Magdeburg - Irgendwann hatten sie in Nienhagen die Nase voll. Über Jahre hatten die 380 Einwohner des Dorfen im Vorharz Neonazi-Konzerte mit bis zu 1.800 Besuchern mitten im Ort erdulden müssen. Der Organisator: ein Nachbar.
Schließlich sammelten die Bürger Unterschriften und erzwangen so, dass die für die Auftritte rechtsextremer Bands genutzte Lagerhalle nicht mehr an die Rechtsrocker vermietet wird. 2012 war das.
Zwei Konzerte fanden danach doch noch statt, das letzte im Juni 2014. „Seitdem herrscht bei uns Ruhe“, sagt Hans-Christian Anders, Sprecher des Bündnisses „Nienhagen rechtsrockfrei“.
Rechtsrock in Sachsen-Anhalt: Extremistische Musik bei Privatkonzerten
Für den Rest Sachsen-Anhalts lässt sich das nicht sagen. Im Gegenteil: Die Zahl der Rechtsrock-Konzerte hat im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Die Behörden zählten 31 Konzerte, Liederabende oder sonstige Veranstaltungen, auf denen rechtsextreme Musiker auftraten - in Sotterhausen bei Sangerhausen, Magdeburg oder Dessau. Das ist ein Anstieg um die Hälfte, im Jahr davor waren es 21.
Das geht aus der Antwort des Innenministeriums auf eine kleine Anfrage der Linken-Landtagsabgeordneten Henriette Quade hervor. Die Arbeitsstelle Rechtsextremismus des Vereins „Miteinander“ zählte sogar noch mehr Konzerte - 37, gegenüber 27 im Vorjahr. Der Verein ordnet Bands als rechtsextrem ein, die die Behörden noch in einer Grauzone verorten und deshalb in der Statistik nicht berücksichtigen.