Großaufgebot: Polizei sieht Strategie bestätigt

Erstveröffentlicht: 
19.08.2011

Von Alexander Hettich

 

Eppingen - Rund 80 Demonstranten gegen Rechts, ein Dutzend Personen aus der Neonaziszene und 50 Polizisten: Das war am Dienstagabend das Kräfteverhältnis bei einer Kundgebung am Eppinger Bahnhof. Nachdem trotz gegenseitiger Provokationsversuche alles friedlich blieb, sieht die Polizei ihre Strategie bestätigt. „Bei einem solchen Konfliktpotenzial ist es sinnvoll, Stärke zu zeigen“, betonte Polizeisprecher Harald Schumacher am Mittwoch auf Nachfrage


Zu der Kundgebung aufgerufen hatte das Bündnis „Heilbronn stellt sich quer“, das sich aus Protest gegen den Heilbronner Neonaziaufmarsch am 1. Mai gegründet hatte. Die Teilnehmer  erinnerten an Werner Weickum, der vor 15 Jahren am Eppinger Bahnhof von einer Clique aus der Skinheadszene brutal ermordet worden war. 

„Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, sagte Hauptredner Volker Bohn. Seit 1994 gingen 137 Morde auf das Konto rechter Gewalttäter, erklärte der Vertreter der Partei „Die Linke“. Auch die Mörder Werner Weickums seien Neonazis gewesen, so Bohn.

Eine Skinheadgruppe hatte den Elektriker aus Gemmingen-Stebbach in der Nacht vom 19. auf den 20. Juli 1996 am Eppinger Bahnhof brutal misshandelt und schließlich mit einer Plastiktüte erstickt. Zwei Haupttäter erhielten lebenslange Freiheitsstrafen. Das Gericht kam zu der Einschätzung, die rechtsradikale Gesinnung habe den Nährboden für die Gewaltexzesse gelegt, sei aber nicht ausschlaggebend für den Mord gewesen.

In einschlägigen rechten Internetforen war auf die Eppinger Kundgebung hingewiesen worden. Etwa ein Dutzend Personen aus der Szene, die nach Informationen der Polizei nicht aus der Eppinger Gegend kamen, wurden zu einem Platz abseits des Kundgebungsorts begleitet. Im Einsatz waren auch Beamte der Bereitschaftspolizei in Schutzuniformen. Eine Gruppe aus der Reihe der Demonstranten hat laut Polizei versucht, zu den Rechten vorzudringen, wurde aber zurückgehalten.

19. Juli 2011