Von Alexander Hettich
Eppingen - Rund 80 Demonstranten gegen Rechts, ein Dutzend Personen aus der Neonaziszene und 50 Polizisten: Das war am Dienstagabend das Kräfteverhältnis bei einer Kundgebung am Eppinger Bahnhof. Nachdem trotz gegenseitiger Provokationsversuche alles friedlich blieb, sieht die Polizei ihre Strategie bestätigt. „Bei einem solchen Konfliktpotenzial ist es sinnvoll, Stärke zu zeigen“, betonte Polizeisprecher Harald Schumacher am Mittwoch auf Nachfrage
Zu der Kundgebung aufgerufen hatte das Bündnis „Heilbronn stellt sich
quer“, das sich aus Protest gegen den Heilbronner Neonaziaufmarsch am 1.
Mai gegründet hatte. Die Teilnehmer erinnerten an Werner Weickum, der
vor 15 Jahren am Eppinger Bahnhof von einer Clique aus der Skinheadszene
brutal ermordet worden war.
„Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, sagte
Hauptredner Volker Bohn. Seit 1994 gingen 137 Morde auf das Konto
rechter Gewalttäter, erklärte der Vertreter der Partei „Die Linke“. Auch
die Mörder Werner Weickums seien Neonazis gewesen, so Bohn.
Eine Skinheadgruppe hatte den Elektriker aus Gemmingen-Stebbach in der
Nacht vom 19. auf den 20. Juli 1996 am Eppinger Bahnhof brutal
misshandelt und schließlich mit einer Plastiktüte erstickt. Zwei
Haupttäter erhielten lebenslange Freiheitsstrafen. Das Gericht kam zu
der Einschätzung, die rechtsradikale Gesinnung habe den Nährboden für
die Gewaltexzesse gelegt, sei aber nicht ausschlaggebend für den Mord
gewesen.
In einschlägigen rechten Internetforen war auf die Eppinger Kundgebung
hingewiesen worden. Etwa ein Dutzend Personen aus der Szene, die nach
Informationen der Polizei nicht aus der Eppinger Gegend kamen, wurden zu
einem Platz abseits des Kundgebungsorts begleitet. Im Einsatz waren
auch Beamte der Bereitschaftspolizei in Schutzuniformen. Eine Gruppe aus
der Reihe der Demonstranten hat laut Polizei versucht, zu den Rechten
vorzudringen, wurde aber zurückgehalten.