„Jubel über militärische Schauspiele ist eine Reklame für den nächsten Krieg“ (Tucholsky).
 Ein solches militärisches Spektakel plant die Bundeswehr am 30. Juli in
 Stuttgart. Mit einer öffentlichen Rekruten-Vereidigung mitten in der 
Stadt, soll dazu beigetragen werden Aufrüstung und Krieg wieder 
salonfähig zu machen. Während Deutschland seine imperialistischen 
Ambitionen in immer mehr Teilen der Welt mit Hilfe der Armee absichert, 
wollen bürgerliche Politiker und militärische Führung nun auch die 
Akzeptanz des Militärischen im Inneren erhöhen.
Gegen diese Bestrebungen rufen verschiedene Organisationen und Bündnisse
 zu Gegenaktivitäten und Blockaden auf. Ziel muss sein, die 
Propaganda-Show der Bundeswehr, das öffentliche Gelöbnis zu verhindern!
Die Lügen von Demokratie und Menschenrechten
Die Zunahme von militärischer Präsenz in der Öffentlichkeit ist nicht zufällig – schließlich führt Deutschland seit über 10 Jahren wieder Krieg. Seit sich 1999 die damalige rot-grüne Bundesregierung unter humanitären Vorwänden – die sich später allesamt als Lügen herausstellten – an dem Nato-Überfall auf Jugoslawien beteiligte, sind deutsche Soldaten in diversen Ländern weltweit im Einsatz. Vom Kosovo, dem Kongo, über die somalische Küste bis hin nach Afghanistan zieht sich das Operationsgebiet deutscher Soldaten.
Dass die Durchsetzung von Demokratie und Menschenrechten nur vorgeschobene Gründe für die jeweiligen Einsätze sind, wird selbst in bürgerlichen Medien nicht mehr ernsthaft in Frage gestellt. Gerade in Afghanistan ist die Diskrepanz zwischen den ursprünglichen Kriegszielen und der Realität offensichtlich: Nach neun Jahren Besatzung und „Wiederaufbau“ ist das Land nach wie vor eines der ärmsten der Welt. Durchschnittlich geht es der Bevölkerung sogar noch deutlich schlechter als vor Beginn der Besatzung. Insbesondere Frauen haben unter den Bedingungen der Besatzung zu leiden. Schätzungsweise sind 10% der Afghaninnen aktuell gezwungen sich zu prostituieren. Ein paar medienwirksam gefeierte Frauenrechte, wie das Recht zu arbeiten, sind meist nicht das Papier wert auf denen sie stehen. Neue Gesetze die z.B. die Vergewaltigung in der Ehe erlauben, zeigen wie wenig den Verantwortlichen an echter Verbesserung der Lage der Frauen gelegen ist. Der Opiumanbau, der sich während der Besatzung verfünffacht hat und ein Präsident der sich nur durch massiven Wahlbetrug, Korruption und durch die Militärmacht der Nato-Staaten an der Macht halten kann, verdeutlichen die Farce vom „Einsatz für Demokratie und Menschenrechte“.
Kapitalismus heißt Krieg nach außen…
Beim Marine-Einsatz vor Somalia gegen zu Piraten gewordene ehemalige
 Fischer – denen die Lebensgrundlage aufgrund massiver Überfischung der 
somalischen Gewässer durch EU-Fangflotten verlorengegangen war – machte 
sich dementsprechend auch niemand mehr die Mühe die wahren Gründe für 
den Einsatz zu verschleiern:
Die Interessen der deutschen Handelsflotte sollen durchgesetzt werden. 
Noch exakter formuliert  das sogenannte „Weißbuch der Bundeswehr“ die 
Ziele militärischer Interventionen Deutschlands: Die Bundeswehr soll 
„den ungehinderten Zugang zu Rohstoffen und Märkten in aller Welt“ für 
das deutsche Kapital sicherstellen.
Dass nicht nur das deutsche Kapital, sondern alle imperialistischen 
Länder, es nötig haben ihre wirtschaftlichen Interessen immer häufiger 
auch militärisch durchzusetzen, ist kein Zufall:
Seit Anfang der 70er Jahre wieder die ersten weltweiten kapitalistischen
 Krisenerscheinungen nach dem zweiten Weltkrieg auftraten, fällt es den 
einzelnen Kapitalisten zunehmend schwerer ausreichenden Profit zu 
erwirtschaften. Neue Technologien wie die der IT-Industrie konnten zwar 
kurzzeitig neue Anlage- und Verwertungsmöglichkeiten schaffen und 
vorübergehend enorme Profite ermöglichen, letztlich sind aber seit 
einiger Zeit alle wichtigen Absatzmärkte und Rohstoffquellen aufgeteilt.
Um trotzdem weiterhin Profite zu realisieren bleiben der herrschenden 
Klasse im Endeffekt drei Möglichkeiten: Erstens den Grad der Ausbeutung 
zu erhöhen, also Löhne zu kürzen, Sozialleistungen und Renten zu 
streichen bzw. zu kürzen, Arbeitszeiten zu erhöhen etc.. Zweitens 
Bereiche die früher der Kapitalverwertung entzogenen waren, wie 
Energieversorgung oder Gesundheit zu privatisieren und drittens sich 
Zugang zu neuen Absatzmärkten und Rohstoffquellen zu erzwingen.
Während Sozialabbau und Privatisierungen in allen imperialistischen 
Staaten seit einiger Zeit politischer Alltag sind, ist bei letzterem 
zunehmend eine Verschiebung bei der Wahl der Mittel zu beobachten.
Haben sich die westlichen Länder in der Vergangenheit vor allem mittels 
als „Strukturanpassungsprogramme“ von IWF und Weltbank bezeichneter 
ökonomischer Erpressung, Zugang zu fremden Märkten verschafft, ist 
hierfür immer häufiger militärische Drohung oder sogar direkter Einsatz 
militärischer Mittel nötig. Dass die verschiedenen imperialistischen 
Kapitalfraktionen hierbei eigentlich auch gegeneinander konkurrieren, 
hindert sie momentan allerdings nicht daran die meisten ihrer Raubzüge 
noch gemeinsam auszuführen. Die Grenzen dieser Gemeinsamkeiten zeigen 
aktuell aber z.B. die in Folge der jetzigen Krise aufgetretenen 
Spannungen zwischen der EU und den USA und auch zunehmende Risse 
innerhalb der EU.
Es zeigt sich also wie wichtig es ist nicht allein bei zwar richtigen aber beschränkten Forderungen, wie dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan, stehen zu bleiben. Denn der Kapitalismus in der Krise bringt als notwendige Begleiterscheinung Krieg und Besatzung mit sich. Eine grundsätzlich friedliche Entwicklung ist erst nach der Überwindung des Kapitalismus vorstellbar!
…und Militarisierung nach innen!
Während also auch der deutsche Imperialismus nach außen immer 
gewalttätiger auftritt, werden im Inneren zwangsläufig Alltag und bisher
 zivile gesellschaftliche Strukturen zunehmend militarisiert.
So versucht die Bundeswehr momentan gezielt Wissenschaft und Forschung 
für ihre Interessen nutzbar zu machen. Nicht ohne Erfolg: An immer mehr 
Universitäten und wissenschaftlichen Instituten wird mittlerweile darauf
 geachtet in Forschung und Lehre militärische Belange zu berücksichtigen
 – von der Materialforschung  für bessere Panzerungen, bis zur Frage wie
 ethnologisches Wissen zur Aufstandsbekämpfung in besetzten Ländern 
genutzt werden kann.
In eine andere Richtung weist die Einrichtung sogenannter 
Verbindungskommandos: Unter dem Schlagwort der 
„Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit“ fassen diese im „Krisenfall“ 
verschiedenste Organisationen, wie Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste 
und Technisches Hilfswerk, unter einem militärischen Kommando zusammen. 
Dass in Politik und militärischer Führung bei solchen „Krisenfällen“ 
weniger an Naturkatastrophen als an soziale Unruhen und Aufstände 
gedacht wird, beweisen vor allem die bisherigen verfassungswidrigen 
Bundeswehreinsätze im Inneren, wie anlässlich des G8-Gipfels 2007 gegen 
DemonstrantInnen oder ab 2008 zum Schutz der Münchner 
Sicherheitskonferenz. 
Widerstand!
Gegen die Militarisierung des Inneren und gegen Krieg und Besatzung 
nach außen gilt es vielfältigen Widerstand zu organisieren. Auf 
verschiedenen Ebenen muss Aufklärung betrieben und ein „ruhiges 
Hinterland“ sabotiert werden. So konnten in verschiedenen Städten schon 
Auftritte der Bundeswehr bei Bildungsmessen oder in Arbeitsämtern 
gestört oder verhindert werden. In immer mehr Regionen organisieren sich
 Menschen um antimilitaristische Arbeit kontinuierlich gewährleisten zu 
können. Tragfähige, effektive organisatorische Strukturen sind dabei 
notwendig. Zentral ist aber auch hier, dass die Aktivitäten nicht allein
 bei ihrem thematischen Schwerpunkt stehen bleiben, sondern sich 
beispielsweise mit dem Kampf gegen Faschismus, Rassismus und dem Kampf 
gegen Sozialabbau und für bessere Arbeitsbedingungen verbinden. Denn 
letztlich ist all diesen Kämpfen gemein, dass sie nur durch die 
Überwindung des Kapitalismus und mit der Perspektive einer solidarischen
 Welt ohne Unterdrückung und Ausbeutung erfolgreich sein können!
Solidarität und Klassenkampf gegen Imperialismus und Krieg!
Kasten:
Rekrutierung und Propaganda
Das Gelöbnis in Stuttgart ist nicht der einzige Hinweis auf eine 
zunehmende Militarisierung des öffentlichen Raums. Es reiht sich ein in 
zahlreiche Veranstaltungen von Bundeswehr-BigBand und – Blaskapellen, 
Werbeveranstaltungen auf Schulhöfen und Bildungsmessen, von der 
Bundeswehr gesponserten bzw. organisierten Sportveranstaltungen oder 
sogar eigenen Unterrichtseinheiten in Schulen. Zu diesem Zweck wurde der
 Bundeswehrinterne Etat für Webezwecke dieses Jahr eigens auf 27 
Millionen mehr als verdoppelt.
Neben dem angestrebten Image-Gewinn für die Armee und mehr Zustimmung zu
 dem immer noch von einer stabilen Mehrheit abgelehnten Krieg in 
Afghanistan, erhoffen sich die Militärs von ihren Propaganda-Bemühungen 
vor allem eines: Neue, motivierte Rekruten. Propaganda allein reicht 
allerdings offenbar nicht ganz aus um den Bedarf an Nachwuchs zu 
befriedigen: Gezielt wird z.B. in teilweise fest in die Arbeitsagenturen
 integrierten Rekrutierungsbüros, der ökonomische Druck auf junge 
Arbeitslose genutzt um diese zu Jobs bei der Bundeswehr zu drängen. Auch
 hier beweist sich wieder einmal, dass für die Profite der Reichsten in 
erster Linie immer die Ärmsten ihr Leben riskieren müssen.
UnterstützerInnen:
Revolutionäre Linke Heilbronn
Marxistische Aktion Tübingen
Interventionistische Linke Karlsruhe
Kommunistische Jugendorganisation – KGÖ
Antifaschistische Jugend Ludwigshafen/Mannheim
Antifaschistische Linke Freiburg
Revolutionäre Aktion Stuttgart
Arbeitskreis Internationalismus Stuttgart
Infoveranstaltungen:
Mannheim: 15. Juli um 19.00 Uhr im JUZ Mannheim
Käthe-Kollwitz-Str. 2-4, 68169 Mannheim
Stuttgart: 19. Juli um 19.00 Uhr im Subversiv
Burgstallstr. 54, 70199 Stuttgart
Tübingen: 21. Juli um 20.00 Uhr  im Hausprojekt Schellingstraße
Schellingstr. 6, 72072 Tübingen  
Karlsruhe: 22. Juli um 18.30 Uhr in der Planwirtschaft  
Werderstr. 28, Karlsruhe-Südstadt
Gaggenau: 25. Juli 18.30 Uhr im Venceremos
Bismarckstraße 73 a, 76571 Gaggenau
Weitere Informationen: www.kriegstreiberblockieren.blogsport.de

