Bunt statt Braun – Magdeburg wehrt sich mit einer "Meile der Demokratie"

Mit einer Menschenkette demonstrierten am Sonnabend tausende Magdeburger gegen den Rechten-Aufmarsch in der Stadt. Foto: Uli Lücke
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Erstveröffentlicht: 
17.01.2011

Bürger und Vereine starten Aktionen gegen Rechten-Aufmarsch in der Landeshauptstadt

Von Birgit Ahlert

 

Tausende Magdeburger zeigten am Wochenende Engagement gegen nationalsozialistisches Gedankengut. Sie bildeten eine (Bann-)Meile der Demokratie durch die Innenstadt als sichtbares Zeichen gegen den Nazi-Aufmarsch, der zeitgleich begann. Anlass war der Jahrestag der Zerstörung der Stadt am 16. Januar 1945.

Magdeburg. Die Landeshauptstadt war am Sonnabend gegen Mittag vorübergehend gespalten: Während vom Haupt- bis zum Buckauer Bahnhof rund 1000 vor allem schwarz gekleidete Rechtsradikale marschierten, zog es die meisten Einwohner auf die "Meile der Demokratie", die sich durch große Teile der Innenstadt zog und eine bunte Vielfalt bot. 140 Vereine, Initiativen und Organisationen hatten für das Stadtzentrum ein umfangreiches Angebot an Kultur und Information aufgebaut. Über 6000 Personen setzten dort ein Zeichen unter dem Motto "Für Weltoffenheit! – Gesicht zeigen gegen Rechts!". Die Aktion fand in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Aufgerufen dazu hatten das "Bündnis gegen Rechts" und die Stadtverwaltung.

Ins Leben gerufen wurde die "Meile der Demokratie" vor drei Jahren als Protestaktion gegen den Versuch von Neonazis, den Jahrestag der Zerstörung der Stadt für ihre Propaganda zu missbrauchen. In jenem Jahr wollten sie zum Magdeburger Rathaus. Dagegen erhob sich der Bürgerprotest und initiierte diese besondere (Bann-)Meile, inklusive Menschenkette. Erfolgreich.

Seitdem gilt der Sonnabend um den 16. Januar als Tag der Bekenntnis für Demokratie und gegen Rassismus.

2011 haben sich noch mehr Menschen engagiert als in den Vorjahren. Bis zum Abend ging die Demokratie-Aktion. Gesprächsrunden fanden statt, Konzerte und viele bunte Aktionen entlang des Breiten Weges vom Dom- bis zum Universitätsplatz. Beim Rathaus wurde zudem die Stele "Ort der Erinnerung" enthüllt.

Wegen des Rechten-Aufmarsches kam es in der Stadt zeitweise zu Verkehrsbehinderungen. Die Polizei war mit über 1000 Einsatzkräften vor Ort, inklusive Bundes- und Landesbereitschaftspolizei sowie Verstärkung aus sechs Bundesländern. Gewalttätige Auseinandersetzungen konnten weitestgehend verhindert werden, so Polizeidirektor Günter Romanowsky gestern. Am Rand habe es lediglich kleinere Angriffe von mehreren Personen der linken Szene gegeben. Sechs Polizisten wurden dabei leicht verletzt. Es gab mehrere Festnahmen.

Der 16. Januar ist seit dem Zweiten Weltkrieg ein besonderer Tag für die Magdeburger. An diesem Tag wurde 1945 die Stadt ausgebombt, mehrere Tausend Menschen starben und große Teile der Innenstadt wurden zerstört. Traditionell wird aus diesem Anlass am Mahnmal auf dem Friedhof der Opfer gedacht, es finden Gedenkkonzerte statt und abends läuten zur Stunde der damaligen Zerstörung die Glocken. So auch gestern.