Im Terrorprozess gegen die Gruppe Freitalt hat der Angeklagte Justin S. am Mittwoch zum dritten Prozesstag weiter ausgepackt. Justin S. schilderte vor dem Oberlandesgericht Dresden, dass der Freitaler NPD-Stadtrat Dirk A. die Adressen von Flüchtlingswohnungen für Anschläge geliefert haben soll. Zudem soll er auch bei den regelmäßigen Treffen und im geheimen Chat dabei gewesen sein, so die Aussage. Zudem wurden neue gravierende Informationen bekannt - so war auch ein Mord eines Zeugen und ein Angriff aufs Freitaler Polizeirevier in der Gruppe diskutiert worden.
Angriff auf Polizeirevier geplant
Der
 jüngste Angeklagte erhob weitere Vorwürfe gegen die beiden mutmaßlichen
 Rädelsführer. Timo S. habe auch einen Angriff auf das Polizeirevier 
Freital geplant, sagte der 19-Jährige Justin S. auf Frage eines 
Nebenklagevertreters. "Ja, das war so eine Schnapsidee, da 
reinzustürmen." Nach Vorstellung von Timo S. hätte zuvor ein Polizeiauto
 angehalten, die "Beamten kampfunfähig" gemacht und eine Waffe aus dem 
Kofferraum gestohlen werden sollen. Die Planungen seien jedoch nicht 
weiterverfolgt worden. 
Auch Oktoberfestzelt an Teplitzer Straße ausgespäht
Gemeinsam mit dem Freitaler NPD-Stadtrat Dirk A. seien die beiden nach Dresden gefahren, um ein Großzelt auszuspähen, das nach einem Oktoberfest-Einsatz als Erstaufnahmeeinrichtung für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden sollte
 - "damit man da eventuell einen Anschlag verüben kann." Bei der Tour 
sei auch der Angeklagte Mike S. mit dabei gewesen. Unterdessen habe er 
selbst in Freital auf die Handys der Kundschafter aufgepasst, damit auf 
diesen keine GPS-Spuren hinterlassen würden, sagte der Angeklagte.
Ermordung von Zeugen im Fall Johann Dulig diskutiert
Offensichtlich
 wurde in der Gruppe auch über die Ermordung eines Zeugen diskutiert, 
der Timo S. im Zusammenhang mit einem Überfall auf ein Auto mit 
Flüchtlingshelfern belastet hatte. Timo S. habe die Aussage des Mannes 
in der Gruppe weitergereicht, sagte der 19-Jährige. "Ich habe bloß 
erfahren, dass der verschwinden soll." Auf die Nachfrage, was er unter 
"verschwinden" verstanden habe, sagte Justin S.: "Ihn umbringen." 
Timo S. war wegen der Tat im April vergangenen Jahres zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.
 Unter den Flüchtlingsunterstützern, die er gemeinsam mit anderen von 
Freital nach Dresden verfolgt hatte, war auch der Sohn des sächsischen 
Vizeministerpräsidenten Martin Dulig. 
Der Generalbundesanwalt 
wirft den sieben Männern und einer Frau im Alter zwischen 19 und 39 
Jahren die Bildung einer terroristischen Vereinigung vor. Außerdem sind 
sie wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und der 
Herbeiführung von Sprengstoffexplosionen angeklagt. Der 19-jährige 
Gleisbauerlehrling ist bisher der einzige Beschuldigte, der sich zu den 
Vorwürfen 
einließ.
Der Prozess gegen die "Gruppe Freital" ist
 das erste Terrorverfahren in Sachsen. Er findet in einem eigens dafür 
eingerichteten Hochsicherheitssaal auf dem Gelände einer künftigen 
Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge am Hammerweg statt. Bis Ende 
September sind noch knapp 60 Verhandlungstage terminiert.
