DESSAU-ROSSLAU/MZ/LÖ/CUS. Es ist eine Information, die am frühen Abend die Runde macht: Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh hat ihre für Samstag angemeldete Demonstration wieder abgesagt. Damit könnte sich der Wunsch der Stadt und des Oberbürgermeisters Klemens Koschig erfüllen, das Wochenende nach der aufgeheizten Stimmung der vergangenen Tage kundgebungs- und eskalationsfrei zu halten. Am Telefon bestätigte Mouctar Bah, ein Freund Jallohs und Initiator der Initiative, am Freitag die Absage.
"Für uns war die Demonstration am Montag sehr erschreckend", betonte Bah noch einmal. Nach der Messerattacke eines Senegalesen auf den ASG-Vorwärts-Fußballer André Schubert hatten sich spontan mehr als 400 Menschen versammelt. Darunter waren allerdings auch Rechtsextremisten, die mit ausländerfeindlichen Rufen durch die Stadt zogen.
Um einem zunächst für Samstag angekündigten Neonazi-Aufmarsch Protest entgegenzusetzen, war für 15 Uhr die Demo der Jalloh-Initiative geplant worden. Eine Anmeldung für einen rechtsextremen Aufmarsch lag laut Polizei bis Freitagabend aber nicht vor. "Deshalb haben wir uns entschieden nicht zu demonstrieren. Wir wollen Frieden", so Bah. Es sei, betonte er dabei außerdem, sehr bedauerlich, was Schubert am Montag passiert ist, "wir möchten uns auch noch bei ihm entschuldigen." Die Schuld für den Angriff dürfe aber nicht allen Ausländern in Dessau in die Schuhe geschoben werden. Bei dem mutmaßlichen Täter handele es sich offenbar um einen kranken Mann.
Entschieden verwahrte sich Bah dagegen, die Initiative mit dem Brandanschlag auf das Dessauer Polizei-Revier in Verbindung zu bringen. "Ich traue es keinem von uns zu, so etwas zu machen." Unbekannte Täter hatten in der Nacht zum Mittwoch Molotow-Cocktails gegen das Gebäude in der Wolfgangstraße geworfen und an eine der Begrenzungsmauern "Oury Jalloh - das war Mord" geschrieben.
Bereits am Vormittag hatte das Netzwerk Gelebte Demokratie eine für Samstag geplante Mahnwache abgesagt. Das Bündnis unterstützt indes eine Aktion des Runden Tisches der Religionen. Dieser hat dazu aufgerufen, als Signal des Friedens mit einem grünen Band an der Kleidung den Willen zum Gespräch und Aufeinander-Zugehens zu transportieren. Der Träger zeige damit, dass er für Gewaltfreiheit in Wort und Tat steht.