Mehrere hundert Menschen haben am Samstag in Frankfurt/Oder einen 
erneuten Aufmarschversuch der NPD zunichte gemacht. Etwa 120 Neonazis 
konnten zwar vom Hauptbahnhof aus eine halbe Stunde durch das 
Neubaugebiet Neuberesinchen laufen. Dann jedoch wurden sie von einer 
etwa 300 Personen starken Blockade gestoppt. Viereinhalb Stunden 
steckten die NPD-AnhängerInnen an der Kreuzung Leipziger Straße Ecke 
Cottbuser Straße fest, dann hieß es: Kehrt Marsch, zurück zum Bahnhof, 
Heimreise antreten. Die Proteste waren vom antifaschistischen Bündnis „Kein Ort für Nazis“ organisiert worden. Bereits im März war in Frankfurt/Oder ein NPD-Aufmarschversuch nach wenigen hundert Metern durch Menschenblockaden gestoppt worden.
Auftaktblockade von Polizei rabiat geräumt: Mehrere Verletzte
Am
 Samstag wurde eine erste, kleinere Blockade an der Ferdinandstraße von 
der Polizei rabiat geräumt. Mehrere Personen wurden dabei verletzt. Die 
Rechten hingegen verließen eilig, schon wenige Minuten nach ihrer 
verabredeten Startzeit um 12 Uhr durch eine von einem massiven 
Polizeiaufgebot abgesicherte Schneise den Bahnhofsvorplatz. In kurzen 
Redebeiträgen versuchte sich die Partei als „Anti-Euro-Partei“ 
darzustellen. Vor Ort waren Neonazis aus der Region Berlin und 
Brandenburg sowie eine kleinere Abordnung aus Hamburg und Waren/Müritz. 
Auf Grund der großen Polizeibegleitung wirkte die Demonstration doppelt 
so groß. Auffällig war ein Block der "Kameradschaft Märkisch Oder Barnim" (KMOB)
 mit eigenem Transparent - die KMOB hatte sich 2010 selbst aufgelöst, 
nachdem ihre Demonstrationsreihe durch antifaschistische Blockaden 
verhindert wurde und sie ein staatliches Verbot befürchteten. Am Tag der
 Auflösung verkündete die Kameradschaft, dass jemand, der das Logo oder 
den Namen weiterverwendet, "von uns als Spalter oder VS angesehen 
werden, der unsere Bewegung weiter schädigen will." Hinter dem 
Transparent waren neben Robert Gebhardt auch weitere ehemalige 
KMOB-AktivistInnen.
Ausbruchversuch der Neonazis von Polizei gestoppt/Blockade versperrt Nazis Weg in die Innenstadt
Bald
 formierte sich eine Blockade an der Leipziger Straße, die schnell auf 
300 Personen anwuchs. Ab 12:40 Uhr steckten die Neonazis darum an ein 
und demselben Punkt fest. Die Warterei sorgte dafür, dass etliche Rechte
 aufgaben, die Demo verließen und vorzeitig abreisten. Gegen 16 Uhr 
versuchten die verbliebenen Rechten einen Ausbruch durch die 
Polizeiketten – weg von der eigentlich vorgesehenen, durch die Blockade 
verstellte Route Richtung Innenstadt. Es blieb beim Versuch, die 
Neonazis wurden aufgehalten. Um 17 Uhr erfolgte dann die zerknirschte 
Durchsage: Es habe keinen Sinn mehr, man werde sicherlich aber 
wiederkommen, verkündete NPD-Landeschef Klaus Beier. Die Neonazis liefen
 zurück zum Bahnhof, der Spuk war vorbei.
Polnische AntifaschistInnen festgehalten
Auch
 AntifaschistInnen aus Polen hatten versucht, an den Protesten in 
Frankfurt/Oder teilzunehmen. Dies wurde von der Polizei verhindert. Die 
6-köpfige Gruppe wurde am Oderturm festgenommen und am Abend der 
polnischen Polizei übergeben.
Polizei verhindert Protest am Dresdner Platz und greift GegendemonstrantInnen an
Insgesamt
 traten die aus fünf Bundesländern zusammengezogenen 600 
PolizeibeamtInnen in Frankfurt/Oder äußerst aggressiv auf. Eine 
80-köpfige Gruppe wollte an der Kundgebung in der Tunnelstraße/nähe 
Dresdner Platz teilnehmen und wurde auf dem Weg dahin von einer 
BFE-Einheit angegriffen. Ein Demonstrant wurde dabei am Kopf verletzt 
und musste sich zur Behandlung ins Klinikum begeben. Mehrere andere 
wurden mit Pfefferspray attakiert. Eine weitere Person wurde schwer am 
Fuß verletzt, als Beamte einer Brandenburger BFE-Einheit versuchten, 
einen Kollegen der Bundespolizei an Blockaden in der Briesener Straße 
vorbeizuleiten. Die BereitschaftspolizistInnen leiteten den Privat-PKW 
des Bundesbeamten über einen Gehweg, wo er über den Fuß des 
Demonstranten rollte. Zu mehren Übergriffen durch die Polizei kam es 
auch auf dem Abreiseweg in Richtung Berlin. Mehrere Menschen wurden u.a.
 am Bahnhof Erkner und im Zug brutal geschlagen.
"Aktion Kleeblatt" weiterhin glücklos
Die
 im März in Frankfurt (Oder) großspurig angekündigte 
Demonstrationsoffensive der Brandenburger NPD kann nach dem heutigen 
Samstag als gescheitert erklärt werden. In keiner einzigen Stadt konnten
 die Neonazis ihre geplante Route laufen. Der Fakt, dass Neonazis 
vorzeitig und entnervt die heutige Demonstration verließen, ist ein 
klares Signal:
Antifaschistischer Widerstand lohnt sich!
Weitere Bilder vom Tag gibt es bei flickr: 1, 2, 3







