Am Samstag, den 21. April, fand in Hopsten – anlässlich des Brandanschlags eine Woche zuvor – eine Mahnwache unter dem Motto „Keine Verharmlosung rassistischer Gewalt – Solidarität mit den Betroffenen!“ statt. Ab 13 Uhr versammelten sich hierzu knapp 40 Personen am Marktplatz in Hopsten. Mit Transparenten wie „Solidarisch gegen Rassismus“ und „Gegen Verharmlosung rassistischer Gewalt“ machten die Teilnehmer*innen auf ihr Anliegen aufmerksam.
Ziel der Mahnwache sollte es zum einen sein, einer solidarischen Haltung mit den Betroffenen des Brandanschlags Ausdruck zu verleihen. Am Abend des 13. April warfen Jugendliche und junge Erwachsene aus Hopsten einen Brandsatz auf den Balkon eines Wohnhauses in der Kettlerstraße. Dem beherzten Eingreifen eines Zeugen ist zu verdanken, dass keine Personen körperlich verletzt wurden. Die Täter hingegen verließen unmittelbar nach dem Wurf des Brandsatzes den Tatort und gefährdeten somit unmittelbar das Leben aller im Haus befindlichen Personen. Die Polizei konnte noch am selben Wochenende Tatverdächtige aus Hopsten festnehmen, welche bei Vernehmungen die Tat bereits eingeräumt haben.
Neben dem Ausdruck von Solidarität sollte durch die Mahnwache darauf aufmerksam gemacht werden, dass rassistische Anschläge in der breiten Öffentlichkeit oftmals kaum Beachtung finden. Rassistische Motive werden allzu häufig ignoriert, negiert oder verharmlost. In der medialen Öffentlichkeit scheint die Tragweite und Bedeutung solcher rassistischen Aktionen allzu oft nicht in seiner gesamten Tragweite ernst genommen zu werden. So haben lokale und regionale Medien zum Teil eine rassistische Motivation in ihrer Berichterstattung des Anschlages verneint. Und dies obwohl die Täter bei ihren Vernehmungen auch sagten, dass „Ausländer in einem kleinen Dorf wie Hopsten nichts zu suchen hätten“.
Sowohl die Reaktionen der Mehrheitsgesellschaft, als auch die mediale Berichterstattung isolieren die Betroffenen des Brandanschlags weiter. Während der Mahnwache stießen die Teilnehmer*innen nur vereinzelt auf wohlwollendes Interesse der Bevölkerung, vermehrt wurde ihnen jedoch auch verachtende Ablehnung entgegengebracht. Für die Betroffenen des Brandanschlags wird diese Ablehnung eine Aufarbeitung der Geschehnisse erheblich erschweren, wenn nicht gar unmöglich machen. Die aktuellen Debatten nach der Aufdeckung der Taten des NSU und der parteiübergreifende Ruf nach Solidarität mit Betroffenen rechter Gewalt scheint in der Bevölkerung von Hopsten bisher nicht angekommen zu sein. Die Mahnwachen-Teilnehmer*innen erneuerten mit ihrer Aktion ihren Aufruf sich aktiv mit den Betroffenen des Brandanschlags zu solidarisieren und ihnen bei der Verarbeitung der Geschehnisse unterstützend zur Seite zu stehen.
„Ich bin schockiert wie schnell die Bevölkerung diesen menschenverachtenden Anschlag verdrängen kann und zu einer heuchlerischen Normalität zurückfindet. Der Brandanschlag wurde aus ihrer Mitte heraus begangen und ist auch rassistisch motiviert. Diese Motivation sollte Anlass genug sein, sich mit den Betroffenen zu solidarisieren und die gesellschaftlichen Hintergründe der Tat in den Fokus der weiteren Auseinandersetzung zu rücken,“ erklärte Alex Birkner einer der Organisatoren der Mahnwache.