Mariannenpark: Stadt setzt Hauptpächter SV Wacker vor die Tür

Erstveröffentlicht: 
08.04.2017

Das Leipziger Sportamt fordert den SV Wacker zur Räumung des Geländes bis Ende April auf.

 

Leipzig. Der Streit um die Sportanlage im Mariannenpark eskaliert: Die Stadt hat jetzt dem Hauptpächter, dem SV Wacker, fristlos gekündigt. In dem Schreiben, das der LVZ vorliegt, fordert Sportamtsleiterin Kerstin Kirmes den Verein auf, bis zum 28. April das Gelände zu räumen. Anlass seien Vertragsverletzungen. So habe SV Wacker trotz viermaliger Aufforderungen eine Jahresabschlussrechnung für 2015 nicht korrigiert und damit keine ordnungsgemäße Verwendung städtischer Gelder nachweisen können. Zuletzt musste die Stadt auch die Eintreibung der Grundsteuern mahnen – die Zahlung erfolgte schließlich einen Tag nach Ablauf der letzten Frist. Vom Rathaus war am Freitag niemand zu einer Stellungnahme zu erreichen.

 

Die Probleme im Mariannenpark bestehen, seit vor drei Jahren der neu gegründete FC International auf die Sportanlage kam. Die Stadt hat an SV Wacker das Vereinsgebäude, zwei Rasengroßfelder, zwei Kleinfelder sowie einen Hartplatz verpachtet. Ein drittes Rasengroßfeld trat Wacker 2014 ab, damit es die Kommune an den FC International verpachten konnte. Der verfügt aber über keinerlei Infrastruktur. Anfangs nutzte Inter Umkleiden, Toiletten und Duschen vom Platznachbarn. Wegen unbezahlter Rechnungen und Streit um die Reinigung sperrte Wacker den Neuen jedoch schon im Sommer 2014 den Zugang zum Vereinshaus und zuletzt auch den Hauptzugang zum Sportplatz; erst vor Gericht einigten sich beiden Seiten auf einen Vergleich. Im Streit mit der Stadt lassen sich die Wacker-Vorstände Ines Weiß und Holger Drendel nun von einem Anwalt vertreten, zu dessen Mandanten immer wieder Personen aus der rechten Szene zählen.

 

Im März errichtete Inter nun ein eigenes Sozialgebäude am Platz – allerdings ohne Baugenehmigung (Sportbuzzer berichtete). Die wurde erst diese Woche eingereicht. Die Stadträte in den Fachausschüssen, Sportamt und Amt für Bauordnung und Denkmalpflege seien jetzt gefragt, „kurzfristig nach genehmigungsfähigen baulichen Lösungen zur zwingend notwendigen Verbesserung der Umkleide- und Sanitärbedingungen auch für den FC International zu suchen“, fordert indes Linken-Stadtrat Siegfried Schlegel.

 

Mit dem SV Wacker bangen vier weitere Vereine, die dessen Anlagen nutzen, um ihre Zukunft: die Spielgemeinschaft PKM Anlagenbau, BC Eintracht, FFC Wacker und der Rugbyverein Leipziger Scorpions. „Wir wollen nur in Ruhe Fußball spielen“, betont Martin Borowsky, Abteilungsleiter Fußball bei SV Wacker. „Durch die Kündigung stehen 250 Sportler auf der Kippe.“ Der Präsident der SG PKM Anlagenbau, Steffen Kügler, sieht in der Überleitung des Wacker-Pachtvertrages auf seinen Verein eine Option, die Situation für alle beteiligten Vereine zu retten. Seit vergangenem Herbst liege der Vorschlag dem Sportbürgermeister vor.

 

Die Stadt hüllt sich bislang zu ihren Plänen mit der Sportanlage in Schweigen. Ihr Vorgehen erinnert jedoch an die Sportanlage in der Teichstraße. Dort ließ die Kommune den Pächter, den SV Azubi, quasi am ausgestreckten Arm verhungern. Der löste sich Ende 2016 schließlich auf. Jetzt stehen die Zeichen auf Übernahme der Sportanlage durch den Verein Roter Stern Leipzig.