Die Zahl der Kriminalitätsschwerpunkte in Freiburg ist von zwei auf drei gestiegen. Zu dieser Kategorie zählt die Polizei den Stühlinger Kirchplatz, Teile der Altstadt und seit kurzem auch den Colombipark.
Eine solche Klassifizierung, die sich an Fallzahlen orientiert, gibt der
 Polizei in den entsprechenden Zonen weitreichendere Rechte: Sie kann 
ohne Anlass Kontrollen vornehmen oder auch Taschen durchsuchen. Am 
Stühlinger Kirchplatz scheint sich die erhöhte Polizeipräsenz bereits 
positiv auszuwirken (Kommentar).
Die Ausgangslage ist bekannt: Freiburg hat die höchste Kriminalitätsrate
 im Land und kämpft dagegen seit Jahren an – mit einer, so jedenfalls 
die Freiburger Sicht, unterbesetzten Polizei. Die Landesregierung hat 
nun Hilfe fest versprochen; in Arbeit ist eine sogenannte 
Sicherheitspartnerschaft.
Oberbürgermeister Dieter Salomon, der Erste Bürgermeister Otto Neideck 
und auch Polizeipräsident Bernhard Rotzinger waren am Mittwoch zu 
vorbereitenden Gesprächen im Stuttgarter Innenministerium. Bereits am 
Dienstag war bekannt geworden, dass der Anfang Dezember nach Freiburg 
verlegte Polizeizug mit 25 Frau und Mann weiter in Freiburg bleiben wird
 (Hintergrund).
				
Die Zusatzeinheit sollte vor allem in der Innenstadt und auch an 
Brennpunkten Präsenz zeigen. Das scheint gelungen zu sein. Denn auf dem 
Stühlinger Kirchplatz, wo zuletzt die Drogendealer wieder stark auf dem 
Vormarsch waren, seien Kontrollen fast stündlich erfolgt. "Die Dealer 
sind weg und sie sind auch nicht in den Nebenstraßen", schildert ein 
Anwohner die Situation.
Bei der Polizei sagt man, man müsse für eine Bewertung erst die neuen 
Zahlen abwarten. "Aber der Eindruck ist, dass die Maßnahmen greifen", 
sagt Polizeisprecherin Laura Riske.
Der Stühlinger Kirchplatz ist bisher bereits von der Polizei als 
Kriminalitätsschwerpunkt definiert, genau wie die Altstadt zwischen 
Bertoldstraße im Norden, Humboldt/Belfortstraße im Süden, 
Bismarckallee/Schnewlinstraße im Westen und Kaiser-Joseph-Straße im 
Osten. Die Polizei hat nun BZ-Informationen bestätigt, dass mit dem 
Colombipark ein dritter Bereich als besonders kriminalitätsbelastet 
eingestuft wird. Dafür müsse eine Häufung an Straftaten in einem 
Deliktsbereich vorliegen.
Wie reagiert die Stadt auf das Unsicherheitsgefühl in Freiburg?
Im Colombipark gab es zwar in jüngster Zeit einige Überfälle, von denen 
auch nächtliche Diskoheimkehrer betroffen waren. Das Hauptaugenmerk der 
Polizei liegt aber auf dem Unterbinden des Rauschgifthandels: "Wir 
wollen nicht, dass im Colombipark eine offene Drogenszene entsteht", so 
Polizeisprecherin Riske. Im Colombipark beherbergt das Colombischlössle 
das Archäologische Museum. Dass die Sicherheitslage Sorge bereitet, 
darauf hatte jüngst Tilman von Stockhausen, Leiter der städtischen 
Museen, hingewiesen.
Eine Einordnung des Parks als Kriminalitätsschwerpunkt oder, wie die 
Freiburger Polizei es nennt, "Kontrollzone" ermöglicht der Polizei laut 
Paragraph 26 des baden-württembergischen Polizeigesetzes weitergehende 
Befugnisse bei Personenkontrollen. Bei der Sicherheitspartnerschaft von 
Stadt und Land wird es, so viel steht schon fest, auch um den Ausbau der
 Videoüberwachung gehen. Damit eine solche Kameraüberwachung für 
einzelne Bereiche der Stadt genehmigt werden kann, muss eine 
überproportionale Kriminalitätsbelastung nachgewiesen werden.
Mehr zum Thema:
- Verstärkung: Zusatzeinheit bleibt länger in Freiburg

