Symposium und Podium suchen nach "Visionen für eine lebenswerte Stadt der Zukunft" – und finden keine abschließende Antwort.
Braucht Freiburg dringend "machbare Visionen für eine lebenswerte Stadt der Zukunft"? Die Freiburger Denkfabrik suchte mit einem halbtägigen Symposium und einer hochkarätigen Podiumsdiskussion nach einer Antwort. Die von Linksextremen im Internet angekündigte Demonstration mobilisierte nur die Polizei.
																	
								Die Denkfabrik hat der frühere Chef der Brauerei Ganter, 
Maximilian Erlmeier, vor knapp drei Jahren ins Leben gerufen. Sie widmet
 sich nicht nur der sozialen, sondern auch der humanen Marktwirtschaft. 
Am Donnerstag machten sich in den Räumen der Universität fünf 
hochkarätig besetzte und moderierte Arbeitskreise ihre Gedanken über 
Themen wie "Wirtschaft, Arbeit und Finanzen", "Energie, Umwelt und 
Mobilität", "Bildung, Kultur und Bürgerbeteiligung", "Stadtentwicklung 
und Infrastruktur" sowie "Generationenfreundlichkeit". Die 
Podiumsdiskussion in der Aula sollte der krönende Abschluss am Abend 
sein.
Nicht allen war nach Harmonie zumute. "Das ist ja alles interessant – 
aber was ist daran neu? Das machen wir doch alles schon", stichelte 
Oberbürgermeister Dieter Salomon und auch sein Tourismus- und 
Wirtschaftsförderer Bernd Dallman ist mehr auf Praxis aus. "Es fehlt 
dieser Stadt nicht an Ideen, man muss nur rausfinden, was mehrheitsfähig
 ist." Und "City 2020" – so der Titel für die Debatte – sei zeitlich 
etwas kurz gegriffen, meinte Münsterbaumeisterin Yvonne Faller. Ihr ist 
wichtig, die "Ästhetik des öffentlichen Raums" zu wahren, nachhaltig zu 
bauen und endgültig wegzukommen von der früheren Fixierung auf die 
"verkehrsgerechte" Stadt und auch von "monokausalen" Bauten, die man 
nach 30 Jahren wieder abreißen muss.
"Arbeiten und leben wieder zueinander bringen" wäre eine Vision, die 
Bärbel Höltzen-Schoh, Chefin der Arbeitsagenturen in Freiburg und 
Offenburg, angepackt sehen will. Und dass sich die Gesellschaft auch 
endlich der Frage stellt, wie mit denen umgegangen wird, die dem Druck 
der Leistungsgesellschaft nicht gewachsen sind und wenigstens in einem 
"sozialen Arbeitsmarkt" eine sinnvolle Lebensperspektive haben sollten.
Womit der Blick auf die finanzielle Seite des Lebens in der 
Wohlfühlstadt gelenkt wurde. Attraktiv wie kaum eine andere ist sie, 
aber auch "einer der teuersten Standorte in ganz Deutschland", wie der 
designierte Sparkassenchef Marcel Thimm sagte. Und zwar für private und 
gewerbliche Immobilien. "Freiburg hätten wir uns nicht leisten können", 
betonte Fritz Zügel, Vorstand der Elektronikfirma Hummel AG, die 
stattdessen in Denzlingen sitzt. "Freiburg ist so teuer, weil es 
attraktiv ist, sorry, das ist eben Marktwirtschaft", erklärte Salomon 
die Ökonomie. Außerdem müsse man das sowieso regional sehen, nicht nur 
lokal.
Und sogar über die Grenzen schauen: "Basel hat eine Million Einwohner", 
scherzte der Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung, Thomas Kessler. 
Zwei Drittel davon leben aber in Deutschland und Frankreich und kommen 
nur zum Arbeiten ans Rheinknie. Basel sei zwar reich, ihm droht laut 
Kessler aber das Luxusproblem, durch Wohlstand faul zu werden. "Wir 
brauchen eine neue Aufbruchstimmung, nur wer gute Ideen hat, gewinnt die
 Mehrheiten." Die direkte Demokratie der Schweiz sei zwar unbequem, habe
 aber den unschlagbaren Vorteil, dass die Politik sich mehr anstrengen 
müsse, um die Bürger zu überzeugen.
Allein dieses Thema hätte wahrscheinlich einen ganzen Abend gefüllt. So 
blieb es eines von vielen weiteren, die kurz angesprochen, aber 
angesichts eines üppig besetzten Podiums nur leicht angekratzt wurden. 
Immerhin, die meisten Teilnehmer und das Publikum fanden es gut, darüber
 gesprochen zu haben. Es wird weitere Gelegenheiten dazu geben, wo auch 
immer.
			
				
			
				 
					
				
				
							
