In Landshut ist eine Straße nach einem strammen Hitler-Verehrer benannt.
 Bemerkt hat das noch keiner. Zu sehr konzentriert man sich momentan 
wohl auf den Preis eines Sportvereins, der nach einem "Mitläufer" in der
 Nazizeit benannt worden ist.
 
Gerade erst hat die TG Landshut nach wochenlangen Vorwürfen 
beschlossen, ihren „Karl-Herzer-Preis“ umzubenennen, weil Herzer als 
NSDAP-Mitglied wohl keine Vorbildfunktion erfüllen kann. Ob er „nur als 
Mitläufer“ einzustufen ist oder doch ein Mitglied aus Überzeugung war, 
das soll jetzt eine vom Verein in Auftrag gegebene Untersuchung zeigen. 
Relativ eindeutig ist im Vergleich dazu die Rolle von dem in Landshut 
geborenen Max Dingler, nach dem in der Stadt sogar eine Straße benannt 
worden ist.
	Der Thematik Dingler hat sich bereits 1996 der Historiker Dr. Freddy 
Litten gewidmet. In seinem Aufsatz „Max Dingler – die andere Seite“ (
http://litten.de/fulltext/dingler.htm)
 zeigt er anhand von lange Zeit unbeachteten Quellen, unter anderem 
Briefe von Dingler selbst, ganz klar dessen fanatische Verehrung für 
Hitler.
	 
	
      
        
        
        
        
          Max Dingler, ein strammer Hitler-Verehrer.
           
                
	 
	In Murnau wurde deshalb im letzten Jahr sogar eine Schule umbenannt. 
Schon 1922 soll er demnach der nationalsozialistischen Partei 
beigetreten sein, unterhielt sich nach eigenen Angaben im selben Jahr 
mit Adolf Hitler „unter vier Augen“ und war am Hitlerputsch 1923 in 
München mitbeteiligt. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 soll der 
sehr auf seine Karriere bedachte Zoologe und Mundartdichter dann enorm 
von seiner Parteimitgliedschaft profitiert haben. 1937 wurde er sogar 
zum Honorarprofessor der Ludwig-Maximilians-Universität München ernannt.
	 
	Nach dem Ende des NS-Regimes wurde Max Dingler zwar trotz einiger 
Zweifel als Mitläufer eingestuft, doch das könnte laut Litten „auch auf 
unzureichende Unterlagen“, die Grundlage der Beurteilung waren, 
zurückzuführen sein.
	Auch wird durch Littens Nachforschungen deutlich, dass Dingler an 
seiner Treue gegenüber dem Regime bis zum Schluss festgehalten hat und 
sogar noch mit dem Krieg sympathisierte, als sein eigener Sohn fiel.
	 
	Auch wiege nach Littens Ansicht schwer, dass sich Dingler nach Ende des
 NS-Regimes sein falsches Verhalten anscheinend nie eingestanden, noch 
dafür Verantwortung übernommen habe – schwerer jedenfalls als seine 
literarische Begabung, sein Engagement für den Naturschutz und seine 
wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Zoologie. Fraglich ist 
also, warum in der Stadt Landshut eine solche Person für würdig und 
angemessen erscheinen konnte, um nach ihr eine Straße in einem 
Wohngebiet im Stadtteil Achdorf zu benennen?
	 
	Fest steht, dass auch andere Städte Dinglers Rolle in der Nazi-Zeit 
nicht kritisch genug gesehen haben. In Murnau wurde er in den frühen 
1980er Jahren sogar zum Patron einer Schule gemacht. Nach zahlreichen 
Protesten und eingehenden Untersuchungen wurde diese im letzten Jahr 
schließlich umbenannt.
	 
	„Diese Frage hat sich in Landshut bisher aber nicht gestellt“, erklärt 
Gerhard Tausche vom Landshuter Stadtarchiv. „Die Entscheidung, wie eine 
Straße benannt wird, liegt letztendlich beim Stadtrat und dem 
Kultursenat.“
	Einleuchtend ist, dass die Umbenennung einer Straße vor allem für deren
 Bewohner mit einem großen bürokratischen Aufwand verbunden ist. So 
müssen etwa alle Personalausweise erneuert und Postadressen aktualisiert
 werden.
	Es ist jetzt also Sache des Stadtrats, ob Dingler weiter Namenspatron für eine Landshuter Straße bleiben soll.
 
 
   
    
 
Autor: Alexander Schmid