Runder Tisch gegen Rechts sammelte Unterschriften für die „Landshuter Erklärung“
Von Rita Neumaier.
Der Widerstand gegen Rechtsradikale eint 
Menschen aller Gesellschaftsschichten und Parteien. Das bestätigt die 
vom Runden Tisch gegen Rechts initiierte "Landshuter Erklärung". Darin 
haben sich rund 450 Bürger bereit erklärt, bei einem erneuten 
Naziaufmarsch an einer gewaltfreien Blockade teilzunehmen und sich 
solidarisch mit den Zielen des Bündnisses erklärt.
Der Runde 
Tisch gegen Rechts hat nach dem Aufmarsch der Neoazis am 25. Februar 
deren Androhung, dass sie wiederkommen wollen, ernstgenommen, sagt 
Hans-Dieter Schenk vom Runden Tisch gegen Rechts. Für diesen Fall wurde 
die "Landshuter Erklärung" initiiert, die für ein weltoffenes und 
tolerantes Landshut wirbt.
Die Unterstützerliste soll im Fall 
eines erneuten Nazi-Aufmarsches den gewaltfreien Widerstand 
mobilisieren. "Wir wollen vorbereitet sein", sagt Bündnis-Mitglied Kurt 
Büttler. 454 Bürger aus der Stadt und der Region haben diese Erklärung 
unterzeichnet. Ein großer Teil davon erklärte sich bereit, diese 
Unterstützung auch öffentlich zu machen - etwa in einer demnächst 
erscheinenden Anzeige. Daran sei zu ersehen, wie breit der Widerstand in
 der Bevölkerung verankert ist, sagt Kurt Büttler.
"Okkupation" entgegenstellen
Schon
 bei dem Aufmarsch im Februar hätten sich viele Bürger den Neonazis 
entgegengestellt, obwohl die Stadt und die Polizei die Strategie 
verfolgten, die Nazis und die Gegendemonstranten auseinanderzuhalten. 
"Davon halten wir nichts", sagte Schenk. Vielmehr müsse man den Neonazis
 deutlich zeigen, dass sie in Landshut unerwünscht sind. Man wisse aus 
anderen Städten, dass sich die Rechtsradikalen willkommen fühlten, wenn 
man sich ihnen nicht entgegentritt: "Sie betrachten es als Okkupation, 
wenn sich ihnen niemand in den Weg stellt", erklärt Kurt Büttler. "Da 
zählt jeder Meter." Die "Landshuter Erklärung" wolle unmissverständlich 
deutlich machen, dass in dieser Stadt kein Platz für Nazis ist.
Die
 Unterzeichner erklärten sich gleichzeitig solidarisch mit allen, die 
dieses Ziel teilen - auch wenn sie sonst andere politische Ansichten 
vertreten. Darunter sind Ärzte, Pfarrer, Lehrer, Künstler und 
Unternehmer. Die Bandbreite der Unterzeichner zeigt laut Schenk, dass 
eine breite Bürgerschaft die Ziele des Runden Tischs gegen Rechts 
unterstützt, einem Zusammenschluss aus verschiedenen politischen Gruppen
 und Institutionen, der gegen Rechtsradikalismus kämpft. Hans-Dieter 
Schenk ist beispielsweise Regionssekretär des DGB, Kurt Büttler ist im 
Vorstand des Arbeitskreises Dritte Welt aktiv.
Der Runde Tisch 
gegen Rechts sieht sich gelegentlich mit dem Vorwurf, zu links zu sein, 
konfrontiert. "Aus der Sicht der Rechten kann das sogar stimmen", sagt 
Schenk scherzhaft. Wo es um den gemeinsamen Widerstand gegen 
Rechtsradikalismus gehe, dürfe man aber keine 
"Links-Rechts-Schwarzweiß-Malerei" betreiben. Innerhalb von zwei Monaten
 sind die Unterschriften zusammengekommen. "Es haben viele 
unterschrieben, von denen wir es nicht gedacht hätten, aber auch manche 
nicht, von denen wir es erwartet hätten."
Angst vor Nazi-Drohungen
Die
 Angst vor dem Droh-Potenzial der Neonazis habe einige von der 
Unterschrift abgehalten. Doch die meisten der zurückgeschickten 
Unterschriftszettel hätten zustimmende und unterstützende Bemerkungen 
enthalten.
Die Erklärung fordert unmittelbar zum zivilen 
Widerstand auf. Sitzblockaden seien jedoch eine rechtliche Grauzone, 
sagt Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber. Allerdings werde die Polizei 
nicht gegen Bürger vorgehen, die sich gegen Rechts wehren wollen. Die 
Einsatztaktik der Polizei bei Aufmärschen von Neonazis und 
Gegendemonstranten sei jedoch vom Einzelfall abhängig. Man werde in der 
Regel versuchen, die beiden Lager zu trennen und gewalttätige Handlungen
 würden von keiner Seite toleriert. "Wenn Tomaten fliegen, greifen wir 
ein."
Abgesehen von einer kleineren Protestaktion am Rand der 
Innenstadt, die von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt blieb, hat 
es in Landshut bislang keine weiteren Aktionen der Neonazis gegeben. 
Scheibenzuber befürchtet, dass es zu solchen kommen könne, wenn ihr 
örtlicher Rädelsführer, der Rechtsradikale Martin Wiese, wieder ins 
Gefängnis kommt. Er war im Mai von einem fränkischen Gericht zu einer 
Haftstrafe verurteilt worden, die er bislang noch nicht angetreten hat.

