Am 13. Dezember 2010 protestierten in Wien 250 Leute gegen die Abschiebung von Osumane C. Die Fremden- polizei plant diese in der Nacht von 14. auf 15. Dezember. Mit Protestbriefen an das Innenministerium wird weiter Druck aufgebaut: Ousmane MUSS bleiben!
Im folgenden finden sich ein Beitrag von nochrichten.net, eine Protestbriefvorlage der SLP an Innenministerin Fekter zum Download und ein Bericht von einem Besuch bei Ousmane C. in Schubhaft.
Bericht auf nochrichten.net
So gut wie tod. Demo gegen Abschiebung von Ousmane C. und den mörderisch-rassistischen Alltag in Wien.
Gegen die drohende Abschiebung des Studierendenaktivisten Ousmane C. 
nach Guinea demonstrierten am Abend des 13. Dezember rund 250 Personen.
Ousmane C. war bis 2007 in einer Studierendenvereinigung der Universität
 von Conakry aktiv. Er organisierte Demonstrationen, die oft extremer 
Polizeigewalt ausgesetzt waren, und führte selbst Verhandlungen mit dem 
Bildungsminister Aboubacou Soumah, ehe er verhaftet und wochenlang in 
Einzelhaft festgehalten wurde. Ousmane wurde gefoltert, und auch die 
Repression gegen andere Demonstrant_innen wurde verschärft. Es wurde 
scharf auf Demonstrant_innen geschossen. Mehrere Studierende wurden 
getötet, andere gefoltert.
Nach seiner Freilassung zog Ousmane zu seinen Eltern. Doch eines Tages 
wurde das Haus von Militärs gestürmt. Ousmanes Eltern wurden getötet, 
ihm selbst gelang die Flucht nach Europa.
Später versuchte er wieder nach Guinea zurückzukehren und unter falschem
 Namen unterzutauchen. Als seine Identität aufgedeckt wurde, flüchtete 
er neuerlich nach Europa. Seit Sommer 2010 befindet er sich in 
Österreich in Schubhaft.
Seine Folternarben sind noch immer deutlich zu sehen. Asyl bekommt er in
 Österreich trotzdem nicht, weil seine Geschichte nicht glaubwürdig sei,
 wie die Behörden laut Freund_innen von Ousmane ausrichten ließen. 
Amtsärztliche Untersuchung der Folterspuren habe keine stattgefunden.
Am Mittwoch, 15. Dezember soll er daher abgeschoben werden. In den sicheren Tod, wie Freund_innen meinen.
250 Demonstrant_innen zogen daher am 13. Dezember Asyl für Ousmane und 
eine Abschaffung von Abschiebungen und ein Ende der mörderischen, 
rassistischen Fremdenpolitik Österreichs fordernd vom PAZ Rossauer Lände
 zum Innenministerium - bzw. soweit es die Polizei halt zuließ. 
Vergeblich. Es gebe kaum noch eine Chance die Abschiebung zu verhindern 
und das Leben Ousmanes zu retten, meinen seine Freund_innen.
Ousmane ergeht es dabei wie tausenden anderen Opfern österreichischer Fremdenpolitik. Die Drahtzieher_innen der tödlichen Abschiebemaschinerie wurden von mehr als 55 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerungsgruppe gewählt.
Quelle: :: nochrichten.net, 13. Dez 2010
Ein kurzer Livebericht von der Demonstration am 13. Dezember findet 
sich in der ZIP-FM Lokalausgabe im Sendearchiv von Radio Orange 94.0, 
dem freien Radio in Wien auf :: sendungsarchiv.o94.at (Der Livebericht via Telefon beginnt nach ca. 30 Minuten).
Protestbrief an das Innenministerium
Die Sozialistische Linkspartei (SLP) hat auf ihrer Homepage über die 
drohende Abschiebung von Ousmane C. berichtet und protestierte u.a. im 
Rahmen der Demonstration am Montag, 13. Dezember gegen seine 
Abschiebung. Zusätzlich wurde eine Kampagne gestartet, im Rahmen der 
alle aufgerufen sind, Protestbriefe an Innenministerin Maria Fekter 
(ÖVP) zu senden, um die Abschiebung doch noch zu stoppen. Die Regierung 
wird aufgefordert, "diese Abschiebung nicht durchzuführen. (...) 
Außerdem fordere ich das sofortige Bleiberecht für Herrn C." Der Brief 
wurde mit mit der Aufforderung ausgesendet, dass ihn "möglichst viele 
von euch an das Innenministerium/Maria Fekter schicken sollten um Druck 
zu machen." Klarerweise können alle auch selbst formulierte Protestmails
 schicken, dann fällt den Schreibtischtäter_innen eine mögliche Antwort 
auf die Proteste nicht ganz so leicht - und sie sehen, dass es viele 
Menschen gibt, die genügend Gründe, warum Abschiebungen endlich 
abgeschafft gehören.
Die E-Mail Adresse ist: ministerbuero (at) bmi.gv.at
:: Briefvorlage als pdf
Bericht von Pablo H. über einen Besuch bei Ousmane in Schubhaft
Ich war am Freitag mit Robert Z. in der Roßauer Lände, um mich mit dem 
inhaftierten Ousmane C. (25) über seinen Fall zu unterhalten. Ousmane 
war Aktivist an der Universität von Conakry, der Hauptstadt Guineas. Auf
 Grund seines Engagements für freie Bildung geriet er in "Konflikt" mit 
der Militärdiktatur, wurde verhaftet und gefoltert, seine Eltern vom 
Militär verschleppt und ermordet.
"Humane Abschiebung" ist das Unwort des heurigen Jahres!
"Fremdschämen" (Wort des Jahres 2010) müssen wir uns nun nicht nur für 
"unsere" Regierung, sondern auch für all die Abgeordneten von SPÖ und 
ÖVP, die tatenlos zusehen, wie ihre Innenministerin Fekter Tag für Tag 
Menschen in den sicheren Tod deportiert. Im Jahresbericht 2010 von 
Amnesty International ist in Bezug auf die heikle Situation in Guinea 
unter anderem von (Zitat) "exzessiver Gewaltanwendung und 
außergerichtlichen Hinrichtungen" sowie von "Straflosigkeit, Folter und 
anderen Misshandlungen" (s.u.) die Rede. Ousmane zeigte mir bei meinem 
Besuch die vielen Wunden an Rücken und Armen, die ihm von der Polizei in
 Guinea durch Folter mit Schlagstöcken zugeführt wurden. Auch am 
Schienbein sind schwere Hautläsionen und Krusten von festen Fußtritten 
zu erkennen.
Die österreichischen Behörden meinten, dass sie "in der Eile" nichts 
hätten erkennen können. Untersuchung durch einen Amtsarzt gab es keine! 
Dabei ist offensichtlich, dass es sich hierbei um schwere 
Körperverletzung durch Folter handelt. Ousmane erzählte mir außerdem, 
dass seine Angaben von den österreichischen Behörden verfälscht bzw. 
teils überhaupt nicht ins Protokoll aufgenommen wurden, weshalb er die 
Unterschrift verweigerte. Nun heißt es, dass seine Darstellungen nicht 
glaubhaft seien, und es wurde ihm ferner unterstellt, dass er bei seinem
 ersten Asylantrag 2007 gegenteilige Aussagen gemacht hätte.
Beide Anträge wurden abgelehnt, und nun soll Ousmane in der Nacht von 
Dienstag 14.12. auf Mittwoch 15.12. in den sicheren Tod abgeschoben 
werden. Er möchte mit einem Anwalt reden und sucht nach einer 
Möglichkeit, nach Angola oder in ein anderes Drittland zu reisen. 
Nachdem er keinen Reisepass hat, stehen die Chancen aber schlecht. Bis 
jetzt wollte kein Anwalt mit ihm reden.
Das Außenministerium stuft die Sicherheitslage in Guinea als kritisch (=
 hoch gefährlich) ein (Reisewarnung: s. Link unten).Bei der 
Pressekonferenz der Regierung zur "Rot-Weiß-Rot-Karte" wurde folgende 
(allgemein formulierte) Frage zu diesem Fall gestellt: "Eine Frage an 
die Frau Innenministerin zu Menschen, die keine TopverdienerInnen sind, 
sondern zu uns kommen, weil sie vom Tod bedroht sind: In Guinea herrscht
 seit 17. November Ausnahmezustand. Es gibt eine offizielle Reisewarnung
 des Außenministeriums. Wie verantworten Sie die Abschiebung eines 
politischen Aktivisten dorthin, der dort von Mord und Folter bedroht 
ist?" Fekters Antwort: "Es gibt hier im Haus eine Ombudsstelle, an die 
man sich wenden kann. Zu Einzelfällen sage ich hier jetzt nichts."
Ousmane schreibt in seinem Dossier: "Ich flehe Sie an, mir zu helfen! 
Ich weiß, dass ich mich in einem Land befinde, in dem die Menschenrechte
 respektiert werden - und eine Abschiebung nach Guinea bedeutet meinen 
Tod, wenn ich dort den Behörden übergeben werde." Zusätzlich zur Demo 
ist für den Nachmittag am Montag dem 13.12. (s.u.) sind weitere Schritte
 geplant, um den Fall publik zu machen und so doch noch Druck auszuüben.
Quelle: :: slp.at, 12. Dez 2010

