Küssels Mannen marschieren weiter – von Bombennarren und Burschenschaftern
In den letzten Wochen sorgte die Neonazi-Website Alpen-Donau.Info einmal mehr für Schlagzeilen, medienwirksam wurden die mutmasslichen Hintermänner Gottfried Küssel, Felix Budin und Wilhelm Christian Anderle verhaftet. Während die drei in U-Haft sitzen, machen ihre noch in Freiheit befindlichen Kameraden aus dem Alpen-Donau-Dunstkreis munter weiter.
Onlinestrategien
Neben der Fortführung von Alpen-Donau selbst, setzt man dabei weiter auf das Konzept, mit mehreren schnell aufgezogenen Blogs und Seiten eine grosse „Nationale Bewegung“ zu simulieren. In der Realität stammen Nazi-Webpages wie Alpen-Donau.Info, Der-Volkstod-Kommt.Info oder Der-Funke.Info alle aus ein und demselben Dunstkreis, der schon seit Jahren unter häufig wechselnden Namen Hass-Propaganda verbreitet. Die Unterschiede setzt man nur bei der Zielgruppe.
Sidekick Der-Funke
Während man sich bei Alpen-Donau.Info eher an das alteingesessene Nazi-Publikum wendet, versucht es Der-Funke.Info mit einem „intellektuellen“ Anstrich, gemischt mit Neofolk Ästhetik. Die Betreiber stammen aber auch hier aus dem nächsten Küssel- und Alpen-Donau-Umfeld:
Martin Sellner und Wolfgang Lechner:
Martin Sellner (links) und Wolfgang Lechner (rechts) beim Nowotny-Gedenken 2009. Wien, 8. November 2009
Beide engagieren sich besonders intensiv für Der-Funke. Und beide standen in Kontakt mit Gottfried Küssel, Felix Budin und anderen einschlägigen Neonazi-Kadern. Martin Sellner wurde schon in der Vergangenheit Alpen-Donau zugerechnet, wie folgender Ausschnitt eines NEWS-Berichts zeigt, ist nun aber unverändert aktiv, nur unter anderen Namen.
Nach der Verhaftung von Küssel ließen die Drohungen nicht auf sich warten:
Diese Drohungen sind wohl besonders im Fall Wolfgang Lechner mit einiger Sorge zu betrachten, bringt dieser doch in einem Forum sein Interesse an Bomben deutlich zum Ausdruck:
„Ja, mit Phosphor und Schwefel zersetzt, und bspw. Glassplitter als Reibemittel, ergibt das eine nette Autobombe unter dem Fahrersitz. Jedenfalls ein schöner Effekt, wenn sich der Fahrzeughalter in den Fahrersitz wirft ….“
Quelle: stopptdirechten.at
Weitere Informationen zu Wolfgang Lechner gibt es auf derStandard.at, stopptdierechten.at (1,2,3) und NPD-Blog.info (1, 2)
Alpen-Donau und Burschenschafter
Auch wenn man öffentlich mittlerweile gerne Distanz vorspielt, sind
die Verbindungen zwischen den Alpen-Donau-Neonazis zum
Burschenschafter-Milieu und der FPÖ bestens.
Einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte Sebastian Ploner (Kunde des
neonazistischen Aufruhrversand, ehemaliger parlamentarischer Mitarbeiter
von Martin Graf, ehemaliger Olympe), der Mitte 2009 mit einer
„Hitlersmilie“-Maske vermummt an einem Angriff auf einen
antifaschistischen Rundgang der Sozialistischen Jugend (SJ) beteiligt
war.
Weniger bekannt ist ein Auftritt Ploners im Jahr Oktober 2008, der die Überschneidungen mehr als deutlich macht. Gekleidet im Stil der Aktion Neue Rechte (ANR) versuchte er gemeinsam mit Felix Budin, Martin Sellner, Benjamin Fertschai (ehem. aB! Silesia Wien), Horst Pilz (aB! Olympia) eine antifaschistische Demonstration gegen die Angelobung von Martin Graf als drittem Nationalratspräsidenten auf der Wiener Parlamentsrampe zu stören.
Sebastian Ploner (ehem. aB! Olympia Wien, 2.v.l.), Horst Pilz (aB! Olympia Wien, 3.v.l.), Martin Sellner (4.v.l., mit Sonnenbrille und Rucksack), Benjamin Fertschai (ehem. aB! Silesia Wien, 1. v.r.). Wien, 29. Oktober 2008
Benjamin Fertschai (ehemals aB! Silesia Wien, mit blau-grauer Kappe) und Felix Budin (Ex-VAPO, mit grüner Weste und schwarzer Kappe). Wien, 29. Oktober 2008
Heldengedenken: Neonazis und Burschenschafter in trauter Runde
Auch sonst ist es um Kontakte zwischen Burschenschaftern und offenen Neonazis bestens bestellt. Die Verhältnisse sind sogar so gut dass Elisabeth Keyl (Sekretärin von H.C. Strache) mitten in der Nacht Gottfried Küssel als „Schützenhilfe“ holen kann, weil ihr Ehemann (ehem. aB! Silesia Wien) gerade nach einer wilden Silesen Feier in einem Bordell niedergeschlagen wurde.
Natürlich kommt man aber auch bei „seriöseren“ Ereignissen gerne ins Gespräch. Besonders wichtig sind dabei die diversen Gedenkveranstaltung für Nazihelden, wie der jährliche Auflauf beim Grab von Walter Nowotny (Naziflieger):
Martin Sellner (4. von links) kommt gemeinsam mit Felix Budin (Ex-VAPO, 2. v.l. hinter Sellner) und Gottfried Küssel (vorne mit Hut, Ex-VAPO und Aktion Neue Rechte) sowie anderen jungen Kameraden zum Gedenken an den Luftwaffenpiloten und Held der Nationalsozialisten Walter Nowotny. Wien, 9. November 2008
Gottfried Küssel (mit Hut) im Gespräch mit dem Burschenschafter Christian Marinics (aB! Silesia Wien) beim Nowotny-Gedenken 2007. Wien, 11. November 2007
Gottfried Küssel (mit Hut) im Gespräch mit einem Burschenschafter der aB! Silesie Wien; Gedenken an Walter Nowotny 2007. Wien, 11. November 2007
Und auch Wolfgang Lechner ist regelmäßig mit dabei:
Wolfgang Lechner und Gernot Schandl (aB! Gothia Wien, RFS-Kandidat bei der ÖH-Wahl 2006, Regionalreferent der FPÖ NÖ), beim Gedenken an Walter Nowotny, Zentralfriedhof Wien. Wien, 11. November 2007
Wolfgang Lechner und Gernot Schandl (aB! Gothia Wien, RFS-Kandidat bei der ÖH-Wahl 2006, Regionalreferent der FPÖ NÖ), beim Gedenken an Walter Nowotny, Zentralfriedhof Wien Wien, 11. November 2007
Wolfgang Lechner und Gernot Schandl (aB! Gothia Wien, RFS-Kandidat bei der ÖH-Wahl 2006, Regionalreferent der FPÖ NÖ), beim Gedenken an Walter Nowotny, Zentralfriedhof Wien Wien, 11. November 2007
Natürlich ist es kein Zufall dass Alpen-Donau.Net zum grossen Heldengedenken am 8.Mai aufruft. Schon beim Fackelmarsch 2004, bei dem es ebenfalls eine Rede von Strache gab, war Gottfried Küssel mit dabei:
"8. Mai 2004: Der wegen Wiederbetätigung rechtskräftig verurteilte Vapo-Gründer Gottfried Küssel ist Gast beim "Totengedenken" und lauscht Straches Rede." Quelle: http://poldi.leopoldstadt.net
Und so waren auch heuer am 8. Mai Kameraden von Alpen-Donau.Info bei dem „Heldengedenken“ der Burschenschafter am Heldenplatz zugegen:
Wolfgang Lechner (links) mit Begleitung, alle in "seriösem" Stil, kurz vorm Betreten der Sperrzone, wo nur Freunde der Burschenschaften und Presse sowie Polizei zugelassen waren. Wien, 8. Mai 2011.