Es ist gut, wie in Ihrem Blatt darauf hingewiesen wird, dass der Rechtsradikalismus kein Phänomen des Ostens ist. Um Freiburg macht Ihre Aufzählung allerdings einen Bogen. Neonazis und Stichwortgeber des alltäglichen Faschismus wohnen aber auch hier.
Sie wohnen und agieren in Freiburg, zum Beispiel im Stühlinger, oder
mitten unter uns, an der Uniklinik. In der Unterwiehre wurden jahrelang
Bewohner von einer kleinen Gruppe in Angst und Schrecken versetzt. In
Littenweiler gab es anonyme Hetzschriften faschistischen Inhalts gegen
Unterstützer von Sinti- und Romafamilien. Versammlungen von NPD und
Nazikameradschaften sollten stattfinden in Lehen, Herden, Wildtal und
Gaststätten in anderen Freiburger Stadtteilen.
Die Wirte wurden in der Regel von den Anmeldern über den rechtsradikalen
Charakter der Veranstaltungen hinters Licht geführt und fürchten noch
heute Umsatzeinbußen. Behörden wie Staatsanwaltschaft und
Verfassungsschutz waren bei diesen Vorfällen mit Blindheit geschlagen.
Kann es verwundern, wenn sich Bürger selber organisieren, wie neulich in
Emmendingen? Auch der Antifa messe ich eine größere Beharrlichkeit und
Kompetenz zu als diesen Stellen.
Und die Polizei, dein Freund und Helfer? Die tapert derweil mit mehreren
Hundertschaften tapfer um Antifa- und andere Demos herum und gibt
Spielregeln aus ("Sie dürfen eine Pudelmütze tragen. Es ist ja kalt",
gehört am 22. Oktober 2011) um die Spießbürger zu beruhigen. Und alles
das, liebe Badische, geschieht hier bei uns in Freiburg. Zum Teil haben
Sie selbst darüber berichtet. Wie weit die Krake des Faschismus in unser
Denken bereits hineinwirkt, haben die Bewohner des "Heldenviertels" in
der Unterwiehre vor Jahren zu spüren bekommen, als sie sich fragten, ob
man sich denn nun engagieren sollte oder sich zum Schutz der Familie
besser zurückhält.
Zum Schluss bleibt die spannende Frage, ob ich als Schreiber dieser
Zeilen in den nächsten Tagen wieder anonyme rechtsradikale Pöbelbriefe
in meinem Briefkasten im ach so sauberen Freiburg vorfinden werde.