[K] Antifa-Dossier zum Naziüberfall auf das Protestcamp auf am Rudolfplatz

Kasper

Mit Stühlen, Pfefferspray und Glasfalschen griffen rund 25 Neonazis am vergangenen Wochenende in der Nacht vom 09.07.2011 auf den 10.07.2011 das Protestcamp am Rudolfplatz in Köln an. Dabei verletzten sie mehrere Campteilnehmer_innen. Mehrere Teilnehmer_innen wurden leicht - und zwei so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die Neonazis gingen bei ihrem Angriff gezielt und organisiert vor.

 

Sie provozierten zunächst in unmittelbarer Nähe des Camps und versuchten ein Transparent des Camps anzuzünden, um anschließend die Campteilnehmer_innen in eine Seitenstraße zu locken. Dort warteten 20 weitere Neonazis, um die Teilnehmer_innen und anschließend das Camp massiv anzugreifen. Obwohl es sich eindeutig um einen geplanten und angekündigten Angriff von Neonazis handelte, ermittelt die Polizei zurzeit nicht nur gegen beteiligte Neonazis, sondern auch gegen die Opfer des Überfalls. Die Neonazis geben ihre Tatbeteiligung auf einer einschlägig bekannten Naziwebsite bereits öffentlich zu, versuchen jedoch den gezielten und offenbar geplanten Angriff in ein Geplänkel zwischen rechts und links umzudeuten, um eine Strafverfolgung zu umgehen.
 
Unter den Angreifenden befand sich unter anderem Marcel Kaspar, der von der Polizei vor Ort festgenommen und anschließend in Untersuchungshaft genommen wurde. Der Leverkusener Neonazi Kaspar, einer der führenden Köpfe der "Freien Nationalisten Leverkusen", schlug Augenzeugenberichten nach, auf mehrere Campteilnehmer_innen ein. Trotz seines jungen Alters ist er seit mehreren Jahren in der regionalen Neonaziszene im Rheinland aktiv. Kaspar war schon häufiger an Angriffen auf politisch Andersdenkende beteiligt und wurde wegen Körperverletzung verurteilt.
 
Mit dem Angriff auf das Protestcamp kann ebenfalls der einschlägig bekannte Neonazi Sebastian Ziesemann in Verbindung gebracht werden. Er wurde in zeitlicher Nähe zum Angriff von der Polizei in umittelbarer Nähe zum Camp kontrolliert. Vor einigen Tagen stattete Ziesemann dem Protestcamp auf dem Kölner Rudolfplatz schon einmal einen "Besuch" ab, und drohte dabei den Camper_innen sowohl ihre Zelte, als auch sie selbst zu verbrennen. Nur kurze Zeit später folgten der Drohung Taten - am ersten Juli kam es dann zu einem Brandanschlag auf das Camp. Die Täter_innen überraschten die Campteilnehmer_innen in den frühen Morgenstunden und zündeten, vermutlich mit Hilfe eines Brandbeschleunigers, ein Transparent am Rande des Camps an.

 

Der aus Erftstadt Liblar stammende Neonazi Sebastian Ziesemann ist dieses Jahr schon mehrmals durch Gewalttaten auffällig geworden. Am 19. Februar griffen rund 250 Neonazis auf der Anreise zu einer Demonstration ein Wohnprojekt im Dresdener Stadtteil Löbtau mit Steinen, Stöcken und Pfefferspray an. Bei dem Angriff, der über zehn Minuten andauerte, gingen mindestens 50 Fensterscheiben zu Bruch. Ein Video im Internet identifiziert Sebastian Ziesemann eindeutig als einen der Angreifer. Auch an einer Nazi-Demonstration im Berliner Stadtteil Kreuzberg beteiligte sich Ziesemann mit mehreren Neonazis der "Kameradschaft Köln", der er angehört. An der Demonstration nahmen rund 100 Neonazis teil und griffen im Verlauf der Demonstration Gegendemonstrant_innen und Migrant_innen an und verletzten diese zum Teil schwer.

 

Seit längerem ist Ziesemann zudem in der sogenannten "Anti-Antifa Rheinland" aktiv, die zuletzt Details über Journalisten veröffentlichte, die sich mit der rechten Szene in der Region auseinandersetzen. Ziel der Recherchearbeit der Anti-Antifa ist es, unliebsame Journalist_innen und Aktivist_innen einzuschüchtern und mundtot zu machen sowie militanten Neonazis Informationen für mögliche Angriffe zu liefern. Desweiteren wurden von Ziesemann unter dem Titel "Anti-Antifa Rheinland" Portraitfotos von Personen die gegen den Naziaufmarsch am 1. Mai in Halle demonstrierten bei youtube veröffentlicht.
 
Ziesemann und Kaspar sind Teil einer eng vernetzten regionalen Neonazistruktur im Rheinland und gemeinsam bei neonazistischen Demonstrationen aktiv.