Die Freiburger sind sehr zufrieden mit ihrer Stadt – trotz hoher Wohnkosten

Erstveröffentlicht: 
14.07.2011

Von Simone Lutz

Leben Sie gerne in Freiburg? Statistisch gesehen antworten jetzt 92 Prozent aller Freiburgerinnen und Freiburger mit Ja – so viele wie noch nie. Solche Zahlen – und viele mehr, die sich mit dem Leben hier befassen – finden sich in der nun veröffentlichten Bürgerumfrage 2010.

 

Das rund 200 Seiten starke Heft liefert Daten und Statistiken über das, was den Freiburgern wichtig ist, was ihnen gefällt und was sie ärgert: Zum Beispiel die sehr hohen Wohnkosten.

Alle zwei Jahre – sofern keine große Wahl dazwischenkommt – macht das Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung eine Bürgerumfrage. Diesmal füllten 2580 zufällig ausgewählte Freiburger aus allen Stadtteilen einen 15-seitigen Fragebogen aus; statistisch genügt das, um Rückschlüsse für die gesamte Einwohnerschaft zu ziehen. Dabei kam heraus: Im Großen und Ganzen sind die Einwohner mit ihrer Stadt sehr zufrieden. Nur 8 Prozent der Befragten würden "lieber ganz woanders wohnen", darunter relativ viele Studierende, oder im Umland.

 

Die sozialen Gruppen, die sich in Freiburg besonders wohl fühlen, sind Ältere, Hochschulabsolventen und Menschen mit hohem Einkommen. Umgekehrt sind Alleinerziehende, Leute mit Volks- und Hauptschulabschluss und Menschen, die wenig verdienen, eher unzufrieden. "Freiburg-typisch ist: Hier haben wir mehr Bildungsbürgertum und weniger Unterschicht", sagt Amtsleiter Thomas Willmann.


Gegenüber der Umfrage von 2003 ist die Zufriedenheit insgesamt größer, vor allem was Sauberkeit auf Plätzen und Straßen betrifft, Spielmöglichkeiten für Kinder, Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten sowie die Umweltsituation. Weniger zufrieden als vor acht Jahren ist man mit der Gestaltung und Attraktivität der Innenstadt sowie der öffentlichen Sicherheit und dem Schutz vor Kriminalität.

Ein großes Ärgernis für sehr viele, das lässt sich aus den Statistiken klar herauslesen, sind die teuren Wohnungen und der knappe Wohnungsmarkt. Zwar leben 85 Prozent der Befragten gern in ihrem Wohngebiet (Top: Oberwiehre, am Ende der Beliebtheitsskala: Brühl) und 77 Prozent sind mit ihrer eigenen Wohnung zufrieden, aber mehr als die Hälfte der Befragten gibt im Durchschnitt 37 Prozent des monatlichen Einkommens für die Wohnung aus (Altstadt-Mitte und Landwasser 44 Prozent des Einkommens, St. Georgen-Süd 30 Prozent). Wer in einer Mietwohnung wohnt, liegt sogar bei 40 Prozent.

"Damit liefern wir erstmals einen Beleg für die Behauptung, dass 40 Prozent des Einkommens für Miete draufgehen", so Willmann. So ist die Wohnungsproblematik auch einer der Top-Gründe, warum Menschen aus Freiburg wegziehen, abgesehen vom Grund "Arbeitsplatzwechsel".

Dennoch: Die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger ist ausgesprochen hoch. "Im Städtevergleich nehmen wir einen Spitzenplatz ein", so Willmann. Detaillierte Daten haben die Info-Sammler nun zu gleich sieben Themengebieten: Leben in Freiburg, Leben im Wohngebiet, Familie und Pflege, Migration und Integration, Bildung und Erwachsene, Bildung und Kinder sowie politische Beteiligung. Die Ansichten der Bürger zu den städtischen Finanzen – auch ein Thema der Bürgerumfrage – waren schon im Rahmen des Beteiligungshaushalts veröffentlicht worden.

"Für uns ist die Bürgerumfrage eine Schatzkiste", sagt Veronika Schönstein. Sie ist Leiterin des Projekts "Lernen erleben in Freiburg" (Leif), mit dem die Stadt an einem bundesweiten Modellprojekt teilnimmt. Ziele sind unter anderem, ein Bildungsmanagement aufzubauen, Beratungsangebote darzustellen und sich um lebenslanges Lernen zu kümmern.

Da sind Daten aus der Bürgerumfrage natürlich nützlich. Ein Beispiel: Bildung für nachhaltige Entwicklung. Laut Bürgerumfrage nutzen nur relativ wenige Menschen Ökostation und Waldhaus, allerdings quer durch alle Schichten. Und die, die dort waren, waren sehr zufrieden. "Alle sozialen Gruppen kommen zwar, aber wir müssen uns fragen, wie man mehr Leute erreichen kann", so Schönstein. Wenn Leif solche Daten ausgewertet hat, soll im Gemeinderat und mit Fachleuten darüber diskutiert werden. Und schließlich sollen konkrete Empfehlungen und Beschlüsse im Gemeinderat dabei herauskommen – aus statistischem Zahlenmaterial wird so konkrete Bildungspolitik.

Bürgerumfrage 2010: Das Heft gibt es für 15 Euro (ohne Versandkosten) beim Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung, Fahnenbergplatz 4; Bestellung per Email: statistik@stadt.freiburg.de. Im Internet: http://www.freiburg.de/statistik