Die Anti-Islam-Populisten von "Pro Deutschland" müssen laut dem Berliner Verwaltungsgericht in Schöneberg einen Raum für ihren Bundesparteitag bekommen.
VON SEBASTIAN HEISER
Die Rechtspopulisten von "Pro Deutschland" können ihren Bundesparteitag im Rathaus Schöneberg abhalten. Das Verwaltungsgericht Berlin hat in einem Eilverfahren entschieden, dass der Bezirk dafür einen Sitzungssaal in dem Gebäude zur Verfügung stellen muss - allerdings nicht wie geplant bereits am kommenden Samstag, sondern erst am 17. Juli. Der Bezirk hat allerdings die Möglichkeit, noch das Oberverwaltungsgericht anzurufen.
Das Bezirksamt hatte gleich mit einer ganzen Reihe von 
Argumenten versucht, die Veranstaltung zu verhindern. Am 18. Mai hatte 
es eine Nutzungsordnung für die Bezirksräume beschlossen, wonach diese 
nur an die Bezirksverbände der Parteien für lokale Veranstaltungen 
vermietet werden dürfen, nicht aber für Bundesparteitage. Das Gericht 
ließ das nicht gelten, weil dies erst beschlossen wurde, als der Antrag 
von "Pro Deutschland" bereits vorlag. Die im Jahr 2005 bundesweit 
gegründete Partei agitiert gegen Muslime und Migranten und ist bisher 
vor allem in Köln aufgefallen.  Das Gericht hatte 
zudem den Eindruck, die Islamkritiker sollten absichtlich ausgeschlossen
 werden. Dies sei "weder mit dem Gebot der Gleichbehandlung noch dem 
Gebot der Chancengleichheit für politische Parteien zu vereinbaren", 
teilte das Gericht am Mittwoch mit. Dieses Prinzip ergibt sich aus dem 
Gleichheitsgrundsatz im Grundgesetz und soll sicherstellen, dass neue 
Parteien nicht von ihren etablierten Konkurrenten gezielt kleingehalten 
werden können. Der Bezirk hatte allerdings auch 
argumentiert, "Pro Deutschland" sei gar keine Partei. Das 
Verwaltungsgericht sah das anders: Die Bewegung wolle auf die politische
 Willensbildung Einfluss nehmen, sich in Parlamente wählen lassen und 
habe auch bereits einen gewissen Organisationsgrad. Ob der Bezirk in die
 nächste Instanz gehen wird, ist unklar - der zuständige Stadtrat Bernd 
Krömer (CDU) war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bezirksparlament
 Tempelhof-Schöneberg, Jörn Oltmann, ist "empört über die Veranstaltung"
 der Rechtspopulisten im Rathaus. "Wenn es dabei bleibt, werden wir uns 
mit Sicherheit überparteilich unterhalten, um gemeinsamen Protest zu 
organisieren." "Pro Deutschland" richte sich gegen die Demokratie und 
sei "auf das Schärfste zu bekämpfen". Die 
Rechtspopulisten hatten sich das Schöneberger Rathaus gezielt 
ausgesucht, weil dort John F. Kennedy 1963 seine berühmte "Ich bin ein 
Berliner"-Rede gehalten hatte. Die Entscheidung des Gerichts feiert die 
Organisation als "schallende Ohrfeige für die kommunalpolitischen 
Größen". Und fabuliert bereits, der Parteitag an diesem Ort werde sie 
"dem Einzug ins Rote Rathaus entscheidend näherbringen". (VG 2L 72.10)
