Eine Informationsveranstaltung der Antifa Freiburg in Schopfheim zeigte Neonazi-Strukturen im Landkreis Lörrach auf.
SCHOPFHEIM. Derzeit finde eine gefährliche Entwicklung in der Region statt: In Rheinfelden, Lörrach und Weil bestünden organisierte Neonazis-Strukturen. Das berichtete ein Sprecher der Freiburger Antifaschistischen Linken (Antifa) in einer Informationsveranstaltung im Schopfheimer Café Irrlicht. Er betonte mehrmals, dass es sich dabei nicht um harmlose Dorfnazis handle. Auch das Café Irrlicht war schon mehrmals Schauplatz von Angriffen, am vergangenen Mittwoch wurden Farbbomben auf das Café geworfen.
Die Ver.di-Jugend und die Antifa Freiburg luden am Freitagabend zur einer Infoveranstaltung über "Nazis und ihre Strukturen in Südbaden – Hintergründe und Gegenwehr" in das Café Irrlicht in Schopfheim ein. Mit der Veranstaltung wollten die Veranstalter erreichen, dass man nicht mehr wegschaut, sondern eingreift. Sehr eindrücklich berichtete der Sprecher der Antifa über die deutschlandweite Situation, aber auch über die durchaus gefährliche Situation in der Region. Im Landkreis Lörrach sei die "Aktionsgruppe (AG)Lörrach" die aktivste Gruppe, die eine enge Zusammenarbeit mit der NPD und ihrer Jugendorganisation, den Jungen Nationaldemokraten (JN), pflege. Vom Druck des Staates und zahlreichen Hausdurchsuchen ließen sich die Mitglieder nicht abschrecken, ganz im Gegenteil, die AG sei aktiver denn je, so der Antifa-Sprecher. Anschläge, Angriffe – so etwa auf dem Christopher Street Day in Lörrach oder die Rheinfelder Moschee – und Übergriffe auf missliebige Personen würden zu ihrem Programm gehören.
				
Die JN gebe es auch in Lörrach, deren Stützpunktleiter habe im 
vergangenen Jahr einen Bombenanschlag auf das Autonome Zentrum KTS in 
Freiburg geplant. Die Polizei funkte ihm jedoch dazwischen, nahm ihn 
fest und beschlagnahmte bei einer Hausdurchsuchung alle Beweismittel. 
Anschließend seien viele gefährliche Köpfe der Szene aus der Anonymität 
geholt worden. Der Antifa-Sprecher stellte diese dann in seiner 
Präsentation vor. Das Erstaunliche: Die meisten dieser Neonazis aus dem 
Landkreis Lörrach sind noch erstaunlich jung, alle zwischen 19 und Mitte
 20. Die Gruppen sind straff hierarchisch organisiert, jeder hat seine 
ganz eigene Aufgabe. Es müsse etwas gegen diese Gruppen getan werden, 
wurde in der Veranstaltung gefordert. Dazu stellte der Sprecher 
Strategien vor. Man müsse sich organisieren, Bündnisse bilden, 
Veranstaltungen – etwa in Schulen – organisieren, demonstrieren und das 
Problem öffentlich machen.
Bundesweit agiere die NPD, die ihrem Programm und ihrer Sprache nach zu 
schließen die Nachfolgepartei der NSDAP sein könnte, so der Sprecher der
 Antifa. Die Partei verfolge die patriarchischen Strukturen und wolle 
die Grenzen von 1937 zurück, so der Antifa-Sprecher. Die freien 
Kameradschaften – faschistische Gruppierungen von 5 bis 20 Leuten – 
agierten regional und seien sehr stark lokal verankert. Vor allem in 
Dörfern fänden die Jugendlichen eine leichte Einstiegsmöglichkeit in 
solche Gruppen. Diese Gruppen seien eine ganz konkrete Gefahr durch 
Übergriffe und Anschläge.

