"Arschloch", Aufhören" oder "Sauerei", das sind einige der Reaktionen auf den Auftritt von Georg Schramm im Europa-Park. Hintergrund: Der Kabarettist nimmt sich die CDU vor.
																	
								Zum 25. Mal ist am Samstag der
 Kleinkunstpreis von Baden-Württemberg vergeben worden. Seit einigen 
Jahren geschieht das im Europa-Park in Rust, 300 geladene Gäste 
besuchten die Gala. Die Hauptpreise erhielten die Musikakrobaten Gogol 
und Mäx aus Staufen im Breisgau, der Komiker Nils Heinrich aus Stuttgart
 und der Kabarettist Jess Jochimsen aus Freiburg. Der Hohenloher Michael
 Krebs und der Bayer Stefan Waghubinger bekamen Förderpreise. Das 
Preisgeld – insgesamt 25 000 Euro – teilen sich die landeseigene 
Toto-Lotto-Gesellschaft und die Landesregierung, für die 
Noch-Staatsminister Helmut Rau zugegen war.
Doch dem Lottochef und früheren Sozialminister Friedhelm Repnik und den 
der CDU verbundenen Gästen schenkte der Ehrenpreisträger, der in Badenweiler
 lebende Kabarettist Georg Schramm, starken Tobak ein. "Die 
Lottogesellschaft ist eine Einrichtung von unschätzbarem Wert. Was hätte
 jemand wie Herr Repnik sonst machen können?" Und nach dem 
Regierungswechsel werde es wohl weitere teure "Endlager für abgebrannte 
Politiker" geben. "Sie werden wohl demnächst bei der DLRG Reden halten 
müssen", bekam Staatsminister Rau zu hören. "Eine Landesregierung, die 
nicht in der Lage ist, einen Pflasterstein von einer Kastanie zu 
unterscheiden, hat nichts anderes verdient, als in den Orkus der 
Bedeutungslosigkeit gestoßen zu werden," polterte er.
				
Das war für den gelernten Apotheker Repnik zu starke Medizin. Nicht mal 
einen Händedruck hatte der Lottochef, der von 131 Millionen Euro 
Lottoüberschüssen 16 000 Euro für den Kleinkunstpreis locker gemacht 
hat, für den Ehrenpreisträger übrig. "Arschloch-" und "Aufhören-"Rufe in
 der ersten, heftiger Beifall für Schramms Rentner "Dombrowski" in den 
hinteren Reihen – das Publikum war gespalten. "Das war kein Kabarett, 
das war Klassenkampf" zischte Europa-Parkchef Roland Mack.
"Unglaublich, charakterlos, Sauerei", assistierte Gattin Marianne. "Der 
Zorn ist wichtig für eine Gesellschaft" wies der Geschmähte die Anwürfe 
zurück. Die einmalige Gelegenheit, Großkopfeten mal richtig die Meinung 
zu geigen, habe er sich nicht entgehen lassen. Die Dramaturgie sei ihm 
aber ein wenig entglitten, räumte er ein, er hätte früher aufhören 
sollen, schon da, als die Prominenz in den Spiegel geschaut und erstarrt
 sei.
Zurücknehmen will er aber nichts, den Hinweis der peinlich berührten 
Gastgeber, er solle den Preis samt 5000 Euro zurückgeben oder wenigstens
 stiften, hätte es nicht bedurft. Schramm spendet Preisgelder schon 
immer an Medico International für Flüchtlingshilfe.

