Wohnungs-Skandal: Die GBW wehrt sich

Unerträgliche Zustände in der GBW-Anlage in der Schupfer Straße
Erstveröffentlicht: 
16.12.2011

„Wir sind nicht gemeinnützig“ – nach der SPD-Schelte schickt die Gesellschaft Briefe an ihre Mieter

NÜRNBERG Ein neues bizarres Kapitel um die Gammelwohnungen der Wohnungsbaugesellschaft GBW: Die Tochter der maroden Bayern LB war in den letzten Wochen massiv unter Beschuss geraten. Immer mehr Missstände, etwa in der Nürnberger Wohnanlage an der Schupfer Straße, kamen ans Tageslicht.

 

Es geht um Schimmel, kaputte Heizanlagen, marode Wasserrohre, verwahrloste Häuser. Zudem drehte die GBW massiv an der Miet-Schraube: Es setzte satte 44 Prozent Aufschlag in drei Jahren.
Auch die mittelfränkischen SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Schuster, Helga Schmitt-Bussinger und Angelika Weikert halten die Praktiken der landeseigenen Wohnungsbauer für skandalös und wandten sich mit einem Info-Brief an die betroffenen Mieter. Davon bekamen die GBW-Verantwortlichen Wind und konterten nun mit einer „Mieterinformation“. Darin: „Richtigstellungen“.
Etwa diese: „Die GBW-Gruppe ist seit 1991 nicht mehr gemeinnützig.“ Was durchaus verwundert. Schließlich steht doch GBW für Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft. Auf AZ-Nachfrage räumt eine Sprecherin ein: „Das war mal, diese Abkürzung ist nur noch ein Kunstname.“
Noch verwunderlicher: Auf ihrer Website preist die GBW weiter ihre „sozialen Leitlinien“, etwa „nachhaltigen Mieterschutz.“ Wie passt das zu Mieten, die „in unerträglicher Weise“ (Stefan Schuster) erhöht wurden?

„Wir haben nur bei Wohnungen ohne öffentliche Förderung erhöht“, kontert die GBW – „selbstverständlich im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen“. Obwohl die Gesellschaft dementiert, bleiben die Landtagsabgeordneten  bei ihrer Vermutung, die Erhöhungen würden einen möglichen Verkauf  der Wohnungen an „Heuschrecken“ vorbereiten, die dann, wenn möglich, luxussanieren  würden.

Auf die Forderung der drei SPD-Politiker, bestimmte Schutzmechanismen für langjährige und ältere Mieter zu installieren, etwa Kündigungsschutz, wollte GBW-Vorstand Ernst Holland in einem Gespräch Anfang der Woche nicht eingehen, berichtet Schuster der AZ, vielmehr fühle man sich „den Aktionären verpflichtet“. Und nicht den Mietern?
Stefan Schuster bleibt kämpferisch: „Wir bleiben an der Sache dran.“