Experten rechnen auch bei den Neben- und Energiekosten mit einer Erhöhung
Nürnberg - Nürnbergs Mieter müssen heuer tiefer in die Tasche greifen: Sowohl die Netto-Kaltmieten als auch die Neben- und Energiekosten steigen weiter an.
Wie sich das Mietniveau in Nürnberg im Detail entwickelt, ist zwar erst nach Vorlage des neuen städtischen Mietspiegels in drei bis vier Monaten absehbar, doch die Richtung ist eindeutig: „Die Mieten steigen, weil wir kaum mehr ein Angebot haben“, fasst Makler Peter Matt die derzeitige Marktlage zusammen.
Zwei Faktoren sind dafür verantwortlich, ergänzt Hans-Joachim Schlößl, Leiter des Amtes für Wohnen und Stadtentwicklung: Zum einen erhöht der wachsende Zuzug in die Stadt den Druck auf den Immobilien- und Mietermarkt.
Umgekehrter Trend
Zog es die Menschen jahrelang aus den Ballungszentren auf das Land, hat sich dieser Trend längst umgekehrt. Nürnbergs Einwohnerzahl steigt seit Jahren — laut aktuellen Zahlen aus dem Amt für Statistik liegt sie derzeit bei über 510000 Menschen. Das führt zu steigender Nachfrage.
Zum anderen flüchten derzeit viele Investoren in das sogenannte Betongold: Sie stecken ihr Kapital in Immobilien. „Und wollen dafür natürlich möglichst hohe Mieten erzielen“, so Schlößl.
Makler Matt stimmt dem Amtsleiter zu: „Nach meinen Informationen gab es in den letzten Monaten bei Nürnbergs Notaren so viele Kaufverträge wie noch nie, die Immobilienkäufe ohne Grundschuldeinträge verbrieft haben.“ Anders formuliert: Finanzkräftige Investoren haben den Kaufpreis für die Häuser und Wohnungen, ohne Schulden aufnehmen zu müssen, beglichen. Diese Kapitalanleger wollen hohe Renditen.
„Der Markt verschiebt sich gerade weg von billigem Wohnraum hin zu komfortableren Mietobjekten“, beschreibt Matt die Konsequenzen. Für Amtsleiter Schlößl und dessen Mitarbeiter bedeutet das Mehrarbeit — die Zahl der Wohngeldanträge dürfte steigen.
Einen Vorgeschmack liefert bereits die Debatte um den Verkauf der GBW-Wohnungen. Wie berichtet, will die Bayerische Landesbank sich von den Objekten, in Nürnberg geht es um 3300 Mietwohnungen, trennen. Den betroffenen Mietern, etwa in der Schupfer Straße in Laufamholz, ist bereits die Kaltmiete um 20 Prozent erhöht worden.
„Die Ersten haben sich bei uns schon nach Wohngeld erkundigt“, so Schlößl. Dennoch will der Experte nicht schwarzmalen: „So tragisch das für jeden Einzelnen ist, müssen wir bei einer deutschlandweiten Betrachtung festhalten, dass wir in Nürnberg ein wunderbares Mietniveau haben.“ Im Vergleich zu Ballungszentren wie München, Hamburg oder Köln seien die Quadratmeterpreise günstig. „Nürnberg bleibt im Mittelfeld.“ Eine Einschätzung, die Dieter Wick, Gutachter, teilt: „Die Preise steigen nicht in den Himmel.“ In der Stadt sei es nach wie vor möglich, günstigen Wohnraum zu finden. Allerdings müsse intensiver gesucht werden.
Genauer Blick nötig
Reichte früher ein Blick auf den Stadtplan, um zu wissen, dass bestimmte Stadtviertel mit Billigmieten aufwarten, müsse heute jedes Objekt genau betrachtet werden:
Mittlerweile würden die Preise via „Mikromarkt-Betrachtungen“ festgelegt. Kürzlich musste Wick ein Mietshaus in Gostenhof begutachten — mit einem Quadratmeterpreis von 3,50 Euro. Einen Straßenzug entfernt wurden in einem ähnlichen Objekt 5,50 Euro pro Quadratmeter verlangt.