Burschenschaften kommen nicht zur Ruhe
Von Volker Schmidt
Die rechtsextremen Umtriebe eines Teils der in der Deutschen Burschenschaft (DB) zusammengeschlossenen Studentenverbindungen stoßen bei anderen Burschen auf Widerspruch. Der Frankfurter Rundschau liegen Papiere vor, denen zufolge eine "Arbeitsgemeinschaft Marburg" innerhalb der DB die "an einer zukunftsorientierten und undogmatischen Debatte interessierten Bünde" im kommenden Wintersemester zu einer Tagung einladen will, um den weit rechts stehenden Burschenschaften etwas entgegenzusetzen.
Ein der FR zugespieltes Flugblatt trägt Ort und Datum des jüngsten Burschentages in Eisenach Ende Juni. "Werte Herren Verbandsbrüder", heißt es darin, "mit großer Sorge stellt die ArGe Marburg fest, dass ein Fortbestehen der Deutschen Burschenschaft mit der ,Burschenschaftlichen Gemeinschaft in der DB und DBÖ' in ihren Reihen nahezu unmöglich geworden ist."
Die in der Burschenschaftlichen Gemeinschaft organisierten rechtsnationalistischen Verbindungen hatten beim Burschentag, der Versammlung von Delegierten aller Mitgliedsverbindungen der DB, versucht, eine Burschenschaft ausschließen zu lassen, die einen Studenten mit chinesischen Eltern aufgenommen hatte. Zudem sollte über eine Art "Ariernachweis" sichergestellt werden, dass Studenten mit nichtdeutschen Eltern nur in Ausnahmefällen aufgenommen würden. Die deutsche Staatsangehörigkeit ist ohnehin Voraussetzung.
In einem als "Entwurf" gekennzeichneten weiteren Schreiben heißt es, "die Vorfälle auf dem Burschentag 2011 und die Presseberichterstattung über die Anträge (...) lassen die gesamte Deutsche Burschenschaft in einem schlechten Licht erscheinen. Wie während eines jeden Burschentages war auch dieses Mal wieder lautes ,Sieg Heil'-Geschreie im Brunnenkeller zu hören, das mit dem Absingen geschmackloser Lieder abgerundet wurde."
Die ArGe Marburg will dem Entwurf zufolge "die extremistischen Strömungen innerhalb der Deutschen Burschenschaft nicht mehr als Auswüchse kleiner Gruppen unter den Tisch kehren". Mit der geplanten Tagung werde es "den ,normalen' Bünden erleichtert, schnell Gleichgesinnte zu finden, um mit einer breiteren Front auf Diffamierungen und fragwürdiges Gedankengut zu antworten". Andernfalls könnten "normale" Bünde austreten, und "das wird zum Ende der Deutschen Burschenschaft führen".
Die Unruhe im Dachverband heizt an, dass immer wieder interne Dokumente an die Öffentlichkeit gelangen. Am Freitag stellte Spiegel Online zahlreiche Auszüge unter der Überschrift "Burschen-Leaks" zusammen.