Gestern Abend (Mittwoch, der 21.09.2011) fand gegen 20:30 Uhr eine unangemeldete Demonstration in Solidarität mit dem am Morgen geräumten Kukutza III Gaztetxea (Bilbo/Baskenland/span. Staat) in Hamburg-Ottensen statt. Die rund 250 TeilnehmerInnen führten erfolgreich eine lautstarke und unkontrollierbare Demonstration trotz vorheriger massiver Polizeipräsens im Stadtteil durch. Dabei kam es zu mehreren Angriffen auf Bullen mit Pyrotechnik, Steinen, Flaschen und Bierbänken sowie einigen Sachbeschädigungen. Am späteren Abend attackierten bis zu 60 Menschen in Hamburg-St. Pauli die Riverkasematten, eine „Restaurant-Lounge“ des „Eigentümers“ der Roten Flora, Klausmartin Kretschmer. Die Cops nahmen vier GenossInnen vorläufig fest, und erteilten 22 Platzverweise.
Am Morgen des gestrigen Mittwoch (21.09.2011) verbreitete sich wie ein Lauffeuer in ganz Hamburg die schockierende Nachricht vom brutalen Angriff auf unsere GenossInnen im Baskenland und der anschließenden Räumung und Zerstörung des besetzten autonomen Stadtteilkulturzentrums Kukutza III Gaztetxea in Bilbo durch die baskischen Bullen. (1)
Das bereits seit mehreren Wochen akut räumungsgefährdete autonome Projekt hatte in einer internationalen Kampagne zu Solidarität aufgerufen. (2) Internationale Brigaden aus aller Welt kamen nach Bilbo, um die BesetzerInnen aktiv zu unterstützen. (3) Auch außerhalb des Baskenlandes gingen GenossInnen in Solidarität mit dem Kukutza auf die Straße. So demonstrierten bereits vergangen Samstag (17.09.2011) ca. 50 GenossInnen unangemeldet durch die Hamburger Innenstadt (4).
Seit über einer Woche kursierte in Hamburg der Aufruf zu einer unangemeldeten Soli-Demo am Tag X der Räumung des Kukutza in Hamburg-Ottensen. (5) Dieser wurde auch von der Autonomen Vollversammlung (AVV) sowie der Flora-bleibt-Kampagne öffentlich unterstützt. (6)
Als die Räumung des Kukutza traurige Gewissheit war, versammelten sich gegen 20 Uhr immer mehr Menschen auf dem Spritzenplatz, mit dem Wunsch ihrer Fassungslosigkeit und Wut Ausdruck zu verleihen. Die Bullen zeigten bereits Stunden zuvor nervöse Präsenz im Stadtteil und umstellten den Spritzenplatz an allen Zugängen mit mehreren Trupps Bereitschaftspolizei. Auf die hilflosen Versuche des Bullen-Einsatzleiters, eine anmeldende Person zu finden, wurde mit Spott reagiert.
Um 20:30 Uhr formierte sich aus der wartenden Menge ein Demonstrationszug mit Transparenten („Kukutza bleibt – Freiräume verteidigen - Weltweit“) und machte Anstalten in die Ottensener Hauptstraße Richtung Bahnhof Altona zu ziehen, worauf eine Bullenkette versuchte den Weg zu versperren, dabei aber netterweise den Weg in die Bahrenfelder Straße öffnete. Währenddessen wurden Flyer zur Situation des Kukutza verteilt. Unter lautstarken Parolen traf der Demozug auf die Kette, wobei es zu Rangeleien und Handgreiflichkeiten mit den sichtlich überforderten Bullen kam. Als diese von hinten weitere behelmte Unterstützung bekamen, wandte sich die Spitze der Demonstration überraschend in die Bahrenfelder Straße und ließ die verdutzten Bullen hinter sich. Die größtenteils vermummten DemonstrantInnen zogen entschlossen mit viel Pyrotechnikeinsatz über den Alma-Wartenberg-Platz bis in die Friedensallee. Dabei wurde ein Streifenwagen und ein Bullenmotorrad attackiert und beschädigt. An der Kreuzung Friedensallee/Behringstraße überholte eine Bulleneinheit die Demonstrationsspitze an der Seite und versuchte sich vor diese zu setzen, was mit gezielten Böller-, Flaschen- und Steinwürfen beantwortet wurde. Dabei traf eine Flasche eine behelmte Polizistin am Kopf, diese wurde leichtverletzt in ein Krankenhaus gebracht. Die Demonstration drehte um, und zog in die Barner Straße, wobei einige Bullen Steine und Böller fraßen, Müllcontainer auf die Straße gezogen und ein Wagen der Hambuger Hochbahn angegriffen und beschädigt wurde. An der Kreuzung Bahrenfelder Straße/Barner Straße zog die Demo wieder über die Bahrenfelder Straße, wo DemonstrantInnen eine einzelne Wanne der Bereitschaftspolizei mit Tritten, Fäusten und Bierbänken attackierten, über den Alma-Wartenberg-Platz in die Nöltingstraße. In der Nöltingstraße bogen die Demonstrierenden in einen Innenhof, und tauchten plötzlich als wieder konzentrierte Menge durch eine Unterführung in der Ottensener Hauptstraße auf. Wieder am Spritzenplatz angekommen, empfingen die DemonstrantInnen die verbliebenen Bullen mit Steinen und Flaschen, wobei sich ein Bulle an der Hand verletzte. Hier begann sich der Demozug in verschiedene Gruppen zu teilen, welche in unterschiedliche Richtungen in den noch jungen Abend verschwanden. Im Nachhinein erteilten die Bullen im ganzen Stadtteil 22 Platzverweise.
Am späteren Abend ließen über 60 GenossInnen den „Eigentümer“ der Roten Flora, Klausmartin Kretschmer stellvertretend für alle mit autonomen und besetzten Projekten spekulierende Kapitalisten wissen, dass die Räumung des Kukutza ein Angriff auf uns alle ist, und deshalb auch überall beantwortet wird. Die sog. „Restaurant-Lounge“ Riverkasematten, ein prestigeträchtiges Luxusobjekt des Immobilienhais Kretschmer im von Gentrifizierung stark betroffenen Stadtteil St. Pauli wurde mit Steinen, Böllern und hauseigenem Inventar angegriffen und beschädigt. Kurz danach gingen mehrere Scheiben eines Bonzen-Cafes zu Bruch. Eine sich anschließend formierende zwanzig-köpfige Demo lief mit einem Transparent auf die Reeperbahn und wurde dort zerstreut, wobei vier GenossInnen vorläufig wegen Verdachts auf schweren Landfriedensbruch festgenommen wurden. Drei von ihnen wurden ED-behandelt, alle vier kamen in der Nacht raus.
Analysiert, ergänzt, verbessert!
Freiräume verteidigen weltweit!
Häuser besetzen!
Kukutza aurrera! Flora bleibt!
Fußnoten:
(1) http://de.indymedia.org/2011/09/316478.shtml
(2) http://de.indymedia.org/2011/07/311556.shtml
(3) http://de.indymedia.org/2011/08/314804.shtml
(4) http://de.indymedia.org/2011/09/316193.shtml
(5) http://de.indymedia.org/2011/09/315937.shtml
(6) http://florableibt.blogsport.de/2011/09/17/kukutza-im-belagerungszustand...
Medienberichte:
http://www.abendblatt.de/hamburg/polizeimeldungen/article2035888/Demo-fu...
http://www.mopo.de/polizei/vier-festnahmen-in-altona--randale-bei-linken...
http://www.b2b-deutschland.de/hamburg/region/detail_dapd_3166768180.php
http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/regioline_nt/hamburgschleswigholste...