Endlich Schluss mit dem braunen Spuk!

Tostedts ehemaliger Bürgermeister Günter Weiß hofft, dass der "Streetwear"-Laden in Todtglüsingen (Hintergrund) für immer geschlossen bliebt.
Erstveröffentlicht: 
01.03.2011

"Aus aktuellem Anlass müssen wir leider großen Ausverkauf machen." So steht es auf der Internetseite von "Streetwear Tostedt - Norddeutschlands größter Szeneladen". Daneben ist ein Foto abgebildet, das Hände eines Gefangenen zeigt, die Gitterstäbe umfassen. Betreiber des Ladens ist der kürzlich wegen schweren Landfriedensbruchs zu anderthalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilte Rechtsextremist Stefan Silar.

 

Todtglüsingen. "Streetwear Tostedt" ist laut Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) "Anlaufstelle der überörtlichen rechtsextremistischen Szene". Nach der Verurteilung des 37-jährigen Silar in der vergangenen Woche hoffen jetzt viele Tostedter, dass der Laden in Todtglüsingen für immer geschlossen wird und endlich Ruhe einkehrt. "Es wäre gut, wenn der Streetwear-Laden endlich verschwindet", sagt Tostedts ehemaliger Samtgemeindebürgermeister Günter Weiß (CDU) stellvertretend für viele. Silar, der nach eigenen Angaben verlobt ist und drei Kinder hat, war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

 

"Ich habe Silar schon in meiner Zeit als Jugendpfleger erlebt. Es ist gut, dass er verknackt wurde", sagt der Mitbegründer des Tostedter Forums für Zivilcourage, Jürgen Petersson. Allerdings sei zu befürchten, dass der Rechtsextremist einen Weg finden werde, seinen Szeneladen trotz der Haftstrafe über Strohleute weiter zu betreiben. "Solange es den Laden gibt, bleibt das eine Anlaufstelle für die Rechten", sagt auch die Sprecherin des Forums, Christina Erdmann.

 

Silars Anwalt, Arndt Hohnstädter aus Leipzig, hat inzwischen Berufung gegen das Urteil des Tostedter Amtsgerichts eingelegt. Das Landgericht Stade entscheidet am Mittwoch, 16. März, ob der37-Jährige tatsächlich für längere Zeit ins Gefängnis muss.

 

Silar war bereits 1992 wegen Totschlags zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Gemeinsam mit dem Neugrabener Skinhead Stephan K. hatte er damals den Kapitän Gustav Schneeclaus in Buxtehude totgeprügelt, weil dieser Adolf Hitler als Verbrecher bezeichnet hatte.

 

Bei einer Demonstration am Sonnabend, 19. März, in Tostedt wollen die Teilnehmer nach Angaben der Lüneburger Antifa unter dem Motto "Kein Vergeben, kein Vergessen! Nazis offensiv entgegentreten!" an das Opfer erinnern.      

 

Carsten Weede