Start der Veranstaltungsreihe „Es ist keine Krise – es ist das System“ des Anarchistischen Netzwerks Südwest*

Krise in Griechenland

Am Freitag, den 27.01.2012, finden in Freiburg und in Karlsruhe die ersten inhaltlichen Veranstaltungen der Reihe  "Es ist keine Krise – es ist das System" des Anarchistischen Netzwerks Südwest* statt.
Bis Ende Februar können Menschen im Einzugsgebiet des Netzwerks (Baden-Württemberg, Saarland,...) sich so durch die gebotenen Vorträge und den folgenden Diskussionen mit den Themen Krise und Kapitalismus herrschaftskritisch auseinandersetzen.

 

Während in Griechenland, Spanien und Portugal der soziale Kahlschlag die Schuldenkrise lösen soll, wetten Rating-Agenturen schon auf den Bankrott weiterer Staaten. Hieß es noch vor drei Jahren, der Neoliberalismus sei gescheitert, treibt er heute seine wildesten Blüten in den von der Krise befallenen Ländern. Demokratische Wahlen werden zur Farce und die Reste von direkter Demokratie werden entweder entsorgt oder so manipuliert, dass sie keinen Einfluss mehr auf die Politik haben. Hinter dem Diktat von EU, Europäischer Zentralbank, dem IWF und der Finanzindustrie steht das Interesse, die kapitalistische Eigentums- und Gesellschaftsordnung aufrechtzuerhalten, wenn es sein muss auch mit steigender Repression nach innen und verheerenden Kriegseinsätzen nach außen.

Der Krieg und die Krise – sie sind aus demselben Stoff gemacht. Krisen treten uns in verschiedenen Formen entgegen: als Klimakrise, Überakkumulationskrise, Kulturkrise oder Währungskrise. In zwei Inputs wollen wir uns aus herrschaftskritischer Perspektive der Frage nähern, wie es zur sogenannten Schulden- und Eurokrise kam, wie die Regierungen und das Kapital versuchen, die Probleme in den Griff zu kriegen, wer dafür zahlen muss und wie der Widerstand dagegen organisiert werden kann. Wir wollen auch der Frage nach dem Charakter der Krise nachgehen, ob sie eine zyklisch wiederkehrende Erscheinung ist oder ob sie permanent stattfindet, welche verschiedenen Formen sie annimmt und welche Gesellschaftsbereiche betroffen sind.

Nach der gleichnamigen Demonstration im vergangenen Oktober in Karlsruhe wollen wir die ersten Monate des neuen Jahres dazu nutzen, in verschiedenen Städten im Südwesten der BRD diese Fragen gemeinsam mit Aktivist_innen und Interessierten zu diskutieren. Dabei wollen wir nicht nur unsere Stimmen zu Wort kommen lassen, sondern auch mit Freundinnen und Freunden aus Griechenland Erfahrungen austauschen und unsere Verbindungen stärken. Desweiteren bieten die Vorträge Raum, um über den internationalen, antikapitalistischen Aktionstag "M31 – capitalism is the crisis" am 31. März diesen Jahres zu informieren.

Anarchistisches Netzwerk Südwest* im Januar 2012


Zu den beiden Veranstaltungen:

Schocktherapie! – Zur Lage in Griechenland

Zwei Jahre kapitalistische Kahlschlagspolitik in Griechenland


"Während die Vibrationen der Geschichte immer spürbarer werden und uns bestätigen, dass wir tatsächlich eine historische Epoche erleben, gleicht Griechenland täglich mehr einem unregierbaren Land. Staatliche Institutionen werden missachtet, elementare demokratische Regeln funktionieren nicht, Gesetze werden straflos gebrochen. Im Gleichschritt mit Arbeitslosigkeit und Armut steigt die Gewalt auf allen Ebenen spektakulär an, der Staatsapparat scheint in Auflösung begriffen und die Verwaltungsbürokratie hält die Regierung schon seit geraumer Zeit für ihren Feind. Diese ist nicht in der Lage, die schulische Ausbildung zu gewährleisten, die Gesundheitsvorsorge sicherzustellen, Steuern einzutreiben und Steuerhinterzieher ausfindig zu machen, genauso wenig wie sie es schafft, die selbst verabschiedeten Gesetze umzusetzen. Die Lage ist extrem unsicher und niemand weiß wohin die Reise geht." (Eleftherotypia, 6.11.2011)

Die Veranstaltung behandelt:

 

  • die Politik der Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF und ihre Auswirkungen auf die griechische Gesellschaft
  • den Widerstand gegen die kapitalistische Ausplünderung
  • Landbesetzungen, Kollektivbetriebe, Basisgewerkschaften, die anarchistische Bewegung und andere emanzipatorische Chancen der "Krise"?
  • rechtsradikal-christliche Fundamentalisten in der Regierung und das Erstarken rassistischer und faschistischer Organisationen
  • die internationale Zusammenarbeit antiautoritärer, anarchistischer und linksradikaler Gruppen und anarchosyndikalistischer Gewerkschaften und den antikapitalistischen Aktionstag am 31. März 2012.


Es berichtet Ralf Dreis, FAU-Frankfurt. Der Griechisch-Übersetzer und freie Journalist schreibt seit Jahren für die linke und anarchistische Presse über das politische Geschehen in Griechenland. Zwischen 1996 und 2001 in der anarchistischen Bewegung Thessalonikis aktiv, pendelt er seitdem zwischen Deutschland und Griechenland.


Hellas 21 – Sysifus und die sieben Krisen

Krisen jeglicher Art scheinen inzwischen zum Normalzustand zu gehören, sei es als Wirtschafts-, Klima-oder Währungskrise. Doch wo liegen die Ursachen dafür, dass sich die Institutionen in Staaten wir Griechenland Tag für Tag mehr in Luft auflösen und die Menschen dort vieles verlieren, was einstmals sicher schien? Welchen Charakter hat die kapitalistische Krise? Tritt sie zyklisch auf oder findet sie permanent statt?

Diesen Fragen werden die beiden Referenten des Libertären Bündnis Ludwigsburg [LB²] in zwei Inputs nachgehen, um anschließend mit den interessierten Menschen vor Ort darüber zu diskutieren. Beide sind langjährige politische Aktivist_innen und beschäftigen sich in diesem Rahmen seit geraumer Zeit mit dem Themenkomplex „Krise“ aus herrschaftskritischer Perspektive.

Weitere Informationen findet ihr unter http://esistdassystem.blogsport.de und http://a-netz.org

 

Kontakt: info{at}a-netz.org