Polizei geht gegen Nazifeier in Kusel vor

Rheinland-Pfalz Bericht
Erstveröffentlicht: 
28.12.2010

Lokales: Kreis Kusel

Polizei stoppt Rechtsextreme

Großeinsatz gestern gegen geplantes ''Jahreswechsellager''

Die Polizei ist gestern massiv gegen Rechtsextremisten aus ganz Deutschland vorgegangen, die sich in einer Gaststätte auf dem Dreikönigszug zu einem mehrtägigen "Jahreswechsellager" treffen wollten. Schon vor gut zehn Jahren war dieser Ort wegen rechtsextremer Umtriebe in die Schlagzeilen gekommen. Details waren gestern weder von Polizei noch vom Innenministerium zu erfahren.

 

Nach Informationen der RHEINPFALZ jedoch war die Gaststätte am Potzberg von den Jungen Nationaldemokraten, der Nachwuchsorganisation der NPD, zum Ziel für ihre mehrere Tage dauernde Jahreswechselfeier auserkoren worden. Angeboten worden sei sie von der "Interessengemeinschaft Fahrt und Lager" der rechtsextremistischen Partei, einer Sparte, der Experten eine "Wesensverwandtschaft mit nationalsozialistischem Gedankengut" nachsagen. Viele der potenziellen Teilnehmer sollen zudem der Neonazi-Organisation "Heimattreue deutsche Jugend" angehört haben, die im vergangenen Jahr als verfassungswidrig verboten worden war.

 

Nach RHEINPFALZ-Informationen sperrten mehr als 50 Polizisten - unter anderem solche der Bereitschaftspolizei - die Zufahrten zu der Gaststätte. Im Verlaufe des Tages sollen rund 60 bis 70 Rechtsextremisten dort eingetroffen sein. Zum Großteil waren sie uniformiert - was verboten ist - und trugen verfassungsfeindliche Propagandamaterialien mit sich. Die Polizei konfiszierte diese Utensilien, erteilte den potenziellen Teilnehmern Platzverweise und leitete Strafverfahren ein.

 

Die Gaststätte auf dem Dreikönigszug war bereits vor rund zehn Jahren in die Schlagzeilen geraten, weil dort regelmäßig Treffen von Rechtsextremisten stattfanden. Federführend war die Organisation "Stahlhelm", einst nach dem Ersten Weltkrieg ein Zusammenschluss früherer Frontsoldaten mit eindeutig rechter Ausrichtung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der "Stahlhelm" wiedergegründet und in erheblichem Umfang zur Heimat von Alt- und Neonazis. Das Haus auf dem Dreikönigszug, angeblich im Besitz eines "Stahlhelm"-Sympathisanten, soll Ende der 90er Jahre als Vereinsheim der Organisation gedient haben. Es galt als rechtsradikale Kaderschmiede, in der man das so genannte Wehrsportkreuz erwerben konnte. Sogar Kinder sollen dort militärisch ausgebildet worden sein.

 

Seit etwa 2002, nachdem die Sache bundesweit in den Medien gewesen war, war es ruhig geworden um das Haus am Potzberg. Von rechtsextremen Umtrieben war nichts mehr zu hören, obwohl der Hauseigentümer angeblich nicht gewechselt hat. (wop)