Heilbronn - "Am besten wäre es, man würde es machen wie damals in Mannheim, man lässt die Neonazis demonstrieren, und die Bürger lassen so lange die Rollläden runter und drehen sich weg - dann ist der Spuk schnell vorbei", sagt Rainer Köller von der Heilbronner Polizei. Tatsächlich befürchtet er aber, dass es auch in Heilbronn so laufen könnte wie in anderen Städten: "Am Ende werden wir dann noch die Neonazis vor den Gegendemonstranten beschützen müssen." Das sei eben der Preis für einen toleranten Rechtsstaat.
Polizei und Stadt sind sich darin einig, dass es in Heilbronn keine besonders auffällige Neonaziszene gibt, bei der Stadt ist man dazu auch der Ansicht, sagt Pressesprecher Christian Britzke, dass man mehr oder weniger nach dem Zufallsprinzip in diesem Jahr dran war und die Demo nicht "hausgemacht" ist. Nun liegt bei der Genehmigungsbehörde die Anfrage "einer Privatperson aus der Pfalz" für eine Demonstration am 1. Mai vor - Motto: "Fremdarbeiterinvasion stoppen". Unter diesem Slogan hatten sich am 1. Mai 2010 in Zwickau rund 500 Demonstranten eingefunden.
Der DGB plant ein großes buntes Fest der Vielfalt
In der Stadt formiert sich eine Gegenbewegung. Gewerkschaft und FDP 
hatten sich als Erste gemeldet, viele andere schlossen sich inzwischen 
an. Mit zahlreichen demokratischen Organisationen und Bündnispartnern 
will man "für eine Verhinderung dieser Veranstaltung eintreten und 
deutlich zeigen, dass Neonazis in Heilbronn nicht willkommen sind". Auch
 die Stadt selber will sich aktiv gegen die Demo einsetzen. Der 
Ältestenrat des Gemeinderates hat dazu eine Resolution verfasst: 
"Heilbronn ist eine liberale, weltoffene, tolerante Stadt, im Herzen 
Europas, in der fast jeder zweite Bürger eine Zuwanderungsgeschichte hat
 - in dieser Stadt darf es keinen Platz für extremistische, 
fremdenfeindliche Machtdemonstrationen geben."
Zur Strategie des Rathauses, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen, um 
die Demo zu verhindern, sagt Bürgermeister Harry Mergel, dass sich die 
Stadt nun dem von den Gewerkschaften initiierten Aktionsbündnis gegen 
die geplante "Rechts-Demo" anschließen und die Gegendemonstration 
unterstützen will. In der nächsten Sitzung des Gemeinderates am 3. 
Februar soll der entsprechende Beschluss gefasst werden. Der 
Regionalvorsitzende des DGB Löffler will die Neonazis auch mit deren 
eigenen Waffen schlagen, die Nutzung aller wichtigen Straße und Plätze 
der Innenstadt für die eigene 1.-Mai-Demo beantragen und "ein großes, 
buntes Fest der Vielfalt" stattfinden lassen.
Es soll nicht dazu kommen wie 2009 in Ulm, als es bei einer Demo von 
etwa 1000 Neonazis zu einem massiven Polizeieinsatz kam. Möglicherweise 
hilft es, dass sich die Heilbronner Gewerkschaftsjugend mit 
systematischem Deeskalationstraining fit macht - auch um zu verhindern, 
dass die zu erwartenden Antifa-Gruppen über die Stränge schlagen. Den 
Aufruf für die Heilbronner Demo verantworten im Internet die "Jungen 
Nationaldemokraten", die in Heilbronn und in Künzelsau angeblich 
"Stützpunkte" unterhalten.
