Zahl antisemitischer Attacken steigt stark an

Erstveröffentlicht: 
02.02.2017

Die Anzahl von Beleidigungen und Attacken gegen Menschen jüdischen Glaubens steigt in Großbritannien stark an. Die meisten Attacken passieren in Alltagssituationen und im Großraum London.

 

Die Zahl antisemitischer Attacken in Großbritannien ist im vergangenen Jahr um 36 Prozent gestiegen. Mehr als 1300 Mal wurden Mitglieder oder Institutionen der jüdischen Gemeinde 2016 Opfer von Rassenhass.

 

Nach Angaben des in London ansässigen Community Security Trust (CST), der diese Daten seit 1984 sammelt, unterscheidet sich das vergangene Jahr von früheren Zeiträumen. Grund sei, dass die Zahl der Angriffe konstant hoch blieb. In anderen Jahren hatten Ereignisse wie der Gaza-Krieg zu einem vorübergehenden Anstieg antisemitischer Taten geführt.

 

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich die Zahl der Angriffe zudem von durchschnittlich 50 auf 100 pro Monat verdoppelt. „Es scheint, dass die Gesamtzahl antisemitischer Angriffe durch den kumulativen Effekt mehrerer Ereignisse und Faktoren auf konstant hohem Niveau blieb. Die Ereignisse und Faktoren haben zusammengenommen eine Atmosphäre geschaffen, in der mehr antisemitische Angriffe stattfinden und ebenso wahrscheinlicher dem CST und der Polizei gemeldet werden.“

 

Der CST sieht den Grund für die anhaltend hohe Zahl antisemitischer Attacken 2016 zum einen im EU-Referendum und der darauf folgenden Welle von rassistisch motivierten Gewalttaten. Zudem seien Vorwürfe des Antisemitismus auf der Führungsebene der Labour Partei ein möglicher Hauptfaktor für den Anstieg gewesen. 

 

Muslimische Mädchen beleidigen jüdische Mädchen


Der größte Teil der Angriffe wurde laut CST in Alltagssituationen verzeichnet. Beleidigungen beispielsweise von jüdischen Bürgern auf der Straße oder öffentlichen Plätzen zählten dazu. So wurde in London im Januar 2016 eine Gruppe jüdischer Schulmädchen von zwei älteren muslimischen Mädchen beleidigt und getreten. In einem anderen Fall warfen im Februar 2016 in London drei Männer unter den Rufen „Heil Hitler“ Kanister auf drei Männer in traditionell jüdischer Kleidung. Merklich gestiegen sind dem CST zufolge zudem die antisemitischen Ausfälle in den sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook.

 

Drei Viertel der antisemitischen Taten wurden im Großraum London verzeichnet. Der CST ist eine unabhängige Organisation, die eng mit der britischen Polizei zusammenarbeitet.

 

„Die Ergebnisse des Reports sind extrem beunruhigend. Ich möchte in keinem Land leben, in dem auch nur ein Mitglied der jüdischen Gemeinde in Angst oder Unsicherheit lebt“, so der stellvertretende Labour-Chef Tom Watson. „Wir müssen Antisemitismus auslöschen, wo immer wir ihn finden, in unserem Land oder unserer Partei.“