07.02.2012 | 19.00 Uhr | Saarbrücken | Frauenbibliothek Saarbrücken Bleichstr. 4, 66111 Saarbrücken
Bei den ungarischen Wahlen im April 2010 konnte die völkische Partei Fidesz-Bürgerliche Union 53% der Stimmen auf sich vereinen und hat bei den Kommunalwahlen im Oktober einen weiteren erdrutschartigen Sieg erzielt. Ihre Popularität hat inzwischen eingebüßt, doch noch immer würde sie an die Macht kommen, wären morgen Wahlen in Ungarn.
Dass die rechtsradikale, offen antisemitische und antiziganistische Partei Jobbik bei den letzten Parlamentswahlen mit 17% als drittsträrkste Kraft ins Parlament kam, ist alles andere als Zufall, ist doch der Fidesz Chef, Viktor Orban sozusagen der ideologische Ziehvater des Chefs von Jobbik, Gabor Vona. Fidesz‘ und Jobbiks Ideologien liegen nicht weit voneinander entfernt. Beide erheben Forderungen für eine „Volksgemeinschaft des Magyarentums“ in einem „Großungarn“ unter der völkisch-spirituellen Herrschaft der „Heiligen Ungarischen Krone“, Sinnbild einer völkisch-mythischen Lebensraumideologie aus dem 19. Jahrhundert. „Revolutionär“ wird dieser Konservatismus deshalb genannt, weil er anstrebt, die gegenwärtigen Verhältnisse, die als Ausfluss des verhassten „kommunistischen (sprich: verjudeten) Jochs“ gelten, zugunsten althergebrachter Werte, zugunsten einer „neuen Ordnung“, eines „neuen Ethos“ grundlegend umzuformen: Ziel ist ein Status quo ante. Marsovszky stellt in ihrem Vortrag dar, wie das völkische Denken in Ungarn zum Ausdruck kommt und die „völkische Wende“ ermöglichte.
Veranstalter_innen: Antifa Saar / Projekt AK, CriThink! e.V., Frauenbibliothek Saarbrücken und Heinrich Böll Stiftung Saarland.
Zur Person:
Magdalena Marsovszky, geboren in Budapest, ist als
Kulturwissenschaftlerin Lehrbeauftragte der Hochschule Fulda –
University of Applied Sciences/ Fakultät für Sozial- und
Kulturwissenschaften (www.fh-fulda.de) und Vorstandsmitglied des Villigster Forschungsforums zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e.V (www.forschungsforum.net
– hier ist auch eine ständig aktualisierte Publikationsliste zu
finden). Zu ihrem Forschungsschwerpunkt gehören Ethnizität, die
völkische Kultur, Antisemitismus und integrative kulturpolitische
Strategien.