Lautstarke Proteste von etwa 70 Demonstranten begleiteten seit 18 Uhr die Anreise von Bundesjustizminister Heiko Maas am Dienstag nach Zwickau. Mit Plakaten und einem Lautsprecherwagen hatten sie sich unweit des Alten Gasometers postiert. Maas war zu einer Wahlkampfveranstaltung der sächsischen SPD-Spitzenkandidatin Daniela Kolbe nach Zwickau gekommen, um bei einer "Küchentischrunde" mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen.
Polizeipräsenz und Sicherheitskontrollen
Besondere Brisanz erhielt der Besuch allerdings, weil Maas am 1. Mai 
2016 bei nach einer  Kundgebung des DGB aufgetreten und dabei massiv 
gestört worden war. Um weitere Eskalationen zu vermeiden, musste damals 
die Polizei einschreiten.
Um solche Situationen nicht erneut 
entstehen zu lassen, waren am Montag die Zugänge zum Veranstaltungsort 
von der Polizei abgeriegelt worden. Am Einlass wurden die Gäste streng 
kontrolliert, einigen Besuchern wurde der Zutritt verwehrt. Dies 
wiederum führte ebenfalls zu lautstarken Protesten am Eingang zum Alten 
Gasometer. 
Justizminister am Küchentisch
Bei der Gesprächsrunde selbst, an der sich mehr als 100 Gäste aus der 
Stadt und dem Umland beteiligten, war von der aufgeheizten Stimmung 
nichts mehr zu spüren. Fragen zur Gesetzgebung, dem Fachkräftemangel, 
der Einführung von Volksentscheiden, der Flüchtlingsproblematik, den 
Ereignissen beim G20-Gipfel in Hamburg, aber auch zu lokalpolitischen 
Themen wurden "auf den Tisch" gebracht. 
Auf besonderes Interesse
 stieß das sogenannte "Netzwerkdurchsetzungsgesetz". Mit diesem Gesetz 
drohen den Anbietern von Social-Media-Plattformen empfindliche Strafen, 
wenn sie Hass-Kommentare nicht umgehend löschen. Auch dabei machte der 
Justizminister keinen Hehl daraus, dass er eine schärfere Vorgehensweise
 im Sinne der Opfer sehr befürwortet. Das Internet könne kein 
rechtsfreier Raum sein. 
Gesprächskultur und Polizeischutz
Angesichts der starken Polizeipräsenz und der Proteste vor dem Alten 
Gasometer forderte Gastgeberin Daniela Kolbe eine neue Gesprächskultur 
über politische Themen, damit wieder mehr diskutiert werde. 
Eine
 dichte Polizeikette trennte am Ende der Diskussion Demonstranten und 
Politiker. Lautstarke Rufe von mehreren Dutzend Demonstranten 
begleiteten die Abfahrt von Heiko Maas aus Zwickau.  Der Einsatzleiter 
der Polizei, die mit etwa 45 Beamten vor Ort war, schätzte den Abend als
 ruhig ein, da man sich frühzeitig mit den Veranstaltern über ein 
Sicherheitskonzept verständigt und damit die die Lage unter Kontrolle 
gehabt hätte.
