Ende Gelände ist das erste
                        Zusammenkommen nach der Repression und Hetze von
                        Hamburg und einige von uns machen sich deshalb
                        sorgen um das mögliche Ausmaß der Polizeigewalt
                        und Repression im Rheinland. Darum ist dies ein
                        Aufruf zur Solidarität.
Mehr als vier Wochen sind seit den G20
                      Protesten in Hamburg vergangen. Viele von uns sind
                      immer noch dabei, die Erlebnisse zu verarbeiten.
                      Der Polizeistaat im Ausnahmezustand, die mediale
                      Hetze, die sich so gar nicht mit unserem Erlebten
                      deckt, aber auch die Erfahrungen von Solidarität
                      und Hoffnung sind Dinge, die uns noch sehr
                      beschäftigen. Wir sollten uns dafür Zeit nehmen,
                      miteinander reden und aufeinander achten. Ebenso
                      wie wir in Gedanken bei all denen sind, die
                      irgendwo willkürlich aufgegriffen wurden und jetzt
                      noch als Sündenböcke im Knast sitzen.
Und doch sind einige von uns schon mitten
                      in der heißen Planungsphase von Ende Gelände. Mit
                      Massenblockaden werden wir vom 24.-29. August RWEs
                      schmutzige Kohleinfrastruktur im Rheinland
                      lahmlegen. Was hat das miteinander zu tun? Ist das
                      ein Aufruf zu atemlosem Eventhopping ohne Sinn und
                      Verstand? Nein. Wir alle sind in unterschiedlichen
                      Bewegungen aktiv. Unsere Kämpfe und die Anlässe,
                      bei denen wir zusammenkommen, basieren im besten
                      Falle auf einem kontinuierlichen und langatmigen
                      Widerstand. Die Erfolgsgeschichte von Ende Gelände
                      basiert beispielsweise weniger auf einem
                      Zusammenkommen der immer gleichen linskradikalen
                      Gruppen, sondern vielmehr aus einer beispiellosen
                      Radikalisierung und Selbstorganisation innerhalb
                      der jungen Klimabewegung. Unter den tausenden
                      Aktivist*innen die 2015 und 2016 die Bagger und
                      Kraftwerke der Kohleindustrie lahmgelegt und damit
                      den fossilistischen Kapitalismus direkt in Visier
                      genommen haben, waren viele Menschen mit wenig
                      Erfahrung in Aktionen zivilen Ungehorsams. Ende
                      Gelände war für uns vor allem deshalb so wertvoll,
                      weil wir selten mit so vielen entschlossenen
                      Menschen Seite an Seite standen, die noch nie
                      zuvor direkte Aktion praktiziert hatten. Dies
                      wurde ermöglicht durch eine Bündnisstruktur, die -
                      trotz beindruckender spektrenübergreifender Breite
                      -  weniger durch Repressentant*innen von
                      klassischen Organisationen oder Gruppen, sondern
                      durch unglaublich viele Einzelne getragen wurde,
                      von denen viele sich das erste mal auf diese Art
                      und Weise gemeinsam Organisiert haben. Darin liegt
                      die stärke von Ende Gelände und das, was noch
                      lange in die Zukunft wirken wird. Es ringen nicht
                      die immer gleichen Akteur*innen mit den immer
                      wiederkehrenden organisatorischen Notwendigkeiten,
                      sondern viele junge Klimabewegte erkennen
                      überhaupt erst die Notwendigkeit linker
                      Organisierung.
Nach dem G20-Gipfel wissen wir nicht, was
                      passieren wird. Aber es ist durchaus möglich, dass
                      wir verstärkte Repression und Polizeibrutalität
                      erleben werden. Indizien gibt es genug,
                      beispielsweise wird laut über eine Demoverbotszone
                      nachgedacht. Die vielfältig organisierte radikale
                      Linke darf die vielen neuen, die bei Ende Gelände
                      zusammenkommen, die die Aktionen und die
                      Infrastruktur tragen, nicht mit Repressionen
                      alleine lassen.
Das heißt konkret: Kommt zum Klimacamp
                      und zu den Aktionen von Ende Gelände, um Eure
                      Erfahrungen einzubringen. Reist früh an, um
                      gegebenfalls Camps durchzusetzen. Unterstützt die
                      Antirepressionsstrukturen auf dem Camp und im
                      Anschluss an die Aktionen. Helft mit bei der
                      Infrastruktur vor Ort: Ob Kochen, Strom verlegen,
                      Plena moderieren, Einkaufen, Mahnwachen betreuen,
                      Menschen transportieren, Nachtwachen schieben...
                      Es gibt für alle genug zu tun. Teilt Eure
                      Organisierungserfahrungen, berichtet über Eure
                      eigenen Erlebnisse bei direkten Aktionen. Und
                      selbst, wenn Ihr nicht ins Rheinland kommen könnt:
                      Macht Solifotos für Ende Gelände! RWE-Standorte
                      und Büros gibt es in zahlreichen Städten.
                      Unterstützt uns während  und nach der Aktion in
                      der Öffenlichkeitsarbeit. Organisiert in Euren
                      Regionen Nachbereitungstreffen und helft, lokale
                      Gruppen für Klimagerechtigkeit zu gründen. Ende
                      Gelände ist Teil einer wachsenden globalen
                      Bewegung nicht nur gegen die Ausbeutung fossiler
                      Energieträger, sondern gegen jegliche
                      kapitalistische Ausbeutungs- und Wachstumszwänge.
                      Nicht umsonst lautet unser Motto: "System change
                      not climate change!" Helft uns dabei, mehr zu
                      werden. 
Denn wenn wir von den G20-Protesten eins
                      verinnerlicht haben, dann ist es die Erfahrung,
                      dass wir zusammen halten und uns nicht Spalten
                      lassen. Jetzt erst Recht! Ende Gelände!
Interventionistische Linke | August 2017
Mehr Infos: https://www.ende-gelaende.org

