In zwei Wochen startet das Antifacamp Weimar/Buchenwald 2011. Es wird dieses Jahr vom 23. - 31. Juli stattfinden. Euch erwartet eine Woche mit praktischen Arbeitsprojekten, Archivarbeit auf der Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald, sowie interessante Gesprächen mit Zeitzeugen. Desweiteren werden täglich Vorträge und Workshops angeboten, welche Anlass geben und Platz lassen für rege Diskussionen. Außerdem finden öffentlichkeitswirksame Aktionen statt, Infostände mit öffentlichen Lesungen in der Weimarer Innenstadt.
Neben dieser vielfältigen politischen Arbeit bleibt auch noch Zeit für ein musikalisches Rahmenprogramm und natürlich die Möglichkeit für ein entspanntes und kommunikatives Miteinander.
Ziel soll es sein, eine Woche selbstbestimmt und selbstorganisiert aktiv antifaschistische Politik zu realisieren und Perspektiven für zukünftiges Handeln zu entwickeln.
Näheres zur Struktur des Camps,welche ein solches Miteinander fördern soll hier.
Zu diesem Zweck werden Veranstaltungen zu den Themen Erinnerungspolitik, hierarchiearme Organisation, Identität, völkische Kapitalismuskritik, „Sozialer Frieden und nationale Burgfriedenspolitik in Deutschland“ stattfinden.
Mehr Informationen zu den Veranstaltungen und einem Wochenprogramm unter hier.
Um die Kosten für Platzmiete, Vollverpflegung und sanitäre Einrichtungen zu decken, ist ein Teilnehmer_Innenbeitrag von 7€ pro Tag nötig.
Bringt bitte Zelt, Schlafsack, Besteck, Tasse und Teller mit.
Weitere Infos zu den Arbeitsprojekten, der Anreise und zu aktuellen Ereignissen gibt es unter: http://antifacamp.net oder bei Fragen unter mail [at] antifacamp.net .
Wenn Besucher_Innen nicht die ganze Woche Zeit haben, oder gezielt Veranstaltungen besuchen wollen, ist das natürlich auch kein Problem.
Kommt zum Camp, bringt euch ein, gestaltet mit...
Im folgenden nun der offizielle Aufruf zum Antifacamp Weimar/Buchenwald 2011:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Im diesem Sinne findet vom 23.Juli bis 31.Juli 2011 das Antifacamp Weimar/Buchenwald statt.
Vergangenheit
Im Konzentrationslager Buchenwald mit seinen unzähligen Außenlagern wurden etwa 56.000 politisch und ethnisch Verfolgte durch Hunger, Krankheit, Arbeit, Folter oder Erschießung ermordet.
Am 11. April 1945 gelang, aufgrund der heranrückenden Alliierten Streitkräfte, die Selbstbefreiung der Häftlinge. Dies stellt einen entscheidenden Punkt in der Betrachtung deutscher Erinnerungspolitik und Vergangenheitsbewältigung dar.
So sind die fotografischen Dokumentationen und Berichte der Befreier über die Zustände im Lager und deren vorangegangene Gräueltaten Ansatz und Mahnung für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte und den daraus zu ziehenden Konsequenzen.
Erinnerung wird zu einem großen Teil durch Dokumentation und Restaurierung gewahrt. Die Geschichte zu reflektieren und Geschehenes offen zu legen, ist zentraler Bestandteil des Antifacamps 2011.
Zu diesem Zweck werden auf und in der Nähe der Gedenkstätte Buchenwald Arbeitsprojekte und Archivarbeit realisiert, deren Zweck es ist, Schreckliches aus der Vergangenheit für Gegenwart und Zukunft zu veranschaulichen und dessen Ausmaß aufzuzeigen.
Neben dieser praktischen Form der historischen Auseinandersetzung finden die ganze Woche über Gespräche von und mit Zeitzeugen statt, um auch Einzelschicksalen Raum zu geben und oft so unpersönliche Bilder einer grauen Masse von Opfern mit personifizierten und subjektiven Geschichten zu füllen.
Seien es Menschen, die um ihrer selbst Willen und/oder als politisch Verfolgte nicht in die deutsche Volksgemeinschaft passten und somit Opfer eines von der nationalsozialistischen Idee begeisterten und überzeugten Deutschlands wurden.
Gegenwart
Und weil Geschichte sich wiederholen kann aber in dieser Form nicht wiederholen darf, muss die gemeinsame Zeit auch dafür genutzt werden, sich über vergangene, zukünftige und vor allem über aktuelle Probleme Gedanken zu machen, auszutauschen und politische Debatten weiterzuführen, mit dem Ziel tiefgreifende und umfassende Analysen bestehender Probleme zu erarbeiten.
Nur auf der Basis solcher Analysen ist eine Entwicklung emanzipatorischer und progressiver antifaschistischer Politik möglich und sinnvoll.
So können Fragen diskutiert und in Folge einer Auseinandersetzung damit vielleicht auch Antworten gefunden werden, ob in Gänze oder nur zum Teil.
Wie positionieren wir uns in der heutigen Erinnerungspolitik und welche Rolle spielen wir in ihr?
Welche Strategien sind sinnvoll im Kampf gegen immer offensiver agierende Nazis?
Was sind die Gründe für die Wirtschaftskrise, was ein sinnvoller Umgang damit und welche Rolle spielen linke Gruppen beim Thema Sozialpolitik?
Wie können Vereine, politische Gruppen und Mensch selber mit der „Extremismus“-Debatte umgehen?
Wie hierarchiefrei sollte ein Zusammenleben sein und wie kann dies erreicht werden?
Wie umgehen mit dem Phänomen der Identitätssuche und -findung? ...
Zukunft
Doch auch bei noch so vielen Diskursen und Erkenntnissen angelehnt an aktuelle Themen ist antifaschistische Politik nur sinnvoll und erfolgreich, wenn diese auch nachhaltig und dynamisch ist.
So müssen zum Beispiel Wege gefunden werden, wie Erinnerungspolitik ohne Zeitzeugen aussehen wird. Gerade in diesem Punkt ist das Antifacamp 2011 gefragt.
Ein Projekt, welches die Erinnerung wach halten will und sich zum Ziel gesetzt hat die Erinnerungskultur der Gedenkstätte Buchenwald positiv mit zu beeinflussen, muss Mittel und Wege finden mit neuen Herausforderungen und sich verändernden Bedingungen umzugehen.
Bei den dazu nötigen Diskussions- und Erkenntnisprozessen ist jede/-r gefragt, der Interesse an der Gestaltung einer sinnvollen antifaschistischen Erinnerungspolitik und den daraus resultierenden Folgen hat. Sei es in theoretischer, praktischer, kritischer oder anregender Form.
Neben diesem zentralen Anliegen des Camps ist aber auch die ganze Woche über Zeit, ob am Lagerfeuer, in der Kneipe, in einer ruhigen Ecke oder auf der sonnigen Wiese, über allerlei zukünftige Entwicklungen und Tendenzen zu diskutieren.
Inwieweit muss bürgerliches Engagement gegen Neofaschismus unterstützt bzw. kritisiert werden? Wie könnte bald kreativer Antifaschismus aussehen?
Jede/-r kann mitmachen!
Wie dieser, auch gerne in praktischer Form, aussehen kann, ist euch überlassen.
Auf jeden Fall kommen während des Camps auch Aktionismus und Kultur nicht zu kurz.
Ziel ist, neben der praktischen und theoretischen Arbeit, die Woche über auch eine Menge Spaß zu haben, Menschen kennen zu lernen und einen Teil zum Gelingen eines selbstorganisierten Projektes beigetragen zu haben.
In diesem Sinne werden Entscheidungen auf einem täglichen Plenum getroffen, die Organisation des Camps durch alle, die Lust darauf haben, gestemmt oder auch Zeit und Raum gelassen einfach das zu tun, worauf Mensch so Lust hat.
Willkommen ist Jede/-r, solange ein respektvolles und diskriminierungsfreies Miteinander Konsens ist.
Kommt zum Camp, beteiligt euch an der Vorbereitung und Durchführung, bereichert es inhaltlich und kulturell.
Lasst uns zusammen antifaschistisch interagieren und Perspektiven entwickeln.