Besetzung in Freiburg-Herdern friedlich beendet
Die Häuserzeile an der Johann-Sebastian-Bach-Straße in Freiburg soll Neubauten weichen – dagegen haben erneut Aktivisten protestiert und ein Haus besetzt. Jetzt ging die Besetzung nach nur wenigen Stunden zu Ende.
Gegen 19.30 Uhr hatte am Donnerstag die Aktion an der Freiburger
 Universität begonnen – gegen 11 Uhr war sie am Freitag schon wieder 
beendet. Die Besetzer des Hauses an der Johann-Sebastian-Bach-Straße 
sind freiwillig abgezogen. Die Polizei hatte Beamten von vor Ort zufolge
 das Gespräch gesucht und neun Personen einen Platzverweis erteilt. 
Danach war die zweite Besetzung in sieben Monaten Geschichte.
Die Besetzer hatten das Haus mit der Nummer 30 am Abend zuvor besetzt.
 Zeitweise waren mehr als 50, vorwiegend junge Menschen, vor Ort. 
Bereits im April war die sogenannte "Freiraumkampagne Plätze. Häuser. 
Alles" ein anderes Gebäude an der Johann-Sebastian-Bach-Straße illegal 
eingedrungen. Die Besetzung wurde nach vier Tagen von der Polizei 
beendet.
Ralf Klausmann, Chef der Eigentümerin Freiburger Stadtbau, wollte sich 
zu der Aktion nicht weiter äußern. "Wir haben aber Klage auf Räumung 
eingereicht." Die Häuserzeile der Freiburger Stadtbau soll im Herbst für
 12,5 Millionen Euro abgerissen werden und Neubauten weichen. Bereits in
 der kommenden Woche sollten die ersten Abrissbagger anrücken, so 
Klausmann.
				
Dagegen richten die Aktivisten ihren Protest. Ihr Ziel: Den Abriss 
verhindern und die Gebäude als Wohnraum zu nutzen, so ein Besetzer zur 
Badischen Zeitung. Doch mit ihrer nächtlichen Aktion jagten sie einem 63
 Jahre alten Mann einen gehörigen Schrecken ein. Denn nicht alle Häuser 
an der Johann-Sebastian-Bach-Straße stehen leer. Der Stadtbau zufolge 
leben dort noch drei Menschen. Und einer von ihnen rief gegen 21.30 Uhr 
"panisch" die Polizei an und berichtete, vermummte Männer hätten seine 
Tür eingetreten, sagt Karl-Heinz Schmid, Pressesprecher der Freiburger 
Polizei. Ihm zufolge handelt es sich um einen psychisch labilen 
63-Jährigen.
Zwar hätten sich die Besetzer noch entschuldigt und versucht, die Tür zu
 reparieren – dennoch sei der ältere Herr derart verstört gewesen, dass 
er aus dem Haus geflüchtet sei und die Nacht auf dem Polizeirevier Nord 
verbracht habe. "Die Besetzer dachten wohl, das Haus stünde komplett 
leer", meint Schmid von der Polizei.
Die Nacht verbrachten die Besetzer in einem Haus auf der 
gegenüberliegenden Straßenseite. An der Hausfassade befestigten sie ein 
Transparent: "Besetzt – freies Wohnen für alle". Den Zufahrtsweg zum 
Haus versperrten sie mit einem Absperrgitter. 30 Meter vor der Barrikade
 beobachtete die Polizei die Szenerie. Das Haus selbst ist in einem 
desolaten Zustand. Es gibt weder Wasser noch Licht, die sanitären 
Einrichtungen sind zerstört worden. Wie viele der Besetzer bis zum 
Morgen durchhielten, ist unklar.
