachdem sich die die erste antifaschistische Aktionreihe „Input“ hauptsächlich der Geschichte des Antifaschismus gewidmet hat, wird sich im Frühjahr/ Sommer eine zweite Aktionsreihe vor allem heutigen Formen des Antifaschismus widmen und auf aktuelle Debatten eingehen.

 

Daher in diesem Sinne:

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.

Faschismus bekämpfen!

 

Antifaschistische Linke Fürth & Jugendantifa Fürth

 



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