In der Preißlerstraße 5 lernten seit 1962 Fernmeldehandwerker
GOSTENHOF - Wo früher angehende Fernmeldehandwerker an Telefonen herumschraubten, baut die Firma Schultheiss Wohnbau AG derzeit 29 Wohnungen. Die ehemalige Ausbildungsstätte der Deutschen Post soll ab 2013 Schick in die Preißlerstraße bringen.
Die Nürnberger Wohnbaufirma hat das Gebäude in der Preißlerstraße5 der CV Control-Vermögensverwaltungs GmbH im Sommer 2011 abgekauft. „Wir investieren rund 8,5 Millionen Euro“, sagt Verkaufsleiter Jörg Wischnewsky. In den früheren Lehrwerkstätten, in denen ab 1962 Fernmeldetechniker ausgebildet wurden, entstehen 29 Wohnungen mit insgesamt 2850 Quadratmetern Fläche. Der Quadratmeterpreis liegt zwischen 2600 und 3000 Euro für die Penthäuser. Im Sommer 2013 sollen alle neuen Eigentümer einziehen können. Ihre Autos können sie in der bestehenden Tiefgarage abstellen, die Zufahrt ist über die Adam-Klein-Straße.
Abriß läuft bereits
Noch fällt der Blick von der Musterwohnung hinten raus auf die alten Werkstatthallen im Innenhof. Auffällig sind die Oberlichter, die wie Dreiecke auf dem Flachdach nach oben ragen. Ein Bagger beginnt gerade damit, die Schmiede abzureißen. Früher mussten die Auszubildenden der Deutschen Post unter anderem auch Metall bearbeiten. „Fernmeldelehrlinge brauchten damals viel handwerkliches Geschick“, erinnert sich Gerhard Weingärtner, der 1970 als fertiger Fernmeldetechniker die Preißlerstraße verließ. Fasziniert geht er durch die leeren Unterrichtsräume, die bis 2005 von der Deutschen Telekom genutzt wurden.
Der Innenhof soll laut Wischnewsky komplett leergeräumt werden, damit Platz für neue Reihenhäuser entsteht. Die werde eventuell auch Schultheiss bauen. Bevor vor 50 Jahren die Post ihre Lehrlinge in der Preißlerstraße unterbrachte, wurden hier Motorräder der Firma Ardie hergestellt. Doch die Telefone verdrängten die schweren Maschinen, weil der Post die bisherige Ausbildungsstätte in der Allersberger Straße nicht mehr ausreichte.
„1962 war der erste Jahrgang mit über 120 Lehrlingen“, erinnert sich Rainer Eck, der zu der Anfangsriege in den neuen Räume gehörte. „Es war klar, dass immer mehr Fernmeldehandwerker gebraucht würden, weil die Nachfrage nach einem privaten Telefonanschluss rasant stieg“, erzählt Eck, der im Museum für Kommunikation immer wieder Führungen zum Thema „Als das Telefon zu uns nach Hause kam“ veranstaltet.
„Nachdem viele bereits Musiktruhe, Fernseher und Waschmaschine daheim hatten, war Anfang der 60er Jahre das Telefon heiß begehrt.“ Wartezeiten von einem Jahr seien nicht selten gewesen.