Von Horst Müller.
Nach dem noch immer ungeklärten Brand, der in der Nacht zum Samstag in der Flüchtlingsherberge in Wörth ausgebrochen war (wir berichteten),
 wurde Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen rund um die 
Asylbewerberunterkünfte im Landkreis Landshut laut. So berichtet die 
"Karawane Landshut für die Rechte von Flüchtlingen und Migrant/innen" 
laut einer Pressemitteilung davon, dass "die Flüchtlinge in Angst und 
Schrecken" leben würden und "ein rassistischer Hintergrund" nahe liege.
Der Sprecher der Karawane, Till Seidemann, betont, dass bei dem "Brandanschlag auf das Flüchtlingslager" nur deshalb niemand verletzt worden sei, weil ein Bewohner den Brand durch Zufall bemerkt habe. Seidemann erhebt in diesem Zusammenhang schwere Vorwürfe gegen das Landratsamt Landshut, weil sich der oder die Täter durch eine Hintertür, die von den Bewohnern nicht abgeschlossen werden könne und durchgehend offen stehe, Zugang zu dem ehemaligen Gasthaus verschafft hätten. "Dies stellt auch weiterhin ein enormes Sicherheitsrisiko für die Flüchtlinge dar, das vom Landratsamt Landshut fahrlässig hingenommen wird", kritisierte Seidemann, der das Flüchtlingslager eigenen Angaben zufolge am Sonntag besucht hat.
Aus dem Landratsamt verlautete dagegen, dass man in Sachen Sicherheit im
 ständigen Kontakt mit den zuständigen Stellen stehe. Jetzt gelte es 
erst einmal die Ergebnisse der kriminalpolizeilichen Ermittlungen 
abzuwarten, bevor das Sicherheitskonzept etwaigen neuen Erkenntnissen 
anzupassen sei.
Unterdessen arbeiten Beamte der Kripo Landshut 
weiter mit Hochdruck an dem Fall. Nach derzeitigem Ermittlungsstand 
dürfte das Feuer in der Asylbewerberunterkunft vorsätzlich gelegt worden
 sein, da es mehrere Brandausbruchstellen gab. "Von dem oder den Tätern 
fehlt bislang jede Spur. Über die Motivlage ist nach wie vor nichts 
bekannt. Die Kripo Landshut ermittelt weiter in alle Richtungen", teilte
 Polizeisprecher Alexander Schraml am Dienstag mit.
Bei der 
Inaugenscheinnahme des Brandortes stellten die Kriminalbeamten fest, 
dass im Waschraum der Schlauch einer Waschmaschine offensichtlich durch 
Unbekannte gelöst wurde. Eine Überflutung des Waschraumes konnte jedoch 
verhindert werden. Am Brandort sicherten die Ermittlungsbeamten zudem 
Spuren, deren Auswertung derzeit erfolge. Zwischenzeitlich seien auch 
die elf zur Brandzeit anwesenden Bewohner mit Hilfe von Dolmetschern 
vernommen worden. Die Kripo Landshut hofft weiterhin auf Hinweise aus 
der Bevölkerung, die unter Telefon 0871-92520 mitgeteilt werden können.
Die Flüchtlinge seien derzeit äußerst besorgt: "Im Moment sind wir sehr 
erschüttert von dem, was passiert ist. Es ist sehr schwierig für uns, 
nachts unsere Zimmer zu verlassen, da wir Angst haben, dass so etwas 
noch einmal passiert", zitiert die "Karawane Landshut" in ihrer 
Pressemitteilung einen jungen Bewohner der Unterkunft. Die Vermutung 
eines rassistisch motivierten Angriffs liege nahe, da das Haus vor dem 
Anschlag mit rassistischen Parolen beschmiert worden sei.
Außerdem
 konstatiert die "Karawane Landshut", dass die Bewohner untereinander 
ein sehr gutes Verhältnis pflegen würden, in der Gemeinde jedoch völlig 
isoliert seien, da es "kaum ehrenamtliche Angebote, geschweige denn 
professionelle Unterstützung" gebe.
Weiter heißt es in der 
"Karawane"-Pressemitteilung: "Unweigerlich werden hier die Erinnerungen 
an die Brandanschläge in Rostock-Lichtenhagen, Anfang der 90er Jahre 
wach, die einem neu erstarkten gesellschaftlichen Rassismus entsprangen.
 Auch die Hetze gegen asylsuchende Roma aus Serbien und Mazedonien, die 
unter Verwendung rassistischer Rhetorik betrieben wird, schafft ein 
Klima, das einen Nährboden für solche Anschläge liefert."
Um 
Solidarität mit den betroffenen Flüchtlingen auszudrücken und eine 
schnelle und gründliche Untersuchung des Brandanschlags einzufordern, 
wird nach Angaben der "Karawane Landshut" am Samstag in Wörth eine 
Kundgebung geplant. In der dortigen Asylbewerberunterkunft sind derzeit 
22 Personen untergebracht: elf Afghaner, sieben Personen moslemischen 
Glaubens aus Russland sowie jeweils zwei Flüchtlinge aus Nigeria und dem
 Kongo.
