Erneut ein toter Demonstrant in Bahrain

Demonstration in Bahrain

Mittlerweile fast täglich kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen in Bahrain. Seit dem „Jahrestag“ des Einmarsches der Truppen des Golfkooperationsrates am 14. März 2012 haben die Proteste neuen Aufschub erhalten. Zwar gelang es den „Sicherheitskräften“ in den letzten zwei Wochen, den sogenannten „Perlenplatz“ soweit abzuschirmen, dass alle Versuche von Demonstranten, zum Platz vorzudringen, scheiterten. Dabei kam es jedoch an den Absperrungen zu teilweise heftigen Kämpfen.

 

Die Aufstandsbekämpfungseinheiten setzen dabei, ähnlich wie die Bullen und das Militär in Ägypten, massiv Reizgas ein, dass in der Wirkung nicht mit dem in Deutschland eingesetzten CS oder CN Gas zu vergleichen ist. Diese Reizgaseinsätze töteten in den vergangenen zwei Wochen zwei Menschen. Erst am Donnerstag hatten sich mehrere hundert Demonstranten vor den UN Vertretung in Manama versammelt und verlangt, dass die UN tätig werde, um den Einsatz der tödlichen Reizgase zu stoppen.

In den letzten Tagen werden die Bullen mittlerweile in sämtlichen, von der schiitischen Mehrheit bewohnten Viertel der Hauptstadt, aber auch in anderen Teilen des Landes, von gut organisierten Gruppen mit Steinen, Schleudern und Molotovs angegriffen.

Heute wurde in einem südlichen Vorort der Haupstadt ein 22 jähriger Demonstrant von Männern in Zivil erschossen, als das Feuer auf eine Demonstration eröffnet wurde.

Während ein Sprecher der des Innenmnisteriums erklärte, die Autopsie werde ergeben, das die Projektile nicht aus Waffen der „Sicherheitskräfte“ stammen würden, erklärten Vertreter der Opposition, bei den Bewaffneten, die Ahmad Ismail Hassan erschossen haben, handele es sich um irreguläre Unterstützer der Regierung.

Ein (sehr) kurzer Anriss der Hintergründe:

Die schiitische Mehrheit in Bahrain wird systematisch diskriminiert. Sie bekommt die schlechteren Wohnungen, die schlechteren Jobs, im öffentlichen Dienst ist sie massiv unterrepräsentiert, bei den „Sicherheitskräften“ die totale Ausnahme (2 %!)

Durch eine manipulative Zusammensetzung der Wahlbezirke stellt sie trotz ihrer Mehrheit in der Wählerschaft nur eine Minderheit im Parlament. Das letzte Wort im Staate hat aber sowieso die Monarchie.

In den gegen die Demonstranten eingesetzten Sondereinheiten und Abteilungen der Nationalgarde tun viele aus anderen arabischen Ländern eingewanderte Sunniten Dienst, denen als Anerkennung die Staatsbürgerschaft Bahrains verliehen wurde.

Die sunnitische Regierung wirft dem Iran vor, eigene Interessen in Bahrain zu verfolgen, die Angehörigen der schiitischen Mehrheit stehen unter dem Generalverdacht der Zusammenarbeit mit den iranischen Machthabern.

Zentrale Forderungen der Opposition sind eine angemessene Beteiligung an der politischen Macht und die Verbesserung der sozialen Situation der schiitischen Mehrheit.


Die bisherigen Reformankündigungen der Machthaber waren lediglich kosmetischer Natur, es gibt weiterhin unzählige politische Gefangene, darunter etliche Krankenschwestern und Ärzte, die in den staatlichen Kliniken verletzte Demonstranten versorgt hatten.

In den deutschen Medien findet praktisch keine Berichterstattung zu Bahrain statt, und wenn dann nur im Zusammenhang mit deutschen Formel 1 Piloten, die in dem Land Rennen fahren wollen.

Eine Möglichkeit, sich auf englisch über die Situation zu informieren, stellt die Seite Bahrain Revolution dar: http://www.facebook.com/Bahrain.Feb14?ref=pb

Zu den Hintergründen des Konfliktes sind mehrere gute Artikel auf zenithonline erschienen. Unter dem Menupunkt Länder könnt ihr dort Artikel zu Bahrain aufrufen.

Ein Interview mit zwei Oppositionsvertretern findet sich auf alsharq.de http://www.alsharq.de/2011/04/schiiten-in-saudi-arabien-autoritare.html

Beitrag gepostet von recherchegruppe aufstand

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