Mehrere hundert Demonstranten, in der Mehrzahl Frauen, haben gestern 
an einer Kundgebung anlässlich des „ägyptischen Frauentages“ vor dem 
Obersten Gericht in Kairo teilgenommen. Sie protestierten gegen den 
jüngsten Freispruch im Prozess wegen der sogenannten Jungfrauentests, 
die an inhaftierten Demonstratinnen im letzten Jahr durchgeführt worden 
waren.
Sie solidarisierten sich mit Samira Ibrahim, die im März letzten Jahres 
nach ihrer Festnahme Opfer eines solchen sexistischen Angriffs geworden 
war. 
Der Militärarzt Ahmed Adel war vor wenigen Tagen in letzter Instanz von einem Militärgericht freigesprochen worden, angeblich sei die Beweislage nicht ausreichend gewesen. Laut Amnesty haben sich 17 Frauen gemeldet, die nach ihrer Festnahme vergewaltigt wurden. Bei den sogenannten Jungfrauentests wurde mit Gewalt in die Vagina der Frauen eingedrungen. In der Propaganda des Militärs sei davon auszugehen gewesen, dass es sich bei den festgenommenden Demonstrantinnnen um Prostitutierte gehandelt habe. Sie hätten die Nächte gemeinsam mit Männern in den Zelten auf dem Tahrir Platz verbracht. Auch wurde anfänglich behauptet, bei ihnen seinen Waffen und Molotov- Cocktails gefunden worden. Ergo sei ein solcher Test notwendig gewesen, da ja keine anständige Ägypterin ein solches Verhalten zeigen würde.
Die weiblichen Aktivisten in Ägypten sehen sich von anfang an 
massiven Angriffen aus den reaktionären Teil der Gesellschaft und von 
den „Sicherheitskräften“ ausgesetzt. Eine Demonstration von einigen 
hundert Aktivistinnen im Frühjahr letzten Jahres war von „Männern in 
zivil“ massiv angegriffen worden, die öffentlich dokumentierten Angriffe
 von Bullen und Militär auf Demonstrantinnen bei dem Massaker auf und um
 den Tahrir Ende letzten Jahres hatten viel Widerspruch ausgelöst.
In einer massiv angespannten Situation, nach tagelangen Kämpfen mit 
dutzenden Toten, hatten sich 10.000 Menschen, in der überwiegenden 
Mehrzahl Frauen, zwei Tage später die Strassen Kairos mit einer 
Demonstration zum Tahrir zurück erobert. 
Samira erklärte auf der Kundgebung gestern, sie werde die afrikanische Menschenrechtskommision anrufen, das Urteil richte sich nicht nur gegen sie, sondern gegen alle ägyptischen Frauen, die für ihre Rechte kämpfen würden. Aktivistinnen erklärten, bei einem Verfahren vor einem Militärgericht seinen in diesem Fall der Angeklagte und das Gericht das Selbe. Sie erklärten auch, dass sie davon ausgehen, dass die sexistischen Gewalt mit Billigung der obersten Militärs erfolgt sei, und diesem Vorgehen ein Plan zugrunde lag.
Der ägyptische Frauentag ist der Feministin Hoda Shaarawi gewidmet, die 1919 eine riesige Frauendemonstration gegen die britische Kolonialmacht organisierte.
gepostet von recherchegruppe aufstand

