Freie-Wähler-Umfrage ergibt: Vauban-Bewohner sind gespalten in der Frage, ob Besetzer wegsollen.
VAUBAN. Sie haben 1500 Fragebögen verteilt und Antwort auf viele Fragen bekommen: Mit einer Umfrage hat die Gemeinderatsfraktion der Freien Wähler die Befindlichkeiten der Vauban-Bewohner ermittelt. Dass sich die dreiköpfige Fraktion ausgerechnet jetzt für den Stadtteil interessiert, hängt mit dem umstrittenen "M 1-Grundstück" im Eingangsbereich zusammen. Aufgrund der Ergebnisse der Umfrage fordern die Freien Wähler nun, ein Ausweichquartier für die Wagenburggruppe "Kommando Rhino" zu finden, die derzeit das Grundstück besetzt.
Es ist bereits die zweite große Umfrage, die im Modellstadtteil innerhalb von nur gut einem Jahr stattfand. Erst Ende 2009 hatte sich das Freiburger Institut für angewandte Sozialwissenschaften gemeinsam mit der Quartiersarbeit Vauban mit den Problemen und Wünschen der Stadtteilbewohner befasst. Damals wurden 1250 Fragebögen verschickt, gut 300 kamen zurück (Rücklaufquote: 24 Prozent). Damit stand diese Umfrage auf breiteren Füßen als die aktuelle der Freien Wähler: Von den 1500 angeschriebenen Haushalten antworteten 193 (Quote: 13 Prozent). Bei den Freien Wählern (FW) stand vor allem das M 1-Grundstück im Mittelpunkt, um das es nach wie vor kontroverse Diskussionen gibt. "Wir wollten uns nicht immer nur auf die Angaben der Stadtverwaltung verlassen, sondern die Bewohner des Stadtteils selbst befragen", begründet FW-Stadtrat Johannes Gröger das Engagement seiner Fraktion.
Das Grundstück soll ab dem Sommer durch die städtische 
Tochtergesellschaft Freiburger Stadtbau nach einem Entwurf des Berliner 
Architekturbüros Barkow-Leibinger bebaut werden (die BZ berichtete 
mehrfach). Dies begrüßten in der Umfrage 19 Prozent der Bewohnerinnen 
und Bewohner. 41 Prozent hingegen hätten lieber den Entwurf des Büros 
Horbach gesehen, der die Ergebnisse einer Bürgerbeteiligung durch den 
Stadtteilverein berücksichtigt hatte. Der Rest der Befragten hatte dazu 
keine Meinung.
Über die Wagenburggruppe "Kommando Rhino" gingen die Meinungen weit 
auseinander. 33 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass die 
Bauwagenbewohner den Platz verlassen sollen. 64 Prozent hingegen 
kreuzten an, die Besetzer könnten ihretwegen "solange bleiben, wie sie 
wollen". Von denen aber fügte rund ein Viertel dann doch Argumente gegen
 den Verbleib der Wagenburg an. Addiert man die zu den anderen 
Wagenburg-Kritikern, ergibt sich nach Freie-Wähler-Rechnung ein Patt von
 48 zu 48 Prozent (Rest: keine Meinung). Die Freien Wähler leiten aus 
dieser Gemengelage die Forderung ab, die Stadt müsse sich bemühen, 
umgehend einen Ausweichstandort für die bevorstehende Räumung des 
Geländes zu finden. Eine polizeiliche Räumung ohne Ausweichquartier 
dürfe es nicht geben. Für die nächsten Tage sind auf dem Gelände 
Probebohrungen im Vorfeld der Bauarbeiten geplant, zuvor soll es ein 
Gespräch mit "Kommando Rhino" geben. Die Stadtverwaltung sei nach wie 
vor an einer einvernehmlichen Lösung interessiert, sagte gestern 
Rathaussprecherin Edith Lamersdorf.
Die Teilnehmer der Umfrage konnten sich in offenen Fragen weiterhin dazu
 äußern, was sie am Stadtteil besonders schätzen und welche 
Verbesserungen sie sich wünschen. 22,1 Prozent der Befragten sprachen 
sich für mehr Angebote für Jugendliche aus. Auch ein schöner gestalteter
 Marktplatz mit einem Brunnen fand sich auf der Wunschliste ganz oben 
(19 Prozent). Außerdem hätten 15 Prozent gerne mehr Angebote im 
"qualitativ hochwertigen Einzelhandel" und in der Gastronomie, fünf 
Prozent wünschen sich eine Post. Genau wie in der Umfrage von 2009 
beurteilten die Befragten das Verkehrskonzept des Stadtteils eher 
kritisch – weshalb die Freien Wähler ein Mediationsverfahren 
vorschlagen.
Auch die Grundtendenz der beiden Umfragen ist gleich: Eine große 
Mehrheit fühlt sich insgesamt im Stadtteil sehr wohl. Von den als 
kritisch bekannten Vauban-Bewohnern fanden bei der neuen Befragung sogar
 17,4 Prozent, dass im Stadtteil alles so bleiben soll, wie es ist. Im 
Detail vergleichen lassen sich die alte und neue Befragung wegen der 
unterschiedlichen Fragestellungen jedoch nicht.
