Um ein Neonazi-Festival in Themar zu verhindern, zieht jetzt auch eine Agrargesellschaft vor Gericht. Die Konzertbesucher könnten die Wiese beschädigen, die der Betrieb seit Jahren mäht. Der Eigentümer sieht das anders. Die Polizei bereitet sich derweil auf einen Großeinsatz in Themar vor.
Um das in Themar geplante Neonazi-Konzert gibt es einen weiteren Rechtsstreit. Die Weißbachtal Agrar GmbH, die das Veranstaltungsgelände bisher genutzt hat, plant gegen den Eigentümer der Wiese und die Konzertveranstalter vorzugehen. Die Agrargesellschaft werde am Dienstag eine einstweilige Verfügung beantragen, sagte der Anwalt des Unternehmens, Hubertus Benecke, dem MDR THÜRINGEN.
Zwischen dem Betrieb und dem Grundstückseigentümer besteht laut Benecke seit Jahren ein "Pachtverhältnis nach landwirtschaftlichem Pachtrecht". Dieses sei auch ohne schriftlichen Vertrag gültig. Die Agrargesellschaft mähe regelmäßig das Grundstück im Landkreis Hildburghausen. Das Heu verwende sie mit Zustimmung des Eigentümers. Die einstweilige Verfügung solle verhindern, dass "durch die geplante Nutzung als Versammlungsort die landwirtschaftlichen Nutzflächen beschädigt werden".
Eigentümer bestreitet Pachtverhältnis mit Agrarbetrieb
Grundstückseigentümer Bodo Dressel sagte MDR THÜRINGEN, es bestehe kein Pachtverhältnis. Er habe auch nie Geld für die landwirtschaftliche Nutzung bekommen. Es gebe weder einen mündlichen noch einen schriftlichen Pachtvertrag mit der Agrargesellschaft. "Ich habe den Rechten das Grundstück für das Konzert verpachtet, das stimmt", sagte Dressel. Dafür bekomme er Geld. Dressel ist unter anderem ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Grimmelshausen und war bis vor kurzem Mitglied der AfD.
Der Bürgermeister von Themar, Hubert Böse (parteilos), forderte ein 
komplettes Verbot solcher Veranstaltungen. "Für mich ist das ganz 
einfach irre, was da von sich gegeben wird", sagte Böse. Er fühle sich 
bei derlei Konzerten in eine Zeit zurückversetzt, die mit den 
1930er-Jahren - der Zeit des Nationalsozialismus also - vergleichbar 
sei.
Gegen das Neonazi-Konzert gibt es noch ein weiteres 
Verfahren. Der Landkreis Hildburghausen hatte eine Beschwerde beim 
Oberverwaltungsgericht Weimar eingereicht, die sich gegen einen 
Beschluss des Verwaltungsgerichts Meiningen richtet. Die Meininger 
Richter hatten das geplante Konzert als politische Versammlung 
eingeschätzt. Der Landkreis Hildburghausen hatte dem Festival dagegen 
zuvor den Versammlungscharakter abgesprochen. Damit hätte es durch den 
Landkreis verboten werden können. Der Vizepräsident des 
Oberverwaltungsgerichts, Hans-Peter Hüsch, sagte, mittlerweile lägen die
 Stellungnahmen aller Beteiligten vor. Das Oberverwaltungsgericht werde 
in den nächsten Tagen über die Beschwerde des Landkreises entscheiden. 
Polizei bereitet sich auf Großeinsatz bei Festival vor
Die Thüringer Polizei bereitet sich derweil auf einen Großeinsatz bei 
dem Rechtsrock-Festival am Samstag vor. Die drei Hundertschaften des 
Freistaates seien komplett im Einsatz, sagte ein Sprecher der 
Landespolizeidirektion Erfurt. Zudem seien mehrere hundert Einsatzkräfte
 aus anderen Bundesländern angefragt worden.
Nach dem G20-Gipfel 
sei jedoch unklar, wie die Resonanz ausfalle. "Jetzt sortiert sich alles
 neu, was man überhaupt noch auf die Beine stellen kann", sagte der 
Sprecher. Der Thüringer Verfassungsschutz erwartet bei dem 
Rechtsrockkonzert am Samstag mehr als 5.000 Rechtsextreme. Themar selbst
 hat knapp 3.000 Einwohner. Bislang wurden für Samstag nach 
Polizeiangaben neun Gegendemonstrationen angemeldet - etwa von 
Privatpersonen, der Kirchengemeinde oder einem Bündnis für Demokratie 
und Weltoffenheit.
