Der NSU-Untersuchungsausschuss hat sich mit den Verbindungen von Rechtsextremen und der Organisierten Kriminalität befasst. Nach Einschätzung von Sachverständigen gibt es enge Verbindungen zwischen Gruppierungen der Organisierten Kriminalität und Rechtsextremen.
Geschäfte zwischen Rockern und Neonazis
So sagte ein Journalist am Montag vor dem NSU-Untersuchungsausschuss, 
Rocker hätten beispielsweise regelmäßig Kontakt zu Neonazis, wenn beide 
Seiten davon profitieren könnten. Dies sei etwa dann der Fall, wenn 
Rechtsextreme sich von Rockern Waffen beschafften. Solche Kontakte 
würden dadurch erleichtert, dass in den neuen Bundesländern ohnhein auch
 Rechtsextreme in die zuletzt stark gewachsenen Rockerclubs gekommen 
seien. 
Nach Angaben einer Fachjournalistin haben die Kontakte 
zwischen dem rechten Milieu und Rockergruppen in den vergangenen Jahren 
stark zugenommen. Schon vor einigen Jahren habe ihr ein 
Neonazi-Aussteiger gesagt: "Wegen Waffen gehen wir zu den Bikern." 
Ein
 anderer Journalist sagte, Rechtsextreme seien oft auch in kriminelle 
Geschäfte verstrickt. Zudem gebe es nach seinen Erkenntnissen Hinweise 
darauf, dass Thüringer Behörden solchen Verbindungen nicht ausreichend 
nachgegangen seien. Auch sei die Herkunft vieler Waffen des NSU bislang 
noch ungeklärt. 
Einzelfälle oder Struktur?
In der Frage, ob die Kontakte zwischen Rockern und Neonazis Einzelfälle 
oder strukturelle Verbindungen sind, haben die Journalisten 
unterschiedliche Erkenntnisse. So sagte einer, er könne kaum Strukturen 
erkennen, weil sich die Rocker als Gruppen nicht in politische 
Auseinandersetzungen hineinziehen lassen wollten. Die Journalistin 
dagegen meinte dazu: "Aus meiner Sicht sind es schon lange keine 
Einzelfälle mehr, was Neonazis im Rockermilieu angeht." Die Ideologien 
im Rocker- und im Neonazi-Milieu seien sich sehr ähnlich, so dass es 
leicht sei, von einer Szene in die andere zu wechseln. Vor einigen 
Jahren hätten Rocker zudem gezielt in der Thüringer Neonazi-Szene um 
Nachwuchs geworben. 
Nach Angaben eines Mitarbeiters des 
Bundeskriminalamtes ordnen die Sicherheitsbehörden jedes Jahr etwa 600 
Verfahren in ganz Deutschland der Organisierten Kriminalität zu. Daraus 
ergäben sich etwa 9000 Tatverdächtige jährlich für dieses 
Kriminalitätsfeld. 
Journalisten als Sachverständige
Zu der Anhörung wurden neben mehreren Juristen, Nebenklagevertretern und einem Kriminaldirektor des Bundeskriminalamts mehrere Journalisten als Sachverständige geladen. Dazu gehörten unter anderem auch Axel Hemmerling und Ludwig Kendzia von MDR THÜRINGEN, die in der Vergangenheit zahlreiche Recherchen zu den Themen NSU und Organisierte Kriminalität. Der Ausschuss will sich in seinen nächsten Sitzungen ausführlich mit möglichen Verbindungen zwischen der Organisierten Kriminalität und Rechtsextremen beschäftigen. Bislang hat sich das Gremium in dieser Legislaturperiode mit dem Auffliegen der rechten Terrorzelle «Nationalsozialistischer Untergrund» in Eisenach im November 2011 befasst.
