Attentate auf Migranten und JüdInnen in Südfrankreich

Erstveröffentlicht: 
19.03.2012

 

Ermittlungen nach Attentat auf Schule in Toulouse. Identische Waffe bei drei Angriffen in Südfrankreich.

Die tödlichen Schüsse auf Lehrer, Kinder und Soldaten in und bei Toulouse hängen zusammen: Bei dem Attentat auf eine jüdische Schule in Toulouse wurde dieselbe Waffe benutzt wie bei zwei Anschlägen auf Soldaten in der vergangenen Woche.

 

Bei dem Attentat auf eine jüdische Schule in Toulouse und zwei Anschlägen auf Soldaten in Südfrankreich wurde nach Erkenntnissen der Ermittler dieselbe Waffe benutzt. Es handelt sich um eine Schusswaffe vom Kaliber 11,43 Millimeter. Das habe die ballistische Untersuchung ergeben, teilte die Polizei mit. Bei dem Anschlag am Montag seien insgesamt 15 Schüsse abgegeben worden.

 

Zuvor hatten bereits Präsident Nicolas Sarkozy und mehrere Regierungsmitglieder auf "Ähnlichkeiten" zwischen den Taten verwiesen. Die Staatsanwaltschaft sprach von "ernsthaften Hinweisen" auf Verbindungen.

Ein bislang unbekannter Täter hatte am Montagmorgen in einer jüdischen Schule in Toulouse einen Lehrer und drei Kinder erschossen. Er floh auf einem Motorroller. In diesem Monat hatte es bereits zwei ähnliche Angriffe auf Soldaten gegeben: Am Donnerstag waren in Montauban, 50 Kilometer von Toulouse entfernt, zwei Fallschirmjäger von einem Täter erschossen worden, der ebenfalls auf einem Motorroller flüchtete. Bei seinem ersten Angriff hatte der Täter, der auch hier mit einem Roller unterwegs war, einen Fallschirmjäger in Zivil getötet. Wie am Montag aus Ermittlerkreisen in Paris verlautete, handelte es sich dabei stets um einen Motorroller der Marke Yamaha vom Typ T-MAX.

Präsident Nicolas Sarkozy besuchte die Schule in Toulouse wenige Stunden nach der Tat und sprach von einer "nationalen Tragödie". "Das sind nicht nur eure Kinder, das sind auch unsere Kinder", sagte der Staatschef an die Eltern gewandt. Auch der sozialistische Präsidentschaftskandidat François Hollande sagte seine Termine ab und kündigte einen Besuch in Toulouse an. Der Präsidentschaftswahlkampf, der in den vergangenen Tagen die Aktualität in Frankreich beherrschte, wird vorerst ausgesetzt.

Am Dienstag soll in allen Schulen des Landes mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht werden. Was die Franzosen schockiert, ist nicht nur der Tod unschuldiger Kinder und der schwerste Angriff auf eine jüdische Einrichtung seit 30 Jahren. Es ist auch die Tatsache, dass der Täter innerhalb der vergangenen acht Tage wahrscheinlich schon dreimal zuschlug - immer auf ähnliche Art.

Die Staatsanwaltschaft in Paris ermittelt wegen Terrorismus-Verdacht

Er fuhr am helllichten Tag mit einem schweren Motorroller oder Motorrad vor und feuerte gezielt auf seine Opfer. In den ersten beiden Fälle schoss er auf Fallschirmjäger, von denen er drei tötete und einen schwer verletzte. Dabei ging der Täter extrem kaltblütig vor: Den ersten Soldaten spürte er offenbar über eine Internet-Anzeige auf und tötete ihn dann am Sonntag vor einer Woche in Toulouse, als der Mann in Zivil unterwegs war. Die anderen beiden Fallschirmjäger erschoss der Mann in Montauban vor einem Geldautomaten. Alle drei Opfer waren nordafrikanischer Abstammung. 

Über die Motive des Unbekannten, der seit seinem zweiten tödlichen Angriff am vergangenen Donnerstag der meistgesuchte Mann Frankreichs ist, rätseln Regierung und Justiz. Nachdem Verteidigungsminister Gérard Longuet kurz vor der Tat in Toulouse noch von einem "Verrückten" sprach, hat nach dem dritten tödlichen Angriff die Staatsanwaltschaft Paris Anti-Terror-Ermittlungen aufgenommen. 

Eine Frau will das Gesicht des Mannes trotz des Motorradhelms nach seiner Tat in Montauban gesehen haben. Er habe eine Narbe oder eine Tätowierung auf der linken Wange, berichtet die Zeugin mehreren Medien. Die Ermittler wollen dies nicht bestätigen. Doch in Ermittlerkreisen sind zwei Dinge klar: Es muss sich um einen guten Schützen handeln, und "er muss sehr viel Selbstvertrauen haben, um diese Verbrechen immer nach demselben Schema zu begehen".

 

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