Untereisesheim - Es ist noch immer Gesprächsthema im Ort, kaum einer hätte sich das vorstellen können: Eine 30-jährige Frau aus Untereisesheim soll nach Angaben des Bundeskriminalamts das größte rechtsextreme Internetforum Deutschlands – thiazi.net – betrieben haben. Sie lebte mit Ehemann und Tochter in der Mietwohnung eines Mehrfamilienhauses. Das BKA hatte die Frau am Donnerstag festgenommen.
Die Vermieter wussten bis Freitag eigenen Angaben zufolge nicht, dass sich Razzia und Festnahme der mutmaßlichen Forums-Rädelsführerin ausgerechnet in ihrer Wohnung abgespielt hatten. „Ach du große Schande“, sagt die Frau des Besitzers. „Das waren doch so ruhige Leute.“
Unscheinbare Familie
Die Familie der mutmaßlichen Betreiberin des rechtsradikalen Internetforums soll erst vor wenigen Jahren zugezogen sein und vorher eine Zeit lang in Ungarn gelebt haben. Ob der Ehemann der Frau mit den rechtsextremen Aktivitäten in Berührung kam, „dazu liegen uns momentan keine Erkenntnisse vor“, sagt Andreas Gärtner, Sprecher der zuständigen Rostocker Staatsanwaltschaft.
Der zweite Hauptbeschuldigte im Verfahren kommt aus der Kleinstadt Barth in Mecklenburg-Vorpommern.
Weitere Durchsuchungen in ganz Deutschland
Auch in Mannheim-Käfertal habe es eine Durchsuchung gegeben, bestätigt Gärtner. Nach Informationen der Heilbronner Stimme wohnt dort eine Frau, die seit Jahren als Moderatorin im Forum aktiv war. Zudem sei das Haus eines NPD-Kreisverbandsabgeordneten aus Sachsen durchsucht worden.
Zwei weitere Festnahmen hatte es nach Angaben der Rostocker Staatsanwaltschaft in Karlsruhe und in Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) gegeben. Auf thiazi.net, das mittlerweile offline ist, soll der Holocaust geleugnet und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft verherrlicht worden sein.