In Pforzheim wurde Ende November eine Person vom Verfassungsschutz angesprochen. Dies ist nach zwei Versuchen in Villingen-Schwenningen ( 1 | 2 ) der dritte Anquatschversuch in Baden-Württemberg binnen eines Monats, während bis zum letzten Wochenende in Heidelberg ein V-Mann gegen die linke Szene ermittelt hat. Wenn ihr angesprochen werdet, redet nicht mit den Agenten, tauscht euch mit euren Freund_innen und Genoss_innen aus, redet mit einer Antirepressionsgruppe eures Vertrauens und veröffentlicht den Vorfall.
In Pforzheim wurde Ende November 2010 eine Person vom Verfassungsschutz 
angequatscht. Sie wurde an ihrer Haustür angesprochen, obwohl sie zu 
einer ungewohnten Zeit nach Hause kam.
Sie wurde von einem Mann und einer Frau angsprochen. Der Mann war Mitte 
30 und ca. 1,85 m groß und schlank. Er hatte kurze, braunblonde Haare, 
einen hellen Drei- bis Fünf-Tage-Bart. Die Frau war um die 40 Jahre alt,
 ca. 1,70 m groß und etwas korpulent. Sie hatte etwas mehr als 
schulterlange schwarze Haare, die zum Zopf zusammengebunden waren. Beide
 trugen keine Brille und sprachen keinen Dialekt. 
Die beiden VS-BeamtInnen sprachen die Person namentlich an und gaben an,
 beim Verfassungsschutz in Köln zu arbeiten. Zwar reagierte die 
angesprochene Person erst richtig und lehnte die Kontaktaufnahme ab, 
ließ sich dann aber doch aus Neugierde auf ein Gespräch in einem Café 
ein. 
Beide GeheimdienstlerInnen wechselten sich in der Wortführung ab und 
spielten professionell die "lieben Agenten". Erst im Verlauf des 
Gesprächs wurde durch die Erwähnung von detaillierten polizeilichen 
Erkenntnissen unterschwellig eine Informationshierarchie aufgezeigt. 
Sie versuchten die angesprochene Person zu beschwichtigen ("Wir sind vom
 Verfassungsschutz, nicht von der Polizei.") und angebliche 
Gemeinsamkeiten hervorzuheben ("Wir finden Repression auch schlimm.", 
"Wir gehen auch auf Demonstrationen.") Beide achteten sehr genau darauf,
 die angesprochene Person nicht unter Druck zu setzen. Sie wollten 
Informationen zur Pforzheimer Szene, die sie jedoch nicht bekamen. Sie 
hinterließen eine Handynummer.
Nach eigenen Angaben waren die GeheimdienstlerInnen gerade auf einer 
Anwerbetour durch Baden-Württemberg, was sich mit unseren Erkenntnissen 
deckt. Sie behaupten, auch in Stuttgart und Tübingen Leute zu haben mit 
denen sie sich gerne unterhalten. Beide wurden nervös, als die 
angequatschte Person während des Gesprächs eine SMS sandte: "Aber jetzt 
kommen nicht gleich 20 Leute und verprügeln uns?!"
Mit den Gesprächen nach dem Anwerbeversuch und dieser Veröffentlichung 
soll die Reflexion des Vorfalls und die Erkenntnis, dass es sich bei dem
 Gespräch um einen Fehler handelte, transparent gemacht werden. Denn 
selbst wenn vermeintlich nichts gesagt wird, kann dennoch anschließend 
das Dossier durch die Gewinnung von "weichen" Fakten angereichert 
werden. Denn die GeheimdienstlerInnen wollen neben "harten" Fakten über 
linke Strukturen eben auch Persönlichkeitsprofile der angesprochenen 
Personen erstellen.
Auch ist dieser Schritt der Veröffentlichung notwendig, um das Erpressungspotential zu zerstören, das jeder nicht reflektierte Anquatschversuch mit sich bringt: "Du wurdest damals schon vom VS angequatscht und hast nichts gesagt?" Deshalb: nur Mut, seid solidarisch, sprecht über die Belästigungen durch den Geheimdienst und macht sie zusammen mit anderen GenossInnen öffentlich.
In eigener Sache:
Unsere Sprechstunde ist seit Dezember immer Montags 19-20 Uhr in der KTS in Freiburg

