Rastatt. Immer mehr Rastatter Institutionen und Gruppen gehen auf Distanz zu Anwalt Klaus Harsch, der drei Kollegen aus der rechtsradikalen Szene beschäftigt hatte: Er musste zahlreiche Ämter aufgeben.
Jahrelang galt CDU-Mitglied Klaus Harsch in Rastatt als geachtetes Mitglied der Gesellschaft - ausgestattet mit zahlreichen Ehrenämtern und besten Verbindungen. Die Situation hat sich allerdings fundamental geändert, seit bekannt wurde, dass der Anwalt in seiner Kanzlei drei Kollegen mit rechtsradikaler Vergangenheit beschäftigt hat. Zwei von ihnen - Steffen Hammer und Alexander Heinig - spielten in rechtsextremen Skinhead-Bands. Die "Zwickauer Terror-Zelle" nutzte den Soundtrack von Hammers Band für das zynische Bekenner-Video ihrer Mordserie. Die dritte Advokatin, Nicole Schneiders, verteidigt den mutmaßlichen Terrorhelfer Ralf Wohlleben und war einst deren Stellvertreterin im Kreisvorsitz der NPD Jena. Zudem soll sie Mitglied der "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene" (HNG) gewesen sein, einer seit 2011 verbotenen Organisation.
Nachdem der mediale Druck zu groß wurde, hatte Klaus Harsch seinen Kollegen eiligst gekündigt. Dennoch: Offenbar wird Harsch, die Geister, die er einst rief, nun so schnell nicht wieder los. Der gesellschaftliche Druck auf den Juristen, der jahrelang militante Neonazis vor Gericht vertrat, wächst. Der Kanzlei-Inhaber ist in etlichen Ämtern aktiv. Er sitzt unter anderem im Europapolitischen Arbeitskreis der CDU Nordbaden, moderiert jährlich den Fasnachtsumzug durch die Murgtal-Stadt, ist in Kreisen von Studentenverbindungen sowie in diversen Vereinen aktiv. Die CDU Landkreis Rastatt prüft derzeit noch ein Parteiausschlussverfahren wegen "parteischädigenden Verhaltens".
Ein Schritt weiter ist die Josef-Saier-Stiftung. Die Institution, die hinter den renommierten Volksschauspielen Ötigheim steht, wird künftig auf ihr Vorstandsmitglied verzichten. Harsch trat - ob freiwillig oder auf sanften Druck - von seinem Posten zurück. Immerhin sind in der Stiftung führende Honoratioren der Region aktiv: Rastatts Landrat Jürgen Bäuerle hat den Vorsitz inne, Baden-Badens OB Wolfgang Gerstner ist dessen Stellvertreter und Nordbadens Regierungspräsident Rudolf Kühner ist als Beisitzer aktiv.
Auch Verbindungen wie die Markomannia, Teutonia oder Germania gehen zu ihrem "alten Herrn" auf Distanz. Die Rastatter Pennäler-Verbindung Markomannia soll ihren Altherrenvorsitzenden mittlerweile gar suspendiert haben. Inzwischen hat sich die Initiative "Aktionsbündnis Nazi-Anwälten Harsch entgegen treten" gebildet. Kurz vor Weihnachten demonstrierte die Gruppe auf dem Rastatter Marktplatz - dort hat auch Harsch Kanzlei "H3" ihren Sitz. "Wir wollen ein Zeichen gegen den Nazi-Anwalt Harsch setzen", so dessen Sprecher Patrick Meyer.
Mit einem offenen Brief haben auch die Jusos ihrem Unmut Luft gemacht - und zwar an die Adresse der einflussreichen Narren-Vereinigung "GroKaGe". Seit mehr als zehn Jahren moderiert Harsch deren großen Fasnachtsumzug, der jährlich tausende Menschen ins Mittelbadische zieht. "Einer Person mit so einem Hintergrund darf bei einer derart großen Veranstaltung keine Bühne geboten werden. Nach außen gibt er sich nett und bürgerlich. Aber das ist nur Fassade", betont der Rastatter Juso-Vorsitzende Simon Uhrig.
Bereits Anfang 2011 hatten die Jusos mit einem Brief an die GroKaGe auf diesen Umstand hingewiesen. Damals noch ohne Erfolg. Die neue Saison ist in der Barockstadt kürzlich wieder angelaufen, noch hält sich die GroKaGe bedeckt. Man überlege noch, ob man mit Harsch weiter mache. Aber dass der einst in der Mitte der Gesellschaft agierende Advokat, dort noch einmal als Moderator auftritt, scheint unwahrscheinlich. Es wäre möglicherweise nicht der letzte Posten, den der umstrittene Anwalt, der sich selbst als Opfer einer Medienkampagne sieht, verliert.