Der deutsch-französische Gipfel und "Hänsel und Gretel" im Stadttheater treffen aufeinander.
				
 
Die Hugs dachten, sie stehen im Wald: Die Klasse ihrer Tochter hat 
Karten für "Hänsel und Gretel", das Weihnachtsstück im Stadttheater – 
just für den 10. Dezember, an dem der deutsch-französische Gipfel mit 
Nicolas Sarkozy und Angela Merkel in Freiburg tagt. Der Staatspräsident 
und die Kanzlerin wollen eine Pressekonferenz im Wintererfoyer des 
Theaters geben. Beim Gipfel gilt die höchste Sicherheitsstufe, die linke
 Szene will das Treffen stören.
Und die Kinder mittendrin? Kornelia und Robert Hug fragten verwundert im
 Theater nach. Die Märchenvorstellung endet um 12.15 Uhr. Die 
Delegation, hieß es am Telefon, werde nicht vor 12.30 Uhr erwartet, die 
Aufführung finde wie geplant statt. Zu gefährlich, finden die Eltern, 
auch angesichts der jüngsten Terrordrohungen. Die Weihnachtsaufführungen
 des Stadttheaters sind beliebt und alle 830 Plätze meist ausgebucht. 
Robert und Kornelia Hug glauben, dass "der Anblick von hunderten 
bewaffneten Polizisten und gewaltbereiten Demonstranten keine 
vorweihnachtliche Stimmung erzeugt" und die Schüler mit Bussen und 
Bahnen wegen Verkehrsbehinderungen erst gar nicht zum Theater kommen. 
Sie hatten den Eindruck, die Kollision von Märchen und Gipfel sei noch 
kein Thema gewesen. Und sie würden es begrüßen, wenn diese Aufführung 
verschoben wird.
 
Kinder treffen im Theater nicht auf Beamte in Einsatzmontur
Die Aufregung um die Terminkollision ist bis ins Rathaus gedrungen. Das 
Kulturdezernat hat das Stadttheater gebeten, sich mit der Polizei zu 
besprechen, um über die Vorstellung zu entscheiden, sagt Roland Meder. 
Er leitet den Kulturbereich und stellt klar: "Der Spielplan war als 
erstes da, dann kam der Gipfel." Der Termin für das bilaterale Treffen 
in Freiburg war erst im November bekannt geworden.
Das Theater hatte die Vorstellung bereits mit der Polizei und Berlin 
abgestimmt, widerspricht der kaufmännische Direktor Klaus Engert dem 
Eindruck. Die Pressekonferenz sei erst ab 13.30 Uhr geplant. "Das wäre 
nicht das Problem." Aber inzwischen gebe es Aufrufe zu Gegendemos und 
die Möglichkeit von Beeinträchtigungen – in der Innenstadt, betont 
Engert: Dass die Kinder aus dem Saal kommen und im Theater vor Beamten 
in Einsatzmontur stehen, sei nicht zu befürchten. Dennoch bietet das 
Theater jetzt den Schulen einen Ersatztermin an. Entscheiden sich alle 
dafür, fällt die Vorstellung am Gipfeltag flach. "Sonst wird gespielt."
"Das urbane Leben soll seinen normalen Gang nehmen, sofern das möglich 
ist", sagt Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid. Aber auch: "Die Kanzlerin 
und der Staatspräsident haben Vorfahrt." Die Polizei sorge für die 
Sicherheit der Staatsgäste, der Bürger und für einen störungsfreien 
Ablauf. Die Innenstadt wird kein Sperrgebiet. Wer sie aber besucht, sagt
 Schmid, muss mit Umwegen, Kontrollen und hohem Polizeiaufkommen 
rechnen.