Essen – Die nordrhein-westfälische NPD, ohnehin durch anhaltende Erfolglosigkeit und Absplitterungen geplagt, kommt nicht zur Ruhe.
Diesmal beklagt sich der NPD-Kreisverband Mönchengladbach. Er wehrt sich gegen den zunehmenden Einfluss von Funktionären vor allem aus dem Ruhrgebiet, die einer Zusammenarbeit mit „parteifreien“ Neonazis sehr offen gegenüberstehen. Eine Woche nach dem Landesparteitag (bnr.de berichtete hier und hier) beschäftigte sich der Kreisverband unter der Überschrift „,Kölscher Klüngel’ im Ruhrgebiet“ mit dem Treffen der Delegierten in Duisburg. Diesem Bericht zufolge ist NPD-Landeschef Claus Cremer mit nur 55 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt worden – und das, obwohl kein Gegenkandidat antrat. Die Landespartei hatte dieses miserable Ergebnis bisher verschwiegen. Helmut Gudat, stellvertretender Kreisvorsitzender der NPD Mönchengladbach sei zwar erneut als Beisitzer gewählt worden – er habe die Wahl jedoch nicht angenommen, berichtet sein Verband. Als Grund für die Entscheidung Gudats, der seit 2006 dem Vorstand angehörte, wird allgemein die neue „Konstellation“ genannt.
Den „freien“ Neonazis ausdrücklich gedankt
Die Delegierten hatten unter anderem die Kreisvorsitzenden Nadine Braun (Düsseldorf/Mettmann) und Hans-Jochen Voß (Unna/Hamm) neu in den Vorstand gewählt. Ihre Kreisverbände stehen „parteifreien“ Neonazis sehr offen gegenüber. Neu zur Führungsspitze gehört auch Yvonne Weber aus dem direkten privaten Umfeld von Cremer. „Weber ist die Schwester der Lebensgefährtin von Cremer und wird wohl das Amt der Schatzmeisterin übernehmen“, heißt es beim Kreisverband Mönchengladbach. Hinweise auf Differenzen hatte nach dem Parteitag auch die Dortmunder NPD geliefert, die einigen Vorstandsmitgliedern namentlich zur Wahl gratulierte, dabei aber unter anderem Braun, Voß und Weber aussparte.
Zugleich mehren sich Hinweise, dass sich Cremer stärker um „parteifreie“ Neonazis bemühen will. Nach dem Verbot von zwei Organisationen in Dortmund und Hamm hatten sich deren führenden Vertreter an Christian Worchs Konkurrenzpartei „Die Rechte“ gewandt. (bnr.de berichtete) Dies soll der NPD im Raum Wuppertal offenbar nicht passieren. Unmittelbar nach dem Parteitag dankte Cremers Landesverband ausdrücklich den „Kameraden des freien Widerstandes WPT“, die Ordneraufgaben übernommen hatten. Und vor wenigen Tagen teilte Cremer per Facebook mit, er habe sich „mit NPD-Funktionsträgern und freien Aktivisten aus dem bergischen Land“ getroffen, „um unter anderen über eine engere Zusammenarbeit zu sprechen“. Dies sei „einer der ersten gemeinsamen Schritte“.
von Tomas Sager